Liturgie und Agende heißen die Muster, nach denen in katholischen wie evangelischen Kirchen Gottesdienste gestaltet werden. Diese „Tagesordnung“ hat einen einfachen und guten Sinn. Die Abläufe sollen für die Teilnehmenden erkennbar, nachvollziehbar und somit niedrigschwellig sein. Dann können wirklich alle mitmachen, mitbeten und mitsingen.
Aber: Wie jede Ordnung hat auch diese eine Schattenseite. Ich habe es selbst in zahlreichen Gottesdiensten so empfunden: Es wird abgehakt, abgemurmelt, erledigt. Besonders negativ fiel mir das mehrfach beim Abendmahl auf. Die Erinnerung an den letzten gemeinsamen Abend, den Jesus mit seinen Freunden (Jüngern) im Garten Gethsemane feierte, wird zur freudlosen Schnellverabreichung von Brot und Wein. Ich wünsche mir stattdessen tatsächliche Gemeinschaft: zusammensitzen, einander in die Augen sehen, Brot und Wein aufnehmen. Fröhlich sein in der Spur des Auferstandenen.
Essen, trinken, miteinander reden
Zahlreiche Gemeinden versuchen dies wenigstens am Gründonnerstag, dem „Ur-Abendmahlstag“. Sie laden zum „Feier-Abendmahl“ im Gottesdienst. Die Agende wird vor den Einsetzungsworten Jesu unterbrochen. Die Leute setzen sich an große Tische, essen, trinken und reden miteinander. Nach ein, zwei Stunden wird dann ein kleines Glöckchen geschwungen und man kehrt in den klassischen Gottesdienst zurück. Ich habe diese Art von Feier vor mehr als zwanzig Jahren erstmals in Hamburg-Öjendorf erlebt und bin bis heute dafür dankbar. Also: Gemütlich und heilig statt freudlos und eilig! Mehr davon wünsche ich Ihnen und mir. Frohe und gesegnete Ostern!