Badesee  - Geschichten aus der Redaktion
Badesee - Geschichten aus der Redaktion
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Von Weißen Haien, kühnen Segelmanövern und improvisierten Eishockeyschlägern
Der erste Kuss, das schönste Foto, das größte Abenteuer: chrismon-Redakteure und Fotografen haben sich erinnert und ihre spannendsten, skurrilsten oder gruseligsten (Bade-)Seegeschichten aufgeschrieben
Lena Uphoff
Tim Wegner
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Portrait Anne Buhrfeind, chrismon stellvertretende ChefredakteurinLena Uphoff
Felix EhringLena Uphoff
Victoria Komu
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Portrait Burkhard Weitz, verantwortlicher Redakteur für chrismon plusLena Uphoff
Anika Kempf
Tim Wegner
Tim Wegner
28.07.2017

Seezeichen

von Anne Buhrfeind

Wir kamen an, und sofort war alles andere ganz weit weg. Jetzt gab es nur noch den See, die Boote, uns selbst, die Hafenkneipe. Reichte völlig! Junge, weißt du noch, wie man einen doppelten Palstek knotet? Wie wir Raumwind und Halbwind kennengelernt haben, in den Büchern und draußen? Wie wir zwei Mal fast nicht mehr nach Hause gekommen sind? Beim ersten Mal, weil wir zu blöd waren (und du die Fock nicht rechtzeitig reingeholt hast!), beim zweiten Mal war wirklich Sturm ...

Der Ratzeburger See ist für Segelanfänger ein Ozean, jedenfalls die ersten paar Tage, unsere schrabbelige Jugendherberge kam uns vor wie ein Paradies, das Essen aus der Großküche sternemäßig – und den Kommandos der unbezahlten Segellehrer vom CVJM folgten die meisten von uns auch abends am Tresen oder am Grill. Die anderen sind einfach noch mal vom Steg ins Wasser gehüpft. Ach, herrlich war’s.

Unser "Mann-über-Bord"-Manöver hat super geklappt bei der Prüfung: Mit deinem Aufschießer stand das Boot mäuschenstill vor der Boje. Jetzt machst du das Jura-Examen. Das wird auch perfekt! 

  • Lage: CVJM Freizeit- und Segelzentrum RZ gGmbH, Domhof 36, 23909 Ratzeburg – zwischen Hamburg und Lübeck
  • Gastronomie-Empfehlung: Die Hafenkneipe vom CVJM, direkt am Wasser
  • Größter Nervfaktor: Die Nachbarn, manchmal: ehrgeizige Ruderer vom Sportinternat. Olympiastützpunkt!

 

Der fotogenste See

von Claudius Grigat

Nahe Tannheim in Tirol glitzert eine der größten Sehenswürdigkeiten der Region: Der Vilsalpsee. Er ist wohl zigtausendfach fotografiert worden, ist er doch so etwas wie ein prototypischer Alpensee: Die üppigen grünen Wiesen und der Bergwald an den Ufern, die umgebenden Gipfel, der Weg der Sonne und damit der Lichteinfall auf die Wasseroberfläche – alles macht ihn zu einem perfekten Fotomotiv, einem See, wie er in jedem Milchproduktwerbespot auftauchen könnte. So ein Foto wollte ich auch machen.

Doch leider ist der wahre Vilsalpsee auch eine Touristenfalle, mit Fischerstube und Eis am Stiel, Ruderbootverleih und Bummelbahn, Pferdekutschen und kostenpflichtigem Großparkplatz. Meine Fotos glichen daher eher Wimmelbildern.

Bis ein mächtiges Unwetter den See und sein Tal heimsuchte. Eine Stunde lang ging die Welt unter, mit mir als Beobachter unter dem Vordach des Gasthauses. Mein letztes Foto vor der Abfahrt zeigt bunte, an einem menschenleeren Seeufer aufgereihte Boote vor Berggipfeln, die sich mit dunklen Wolkenfetzen schmücken und sich in eisgrauem Wasser spiegeln. Ein perfektes Bild!

