Etwa 200 Menschen (Foto) haben am Samstagvormittag (09.09.2017) im pfaelzischen Herxheim am Berg unter dem Motto "Herxheim bleibt bunt" gegen einen Aufmarsch der NPD demonstriert. Aufgerufen hatten mehrere demokratische Parteien und Organisationen. Mit etwa zehn Teilnehmer demonstrierte die NPD Rheinland-Pfalz fuer den Verbleib der sogenannten "Hitler-Glocke" im Turm der evangelischen Kirche in Herxheim am Berg. (Siehe epd-Meldung vom 09.09.2017)
Monika Franck/epd-bild
Unberufene Ratgeber
Die Hitlerglocke im Kirchenturm ist verstummt
Portrait Eduard KoppLena Uphoff
29.09.2017

Diese Leute braucht man am allerwenigsten. NPD-Mitglieder demonstrierten im pfälzischen Herx­heim dafür, eine Kirchenglocke mit der Aufschrift „Alles fürs Vaterland – Adolf Hitler“  und mit einem Hakenkreuz weiter hängen und läuten zu lassen. Die NPD versteht zu wenig von Politik, um zu erkennen: Ihr Votum bewirkt das Gegenteil dessen, was sie herbeizureden versucht. 200 Gegendemonstranten ließen die NPD richtig schlecht aussehen. Dennoch ließ sich die Kirchengemeinde drängen, die 1934 gegossene Glocke verstummen zu lassen. Sie läutet nicht mehr zum Gottesdienst. Auch die Schläge zur Viertelstunde unterbleiben. 

Portrait Eduard KoppLena Uphoff

Eduard Kopp

Eduard Kopp ist Diplom-Theologe und chrismon-Autor. Er studierte Politik und Theologie, durchlief die Journalistenausbildung des ifp, München, und kam über die freie Mitarbeit beim Südwestrundfunk zum "Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatt" nach Hamburg. Viele Jahre war er leitender theologischer Redakteur bei dieser Wochenzeitung und seinem Nachfolgemedium, dem evangelischen Magazin chrismon. Seine besonderen Interessengebiete sind: Fragen der Religionsfreiheit, Alltagsethik, Islam, Geschichte des 20. und 21. Jahrhunderts, Krieg und Frieden.

In der Kirchengemeinde und ­Öffentlichkeit hat der Streit um die Glocke zu heftigen Kontroversen geführt. Soll man die Glocke weiter läuten lassen – als mahnende Er­innerung an die deutsche Geschichte? Oder der Idee des Zentalrats der Juden folgen, die Glocke in ein Museum bringen? Ob die Glocken denkmalgeschützt sind, ist strittig.

Schade, dass die Gemeinde Pressionen von rechts und auch von Medien so schnell nachgegeben hat. Besser, sie wäre kreativ mit dem Problem umgegangen. Eine Tafel mit Erklärungen, ein Gedenkstein am Kirchturm: Das wäre eine kluge Reaktion gewesen - so wie man es mit Erfolg bei Krieger­denkmälern und so mancher „Judensau“ gemacht hat. Geschichte lässt sich nicht einfach auslöschen.

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