József Hodász fährt fast jeden Tag zu seiner Tochter, der 77-Jährige passt dort auf seine Enkelkinder auf. Mit der S-Bahn muss er dafür einmal quer durch Budapest. Eine Fahrkarte braucht er nicht, sein Ausweis reicht. In Ungarn ist der öffentliche Nah- und Fernverkehr für Menschen über 65 kostenlos – schon seit langem.
Für Herrn Hodász ist das eine gute Sache. Wie könnte seine Tochter arbeiten gehen ohne seine Hilfe – und wie oft säße er allein zu Hause, wenn er diese Opapflicht nicht hätte! Das Auto hat er längst seiner Tochter geschenkt.
Als die ungarische Regierung den kostenlosen Nahverkehr und das fahrscheinlose System einführte, sollte das auch der Vereinsamung vieler alter Menschen entgegenwirken. Zugleich ist es eine schöne Überraschung für ältere Touristen. Denn seit 2007 fahren auch die Rentner aus anderen EU-Ländern hier umsonst. Ungarn ist damit EU-weit Vorreiter.
Experimente gibt es auch woanders. In der estnischen Hauptstadt Tallinn zum Beispiel, wo die Bürger seit 2013 kostenlos Bus und Bahn fahren – allerdings eben nur in der Hauptstadt.
Vorschlag der Expertin: Das Bürgerticket
Und bei uns? Freies Reisen für Senioren, das wäre schön, geht aber vielen noch nicht weit genug, angesichts verstopfter, zugeparkter Städte und zunehmender Luftverschmutzung. Verkehrsforscher Martin Randelhoff findet, dass städtische Verkehrskonzepte insgesamt angepasst werden müssten, um Autofahrern den Umstieg zu erleichtern. Dazu gehörten der Ausbau des Nahverkehrs, aber auch höhere Parkgebühren, weniger Parkplätze, verkehrsberuhigte Bereiche und mehr Geschwindigkeitsbegrenzungen.
"Wenn wir unsere Nachhaltigkeitsziele erreichen wollen, müssen alle sehr viel weniger Auto fahren", sagt Ulrike Reutter, Professorin für Öffentliche Verkehrssysteme an der Bergischen Universität Wuppertal. Ihr Vorschlag: das Bürgerticket. Jeder zahlt einen Betrag ähnlich dem Rundfunkbeitrag, gestaffelt nach Einkommen. Dafür können dann alle ohne Fahrschein fahren.