  • Lage: Österreich, Tirol, Bezirk Reutte, Gemeinde Tannheim, Vilsalptal: Vilsalpsee 1, A-6675 Tannheim
  • Gastronomie-Empfehlung: Restaurant-Café "Gasthof Vilsalpsee", direkt am Seeufer und Besucherparkplatz gelegen
  • Größter Nervfaktor: Es gibt zwar eine geteerte Zufahrtsstraße von Tannheim aus durch das Vilsalptal zum Parkplatz am See. Die ist aber nur vor 10 Uhr und nach 17 Uhr für den Normalverkehr geöffnet. Kommt man zwischen 10 und 17 Uhr, muss man auf den Bus, die Kutsche oder das Touristenbähnchen ausweichen, mit entsprechenden Beförderungsentgelten. Oder man läuft eben ein bis zwei Stündchen …

 

Der erste Ferientag

von Birte Mensing

Wer in Bayreuth aufwächst, hat ein hartes Schicksal. Kein Badesee ist wirklich nah. Und deshalb hieß es für Familie Mensing, auch für die Kleinen, jahrelang: 15 Kilometer Radfahren zum Trebgastsee. Bis zu dem Tag, als ich mit meiner Freundin Larissa herausfand, dass man in Bayern am ersten Ferientag umsonst mit dem Zug fahren durfte. Wenn man eine Eins im Zeugnis hatte. Wir hatten uns angestrengt, hingefiebert und hatten sie dann, die Eins im Drittklass-Zeugnis. Und so stiegen wir am ersten Sommerferienmontag stolz in den Zug Richtung Bamberg, das Zeugnis in der Tasche. Die Fahrt dauert, ich habe es nachgeguckt, zehn Minuten. Es kam uns ewig vor.

Wie oft waren wir schon vorher dagewesen, aber nie ohne Eltern. Und nie ohne die müßige Radtour. Und so waren wir stolz, dass wir alleine zum See durften. Und da passierte dann: nichts. Wir schwammen um die Wette, aßen Pommes und holten uns einen Sonnenbrand.

Später fuhren wir an andere Orte. Salzburg, Nürnberg, Würzburg. An den Trebgastsee reicht an einem heißen Sommertag keine der Städte ran.

  • Lage: Deutschland, Trebgast, zwischen Bayreuth und Kulmbach
  • Gastronomie-Empfehlung: Pommes am Kiosk – oder eine Stärkung in der Dorfschänke in Trebgast
  • Größter Nervfaktor: Viele, viele kleine Kinder. Und nackerte Alte

 

Ein Kuss im Schlamm

von Felix Ehring

Mit 15 Jahren war ich gewissermaßen noch ein Kind. Mädchen interessierten mich, aber ich wusste nicht viel mit ihnen anzufangen. Zu dieser Zeit, als Helmut Kohls Kanzlerschaft träge ihrem Ende zuging, sah ich älter aus, als ich es im Kopf war.

Nördlich von Peine spielte ich in einem Verein Volleyball, bei der sportlichen Regionalmacht VFL Uetze. Im Sommer fand ein Beachvolleyball-Turnier am nahe gelegenen Irenensee statt. Ich spielte mit meinem Bruder, wir verloren und verbrachten den Rest des Tages mit anderen Verlierern am See.

20 Jahre sind seitdem vergangen und haben nahezu jede konkrete Erinnerung trübe werden lassen wie das Wasser im See: Welcher Monat war es? Schien die Sonne? Wer war noch dort? Alles weg. Nur an zwei Dinge erinnere ich mich: den schlammigen Seegrund, in dem man bis über die Knöchel versank. Und Ida.

Sie war die jüngere Schwester eines gegnerischen Spielers. Ich kannte sie von anderen Turnieren. Ida: ein Jahr jünger als ich, braune, lange Haare, eine hohe Stirn und ein unbeschreiblich schöner Mund. Wir saßen wohl auf unseren Handtüchern, aßen vielleicht Eis oder Pommes, unterhielten uns über die Schule und über die anderen, gingen jedenfalls irgendwann ins flache Wasser. Wir berührten uns, sie hielt sich an mir fest, wir standen schließlich im Irenensee, dessen leicht modrigen Geruch ich zu erinnern glaube, und wir küssten uns. Auf den Mund. Es war mein erster richtiger Kuss, aber bestimmt nicht Idas erster richtiger Kuss, denn sie konnte es ziemlich gut.

