Nach einem Putsch 2013 versank die Zentralafrikanische Republik im Chaos. Tausende fielen bewaffneten Banden zum Opfer. Frankreichs Militär war machtlos. Nur die religiösen Autoritäten konnten helfen. Imam Omar Kobine Layama, Kardinal Dieudonné Nzapalainga und Pfarrer Guerekoyamé-Gbangou riefen auf, die Gewalt zu beenden. Die katholische Friedensgemeinschaft Sant’ Egidio sprach mit politischen Parteien und militanten Gruppen. Ende 2015 besuchte Papst Franziskus einen kaum gesicherten Ort außerhalb der Hauptstadt Bangui. Womit niemand gerechnet hatte: Das massenhafte Töten hörte auf.
„Friedensverantwortung der Religionen“ heißt ein neuer Arbeitsstab im Auswärtigen Amt. Er soll religiöse Autoritäten, die für den Frieden streiten, aus mehreren Ländern zusammenbringen. Niemand kennt die Probleme vor Ort so gut wie sie.
Friedensstifter brauchen Geduld und müssen auch viele Rückschläge verkraften. Khan Abdul Ghaffar Khan brauchte sie, als er einst das Ideal der Gewaltfreiheit unter Pakistans Muslimen verbreitete. Ebenso der südafrikanische Bischof Desmond Tutu, der Täter des Apartheidstaats mit Opfern konfrontierte. Pfarrerinnen und Pfarrer, die 1989 in der DDR „keine Gewalt“ predigten. Vertreter verschiedener Religionen, die den Norden Ugandas befrieden. Christen in Nigeria, die mit Vergebung die von Boko Haram in Gang gesetzte Spirale von Hass und Vergeltung durchbrechen.
Über 100 religiöse Autoritäten aus Europa, Afrika und Asien hat das Auswärtige Amt am 21. Mai nach Berlin geladen zum Erfahrungsaustausch über Mediation, Friedenserziehung und interreligiöse Räte. Das Ziel: einander kennenlernen, voneinander lernen. „Religion hat eine enorme Kraft für den Frieden“, sagt Mauro Garofalo, der für Sant’Egidio in der Zentralafrikanischen Republik dabei war. „Autoritäten, die zu Gewalt anstacheln, disqualifizieren sich vor den meisten ihrer Gläubigen.“
Geht doch: Anführer der Religionen beim Wort nehmen, wenn sie vom Frieden reden.