Aber sind diese „Nur“ berechtigt? Ist das Glas wirklich halb voll – oder doch eher halb leer? Hat nicht fast die Hälfte der Österreicher jemanden gewählt, der oft sehr einfache, vielfach nationale Lösungen für drängende Probleme anbietet? Und hat in den Niederlanden nicht ein Mann über 13 Prozent der Stimmen bekommen, dessen Wahlprogramm auf eine DIN-A4-Seite passt und der den Koran verbieten lassen will? Und hat nicht auch die AfD im Saarland aus dem Stand den Sprung in den Landtag geschafft und die Grünen und die Piraten aus dem Parlament gedrängt? Ist die Wahlbeteiligung vielleicht der Schlüssel? Sowohl in den Niederlanden als auch im Saarland machten Beobachter die erfreulich hohe Zahl an Menschen, die zur Urne gingen, mit dafür verantwortlich, dass der befürchtete Rechtsruck so nicht stattfand.
Hohe Wahlbeteiligung hilft nicht automatisch gegen Rechtspopulisten
Aber: Das ist kein Naturgesetz. Schließlich gab es bei den Wahlen in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern im vergangenen Jahr jeweils eine um rund zehn Prozent gestiegene Wahlbeteiligung – und im Ergebnis die AfD als zweitstärkste Kraft mit über 20 Prozent der Wählerstimmen. Sie habe die Nichtwähler am besten mobilisiert, so die Analysen. Was lässt sich daraus schließen? Sowohl bei der nun anstehenden Präsidentschaftswahl in Frankreich als auch bei der bevorstehenden Bundestagswahl ist der Ausgang völlig ungewiss. Um Marine Le Pen und Frauke Petry zu verhindern, müssen nicht nur viele Menschen wählen gehen – sie müssen dem Rechtspopulismus auch wirklich eine Absage erteilen!