Am späten Nachmittag dann, vor dem Abschied verabredeten wir, uns wiederzusehen. Eventuell schrieben wir uns einige Briefe auf kariertem Recyclingpapier. Aber wir lebten 65 Kilometer voneinander entfernt, damals eine große Distanz. Schon bald wusste ich: Es wird bei diesem einen Mal bleiben. Am Irenensee hatte ich Glück.

  • Lage: Irenensee bei Uetze, 35 Kilometer nordöstlich von Hannover, mit Campingplatz und mittlerweile sogar mit Ferienwohnungen: www.irenensee.de
  • Gastronomie-Tipp: Das "Seeblick Restaurant am Irenensee" bekommt seit einem Eigentümerwechsel gute Bewertungen
  • Größter Nervfaktor: Ein Klassiker: Mücken und Bremsen zum Abend

 

Der Hochzeitsanzug

von Ursula Ott

Es war der 21. April, Gründonnerstag, und wir hatten gerade geheiratet. In Wien, auf dem Standesamt Ottakring, weil Wien unser Sehnsuchtsort ist. Und weil Ottakring klingt wie Ott, und weil – überhaupt - es warm ums Herz war und warm im Schädel, es kam dazu der Champagner und die Aufregung. Jedenfalls: mir war warm. Ich brauchte kaltes Wasser. Möglichst schnell. "Komm, wir fahren runter zum Neusiedler See", sagte mein Mann, "da springst du einfach rein."

Mindestens drei Fehler waren an dieser Idee. Erstens springt man in den Neusiedler See nicht hinein, er ist nur schulterhoch flach. Man watet. Zweitens ist im April wirklich noch keine Badesaison. Drittens hatte ich zwar Winterstiefel, ein kleines Schwarzes und das rote Seidentuch im Koffer, mit dem wir uns kennengelernt hatten. Aber keinen Badeanzug. Wer rechnet im April schon mit Baden?

Aber der liebe Gott – wenn es ihn gibt, dann im gesegneten Österreich! – tut nichts als fügen. Er ließ die Sonne an diesem Tag so brutzeln, dass wie durch ein Wunder, in Podersdorf am See, eine Strandbude vorzeitig öffnete. Und die Verkäuferin führte nicht nur Sonnenmilch, aufblasbare Krokodile und den "Standard". Sie hatte einen Stapel, noch mit Plastikfolie verschweißte, nagelneue Badeanzüge. Ich kaufte den obersten, schwarz mit gelben Streifen, lief überglücklich ins kalte Wasser und war froh, dass auch mit frisch gekühltem Kopf der Tag immer noch ein Glückstag blieb: Hurra, ich war jetzt verheiratet, und es fühlte sich immer noch gut an! Auch nüchtern!

Ich war seither oft an Ostern in Wien und im Burgenland, nie wieder war es so warm, nie wieder hatte die Bude auf. Aber den Badeanzug, den habe ich jetzt immer dabei.

  • Lage: Neusiedler See, circa 20 Minuten vom Flughafen Wien-Schwechat auf der A4 Richtung Ungarn
  • Gastronomie-Tipp: "Sunset Bar" in Podersdorf, ganz vorne am Steg. Direkt unterm Leuchtturm einen Sundowner am See trinken - ein Traum!
  • Größter Nervfaktor: Er ist schon sehr flach, der See. Und wenn es im Hochsommer warm wird, riecht er seltsam. Es wird dann auch sehr voll. Wer nicht gerade einen Ungarisch-Crashkurs machen will, flieht zurück nach Wien. Ins Museum. Das MAK zum Beispiel hat eine sehr gute Klimaanlage

 

Abenteuer light

von Michael Güthlein

Dreiwöchiger Abenteuerurlaub in Uganda: Berggorillas gesehen, Elefanten gesehen, Giraffen gesehen. Nach ein paar Tagen in Kampala – der Hauptstadt, die gefühlt zu 70 Prozent aus Abgasen besteht – wollen wir vor dem Rückflug noch etwas Ruhe genießen. Also ab auf die Ssese-Islands im Viktoriasee, um uns am Strand zu sonnen und Doppelkopf zu spielen.

