"Angenehm", so wie ihr Vorname übersetzt heißt, war Ramitas Leben bisher kaum. Zusammen mit ihren Eltern und vier Geschwistern lebte sie in einem kleinen Dorf in Nepal. Durch einen Unfall kann ihr Vater nicht mehr auf dem Feld arbeiten. Ihre Mutter ist vermutlich durch Dünger hautkrank geworden.
Dazu erschütterten Erdbeben wie die aus dem Jahr 2015 Nepal, eines der ärmsten Länder Asiens. Von einem Moment zum anderen waren sämtliche Erntevorarbeiten und Lagerungen unwiederbringlich zerstört. Durch ihr korruptes Verhalten leiteten und leiten Politiker und Staatsbeamte viele Hilfsgelder in ihre privaten Taschen. Wie soll da ein kranker Bauer seine Familie ohne Hilfe ernähren und durch das Jahr bringen? "In Nepal gibt es keine Arbeit", betont Ramita. Und wenn, dann ist sie schlecht bezahlt.
Ihre Eltern schickten Ramita darum mit zehn Jahren nach Delhi. Hier sollte sie als Haushaltshilfe in einer befreundeten Familie arbeiten, Geld verdienen und so die eigene Familie unterstützen. Bei Eis, Kinobesuchen und Fürsorge ging es ihr zunächst auch relativ gut. Delhi ist nach Kolkata aber auch das zweitgrößte Drehkreuz in Südasien für verschleppte und gehandelte Menschen. Das Mädchen wurde an ein Bordell verkauft und in die Prostitution gezwungen. Moderne Sklaverei. Kurz bevor sie nach Mumbai weiterverkauft werden sollte, fand sie die Hilfsorganisation STOP. Gegründet von einer Inderin, wird diese private Initiative nun von einem indischen Team geleitet und von Botschaftergattinnen unterstützt.
Sie lernt Schneidern und Hauswirtschaft, damit sie ihrer Familie wirklich helfen kann
Die meisten Opfer des Menschenhandels kommen auf die Arabische Halbinsel. Besonders nach den beiden Erdbeben im Jahr 2015 hat sich Indien mit seiner grünen Grenze zu einem Drehkreuz dieser kriminellen "Industrie" entwickelt, in deren Fänge Ramita als eine von geschätzt 700 00 Nepalesinnen geriet. Und das bei einer Bevölkerung in Nepal von 29 Millionen Menschen.
Die psychologische Hilfe und tägliche Versorgung durch STOP ist wichtig für Ramita. Auch dass sie schneidern und Hauswirtschaft lernen kann, um sich selbstständig zu machen. "Bald kann ich meiner Familie wirklich helfen", hofft sie.