Ein kleines Mädchen blickt fragend auf das Foto des neuen Präsidenten Emmerson Mnangagwa
A girl looks at the image of the new president Emmerson Mnangagwa during the ceremony officially sworn-in in Harare on November 24, 2017. Emmerson Mnangagwa was sworn in as Zimbabwe's president on November 24, marking the final chapter of a political drama that toppled his predecessor Robert Mugabe after a military takeover. Mnangagwa, until recently one of Mugabe's closest allies, took the oath of office at the national sports stadium on the outskirts of Harare to an explosion of cheering from the full-to-capacity crowd (Photo by Belal Khaled/NurPhoto)
Belal Khaled/picture alliance/NurPhoto
„Eine Chance für echte Veränderungen“
Nach 37 Jahren an der Macht ist der Präsident Simbabwes, Robert Mugabe, auf Druck des Militärs Mitte November abgetreten. Der Generalsekretär des Nationalen Kirchenrates in Simbabwe, Kenneth ­Mtata, spricht über die Zukunft seines Landes, die Hoffnung auf Demokratie und wie die Kirchen vermitteln wollen
Tim Wegener
21.12.2017

chrismon: Warum hat Robert Mugabe plötzlich seine Macht verloren?

Kenneth Mtata: Er hat seinen Stellvertreter Emmerson Mnangagwa entlassen, damit seine Frau Grace Mugabe ihm nachfolgen kann. Doch Mnangagwa hatte den Rückhalt des Militärs. Als Mugabe diese Verbindung gekappt hatte, wurde er angreifbar.

Wie ist die Situation in Simbabwe momentan?

Es ist alles friedlich, alles fühlt sich normal an. Aber die Polizei arbeitet sehr eng mit dem Militär zusammen, das noch überall präsent ist. Es ist nicht ganz klar, ob die ­Polizei zeitnah wieder eigenständig arbeiten wird.

Wird Simbabwe jetzt zu einer Demokratie?

Wenn eine Person ein System für 37 Jahre dominiert hat und dann wegfällt, bleibt das System an sich zunächst intakt. Die Frage ist, wie es reformiert werden kann. Es besteht eine Chance für echte Veränderungen, aber es ist enorm viel Arbeit, die von den Bürgern selbst über­nommen werden muss – und natürlich auch von der neuen Regierung.

Maximilian Haas/LWF

Kenneth Mtata

Kenneth Mtata, geboren 1971, ist Theologe und Generalsekretär des Nationalen 
Kirchenrates in Simbabwe. Er hat 
in Südafrika 
promoviert und fünf Jahre für den Lutherischen 
Weltbund in Genf 
in der Schweiz 
gearbeitet.

Mugabes Nachfolger ist sein zuvor geschasster Vize­präsident Emmerson Mnangagwa. Wird sich unter ihm überhaupt etwas ändern?

Er ist gezwungen, viele Veränderungen vorzunehmen, muss sich aber auch dem System fügen. Er muss die ­Menschen belohnen, die ihm in schwierigen Zeiten bei­gestanden haben. Einerseits könnte er Veränderungen gegenüber sehr offen sein, aber der Druck des Systems macht es sehr schwierig für ihn, frei zu handeln. An ­seinem neuen Kabinett sieht man, dass er versucht, darin die Balance zu halten. So will er Einigkeit erzeugen.

Was ist die größte Herausforderung für das Land?

Zum Beispiel wie wir sicherstellen können, dass die ­Bürger umfassend beteiligt werden – nachdem der Umsturz durch das Militär zustande gekommen ist.

Welche Rolle spielen die Kirchen?

Als Kirchen haben wir Kontakt zu den Menschen und sammeln ihre Ideen und Bedenken, um sie an die neue Re­gierung weiterzuleiten. Wir hatten eine sehr erfolgreiche Versammlung im westlichen Teil des Landes. Dort haben die Menschen diskutiert, um welche Themen sich die neue Regierung wünschenswerterweise kümmern sollte.

Was treibt die Leute dort um?

Sie hätten etwa gerne eine Frauenquote für alle Re­gierungsämter, dass höhere Bildung erschwinglich wird und dass bisher benachteiligte Regionen gestärkt werden. 

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