Viele Politiker sind sich einig: Die Wähler hätten ihnen bei der Bundestagswahl einen komplizierten Auftrag mit auf den Weg gegeben. Dabei ist der Wählerwille klar: Die CDU hat sieben Prozent verloren, Bundeskanzlerin Angela Merkel – im Wahlkampf in vielen Medien als unschlagbare Lichtgestalt dargestellt – hat das schlechteste Unionsergebnis seit 1949 zu verantworten. In Bayern verlor die CSU über zehn Prozent – eine Blamage. Und SPD-Chef Martin Schulz kann froh sein, dass beim Wahlergebnis die „2“ vorne steht. Ja, besonders aus dem Ergebnis der Sozialdemokraten lässt sich eine Absage an eine Große Koalition interpretieren. Aber es gibt noch eine andere Lesart, die sehr naheliegend ist: Bundeskanzlerin Merkel ist eine Wahlverliererin; Horst Seehofer und Martin Schulz sind ebenfalls auf die Nase gefallen.
Vermutlich helfen Merkel die stumpfen „Merkel muss weg!“-Parolen, die AfD- und Pegida- Anhänger hasserfüllt brüllen. Mit ihnen wollen Medienmenschen sich nicht gemein machen. Das ist verständlich. Aber auf die Herausforderungen – etwa die Krise der EU, wankelmütige Partner in den USA und Russland, Klimawandel – sollte Deutschland nicht mit einem Bündnis aus Wahlverlierern reagieren. Es ist Zeit für neue Gesichter. Angela Merkel kann Respekt zurückgewinnen, wenn sie vorangeht – und die Verantwortung an Jüngere überträgt.