Von Kampala mit dem Taxi nach Entebbe zum Fährhafen. Und da ist er, der größte See Afrikas. Wasser bis zum Horizont. Die Fähre wird so voll geladen, dass auch der letzte Quadratzentimeter mit einem oder gleich zwei Passagieren besetzt ist. Schwimmwesten sind leider nicht ganz so viele an Bord. Na ja, was soll's. Abenteuerurlaub eben. Dafür verkauft das Schiffspersonal ausgezeichnete Samosas (frittierte Teigtaschen, gefüllt mit Gemüse oder Fleisch) und gekühltes Bier.

Ein Mann, der sich schlicht als "Manager" vorstellt, fängt uns am Hafen von Kalangala ab und bringt uns in sein Hotel, das wohl mal als Luxusresort geplant war und auf halbem Weg stecken geblieben ist. Baden kann man im Viktoriasee eigentlich nicht: Industrieabwässer werden ungefiltert hineingeleitet, Bilharziose-Würmer und andere Parasiten warten nur darauf, sich durch Menschenhaut zu bohren und in den Organen einzunisten. So warnt man zumindest Touristen. Die planschenden Einheimischen stört das wenig. So viel Abenteuer muss dann aber doch nicht sein. Zur Entschädigung gibt’s einen Bilderbuch-Sonnenuntergang, gegrillten Fisch und noch eine Runde Doppelkopf.
  • Lage des Sees: Kaum zu verfehlen: Mitten in Ostafrika. Die Ssese-Islands sind per Fähre von Entebbe in Uganda gut zu erreichen. Eine Überfahrt kostet wenige Dollar und dauert etwa vier Stunden. Achtung: Wer einen Sitzplatz will, sollte zwei Stunden vor Abfahrt da sein!
  • Gastronomie-Empfehlung: Die "Panorama Cottages" sind eine passable Unterkunft zu einem fairen Preis mit gutem Essen, nicht weit vom Strand. Auf der Insel gibt es einen Fahrradverleih, und Fischer fahren die Touristen gegen ein kleines Entgelt auf kleinere, paradiesische Inselchen
  • Größter Nervfaktor: Weiße Touris werden gerne von Taxifahrern und Hotelmanagern belagert. Preis und Unterkunft entsprechen dann nicht immer ganz den Versprechungen

 

Eishockey auf dem Schwäbischen Meer

von Arnd Brummer

Es war für uns Schüler nur mäßig lustig, wenn unser Deutschlehrer vor jeden Sommerferien denselben Scherz machte: "Kennt ihr einen Zweizeiler, in dem  'Seelöwe' und 'Bodensee' vorkommen?" Jaaa! Nach drei Jahren Unterricht bei ihm leierten wir mit gelangweilten Mienen: "Es tut mir in der Seele weh (See-Löwe!), wenn ich im Glas den Boden seh'!"

In Konstanz am Bodensee aufgewachsen, hätte ich nie gedacht, dass mir das "Schwäbische Meer" einmal so viel Sehnsucht abfordern würde, wie es nach meinem Wegzug spürbar wurde. Im Winter haben wir auf dem zugefrorenen "Gnadensee" zwischen Allensbach und der Insel Reichenau Eishockey gespielt. Originalschläger waren ziemlich teuer. So haben wir aus den Spazierstöcken von Opa, Papa und Onkel Franz selbst welche gebastelt, indem wir zwei Brettchen auf den Knauf nagelten.

Februar am Bodensee
Von Frühjahr bis Herbst radelte ich von daheim zum Gymnasium, wenn es nicht regnete. Mein Weg führte mich ein paar Hundert Meter am Seeufer entlang. Und fast jede dieser Touren unterbrach ich für ein paar Minuten durch ein Bad im See. Auf dem Hinweg machte das kühle Seewasser den müden Teenager wach. Und auf dem Rückweg, besonders nach hakeligen Klassenarbeiten, senkte das Schwimmen um die Mole am Segelhafen den inneren Stresspegel.  Die gefiederten Wesen, die dort ebenfalls zu Wasser gingen, lösten ein entspanntes "Ente gut, alles gut!" aus, auch wenn es sich bei ihnen um Möwen oder Gänse handelte. See-Löwe? Fehlanzeige!
  • Lage: Der Bodensee ist Teil der deutschen Grenze zur Schweiz (Südufer) und zu Österreich (Ostufer)
  • Gastronomie-Tipp: "Constanzer Wirtshaus", Spanierstraße 3, 78467 Konstanz. Schwäbisch-alemannische Küche, Weine und Obstler vom Bodensee
  • Größter Nervfaktor: Wetter im Sommer (mehrtägiger Dauerregen und Föhn bei Nordwestwind) wegen "Nordstau der Alpen". Im Winter wochenlang Nebel, wenn die Luft kälter ist als der See. Konstanzer Spruch: "Wir haben im Winter Nebel und im Sommer Besuch."

