Pfarrer, Bischöfe und Professoren zitieren diesen Vers oft, um ihre verstorbenen Lehrer zu ehren. Die neue Fassung ohne Lehrer enttäuscht sicher manche. Allerdings übersetzte Martin Luther die strittige hebräische Vokabel maskilim in anderen Versen des Danielbuches nie mit Lehrer, sondern stets mit Verständige. Laut Kapitel 1,4 lässt Nebukadnezar, König von Babel, junge Israeliten auswählen, die klug und verständig sind. In Kapitel 9,22 erklärt der Engel Gabriel dem Propheten Daniel eine Vision, um zum rechten Verständnis zu verhelfen. Zwei Kapitel weiter heißt es: Die Verständigen im Volk werden vielen zur Einsicht verhelfen (11,33). Auch sieben Verse nach der strittigen Stelle (in 12,10) übersetzt Luther die Vokabel maskilim mit "die Verständigen".
Christoph Kähler
Nicht nur Lehrer sind Verständige. Das zeigt Daniel 12,3. Dort heißt es weiter: "Und viele, die zur Gerechtigkeit weisen, (werden leuchten) wie die Sterne immer und ewiglich". Verständigkeit wird gleichgesetzt mit gerechtem Tun. Mit Menschen, die sich um Kranke, Behinderte, Gefangene und Hungernde kümmern; die Frieden stiften, Beziehungen aufblühen lassen und Randständige zurück in die Gemeinschaft holen. Und bestimmt sind unter ihnen auch Lehrer, die anderen Menschen helfen, verständig zu werden.