Ein Modewort geht um in Europa: Disvestment. Das ist das Gegenteil von Investment. Kürzlich teilte ein Zusammenschluss von weltweit 40 katholischen Institutionen mit, Gelder aus Investments in fossile Brennträger abzuziehen. Aktienpakete großer Energieversorger, die Kohlekraftwerke betreiben, hätten dann im katholischen Portfolio nichts mehr zu suchen.
Das ist sympathisch, aber nicht neu. Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau etwa hat sich längst dazu verpflichtet, ihre millionenschweren Rücklagen nach ethischen und nachhaltigen Kriterien zu investieren. Die Divestment-Idee zeigt Wirkung: Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin des evangelischen Hilfswerks „Brot für Welt“, schätzt, dass das Gesamtvolumen für nachhaltige Geldanlagen in den letzten zwei Jahren von knapp 200 auf deutlich über 400 Milliarden Euro angestiegen ist – und das nur im deutschsprachigen Raum.
Die Konzernbosse sollten die Signale hören. Die christlichen Kirchen sind große Investoren. Nachhaltig, ethisch und verantwortungsvoll anlegen können sie ihre Gelder aber nur, wenn die Wirtschaft wirklich grüner wird und Anlagemöglichkeiten bietet. Die Unternehmen sollten nicht auf die Arbeit der neuen Regierung Koalitionsverhandlungen in Berlin warten, sondern Chancen für grünes Geld bieten – als Investment, nicht als Disvestment.