 

Der weiße Hai im Kahler See

von Caterina Pohl-Heuser

Sommer 1979. Hochsaison am Kahler See. Ich döse auf dem Badetuch. Meine Freundinnen Petra und Andrea sind im Wasser. Nichts für mich. Ich habe eine "Offene-Gewässer-Fluss-und-See"-Phobie.

Schuld daran ist der erste Blockbuster überhaupt: "Der weiße Hai". Andrea und ich hatten den Film 1975 im kleinen städtischen Kino gesehen. Unsere Eltern hatten keine Ahnung. Mir war danach übel vor Grusel, und Andrea nutzte leidenschaftlich jede Gelegenheit, mich an den Horror zu erinnern. Gerne auch durch Summen der Titelmelodie (Sie erinnern sich!) und noch viel lieber im Lämmerspieler Freischwimmbad. Sie pirschte sich unter Wasser an und kniff mir in die Beine.

Den Rest gab mir dann der Tag am Kahler See. Wir hatten ein kleines Schlauchboot dabei und paddelten zu einer Inselzunge im See. Wir sangen lauthals "Games without frontiers" und fühlten uns cool und erwachsen. Unser Ziel erreicht, gingen die Mädels die "Insel" erkunden, und ich hielt die Stellung an Bord. Aus Langeweile setze ich mir eine Taucherbrille auf und schwebte kurz darauf in der knietiefen, leicht trüben Brühe. Kein Tier bleibt bei dem Andrang freiwillig im See, beruhigte ich mich.

Langsam setzten sich Sand und Schwebeteilchen. Die Sicht wurde klarer und ... ein kleiner, transparenter Fisch glotzt mir durch die Taucherbrille in die Augen. Ich glotze zurück und wusste für den Bruchteil einer Sekunde nicht, wie mir geschah. Dann schoss ich aus dem Wasser und rettete mich ins Gummiboot.

Das war’s. Ich hatte es versucht. Alles klar. Gewässer dieser Welt, ohne mich! Seitdem lasse ich mich nur noch in winzigen Pools oder Tretbecken zu Wasser.

PS: Von jungen Hunden sagt man, dass die Größe der Pfoten einen Hinweis darauf gibt, wie groß die Hunde werden, wenn sie ausgewachsen sind. Das gilt, glaube ich, auch für Fische. Der kleine, transparente Fisch hatte riesige Flossen. Ich bin sicher, dass er noch lebt. Im Kahler See.

  • Lage: Kahler See (Saison bis Ende September), Königsberger Straße, 63796 Kahl
  • Gastronomie-Empfehlung: "Wirtshaus am See" mit Biergarten und Seeblick; "Pizzeria Seeterasse"; Kiosk auf dem Campingplatz
  • Größter Nervfaktor: die abschüssige Liegefläche, die nur aus Sand besteht

 

Früher Klassenparty - heute auch!

von Stefanie Spitzer

Wo wir früher noch Klassenpartys bis spät in die Nacht hinein feierten, genieße ich heute lieber die Ruhe am Baggersee am Rande meines Heimatdorfs im Unterallgäu. Am besten morgens im Hochsommer, ehe die meisten Besucher mit Kind und Kegel eintreffen.

Wenn man nicht weiß, dass es ihn gibt, ist er allerdings nicht leicht zu finden. Der Zufahrtsweg ist eine Abzweigung von der Landstraße, die aus dem Dorf herausführt; der Eingang versteckt sich ein wenig im begrünten Erdwall. Doch sobald ich die Stufen zum See hinabsteige und das strahlende Türkisblau des Wassers sehe, stellt sich bei mir Urlaubsstimmung ein.

