Das Athener Parlament musste im Mai auf Drängen der EU eine Liberalisierung des Sonntagshandels beschließen, um die jüngsten Kredite zu erhalten. Statt bislang nur an acht Sonntagen im Jahr sollen Geschäfte und Supermärkte in den umsatzstärksten Regionen Athens und Thessalonikis fortan an 32 Sonntagen geöffnet sein.
Eine Folge: Großunternehmen können ihre Wettbewerbsvorteile noch besser ausspielen. Ob das der Wirtschaft insgesamt Flügel verleiht, ist fraglich. Viel eher gefährdet es Arbeitsplätze. Viele kleinere Unternehmen können schon jetzt keinen Lohn, geschweige denn zusätzliche Sonntagszuschläge zahlen. Empörend auch: Die in Deutschland geschützte Sonntagsruhe wird bei den Kreditempfängern einfach abgeschafft. Ein denkwürdiges Beispiel doppelter Moral.
Verständlich, dass der griechische Premierminister Alexis Tsipras nach diesem Parlamentsbeschluss, zu dem auch die 15. Rentenkürzung seit 2010 und weitere Steuererhöhungen gehören, einen Schuldenerlass für das Land aushandeln wollte. Daraus wurde nichts, offensichtlich, weil Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble dies ablehnte.
Doch Hausaufgaben hin oder her – wer die Unterhöhlung des freien Sonntags verordnet, unterwandert auch ein christliches, demokratisches, soziales Europa.