Hübsch sieht es hier inzwischen aus, mit der begrünten Liegewiese und den zahlreichen Bäumen und Sträuchern. Als Kinder bahnten wir uns noch unseren Weg durch wirres Gebüsch und über große Kieselsteine bis zum Ufer, heute erleichtern Steinstufen den Einstieg ins oft eiskalte (Grund-)Wasser. Diente uns ein etwas morsches, abseits gefundenes altes Boot als Abenteuerschiff, gibt es heute ein festes Holzfloß, das als sichere Insel für viele Schwimmer herhält. Wenn ich mich dann am Abend auf den Heimweg mache, treffe ich gerade am Wochenende auf Teenager, die Grillgut und Bierkästen zum See tragen. Es gibt eben doch Dinge, die sich nie ändern werden.

  • Lage: Der Baggersee liegt in Bayern, nahe der A7 (Ausfahrt Woringen). Adresse: Allgäuer Straße, 87789 Woringen (47°54'56.3"N 10°12'38.1"E bzw 47.915630, 10.210576)
  • Gastronomie-Empfehlung: Gelegentlich kommt der Eistruck vorbei. Direkt am See gibt es keinen Imbiss, man kann aber gut ins Dorf fahren oder laufen (ca. 1,2 km), wo es im Wirtshaus "Schwarzer Adler" (Zeller Straße 1) gute einheimische Küche gibt. Alternativ ist das Bäckerei-Café "Café Kult" sehr zu empfehlen – plus: Direkt nebenan befindet sich der Werksverkauf der Confiserie Heilemann (Bahnhofstraße 12)
  • Größter Nervfaktor: Wohl der beliebteste Badesee in der Umgebung, und er zieht neben Stechmücken und Bremsen auch sehr viele feierbegeisterte Jugendliche und junge Erwachsene an. Das kann auch mal recht laut werden. Außerdem nichts für Menschen mit einer Aversion gegen Dixie-Toiletten

 

Wo geht's zum Paradies?

von Katharina Sattler

Ein Badesee mitten in der Stadt – davon träume ich schon immer. In Basel springt man in den Rhein und lässt sich flussabwärts treiben. Berlin hat sein Badeschiff - das allerdings mehr coole Strandbar als eine Bademöglichkeit ist. Und in Frankfurt am Main? In Frankfurt gibt’s den Schwedlersee – und der ist mein in diesem Sommer wahr gewordener Traum. Er liegt versteckt im Nirgendwo des Osthafens, nur einige Hundert Meter von der EZB entfernt.

Fast ist mir ein wenig unheimlich, als ich eines Sonntags durch das ausgestorbene Hafengebiet radele. Heute wird hier nicht rangiert und gearbeitet. Vereinzelt höre ich Fetzen von Musik. Bands, die hier proben? Irgendwo sehe ich eine Prozession bunt gekleideter Menschen – sie scheinen ein religiöses Fest zu feiern. Sonst begegne ich kaum jemandem. Wo, bitte schön, ist hier ein See?

Unauffällige Schilder weisen mir den Weg. Tatsächlich – hinter Zaun und dichtem Buschwerk öffnet sich die kleine Oase: viel, viel Grün, glitzerndes Wasser (übrigens kein Main-, sondern Grundwasser), Holzstege. Ein paar Kinder toben im Wasser. Andere ziehen ihre Bahnen oder lassen sich auf ausrangierten Surfbrettern treiben. Das alles ist sehr idyllisch und fast ein wenig aus der Zeit gefallen. Herrlich! So etwas liebe ich. Ich springe ins Wasser, kühl und weich (kein Chlor!), und freue mich auf viele Sommer in Frankfurt.

  • Lage: Mitten im Frankfurter Osthafen; Ecke Lindleystraße/Schwedlerweg; Tram-Haltestelle: Schwedlerstraße; Allgemeine Infos, Öffnungszeiten und Anfahrt: www.schwedlersee.de; Voraussetzung zum Baden: Mitgliedschaft im Schwimmverein www.efsc.de
  • Gastronomie-Empfehlung: Es gibt ein schlichtes Seelokal, das einfaches und leckeres Essen verspricht
  • Größter Nervfaktor: Man kann neben den auf der See-Webseite angegebenen Öffnungszeiten zu (fast) jeder Uhrzeit baden. Warum das so aber nicht gesagt wird, stiftet Verwirrung. Unbedingt ändern! Am besten, man erfragt die Einzelheiten im Vereinsbüro.
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