Allerorten müssen Medien noch transparenter arbeiten, noch selbstkritischer werden und in guten Journalismus investieren. Die „New York Times“ steckt zum Beispiel fünf Millionen Dollar in redaktionelle Arbeit, um angemessen über die Trump-Administration zu berichten. Das kann sie sich auch deshalb leisten, weil sie allein in den ersten 18 Tagen nach der Wahl 132 000 Abonnenten dazugewonnen hat. Viele Qualitätsmedien in den USA legen derzeit zu. Für die Abonnentinnen und Abonnenten zählt Qualität. Gute Nachrichten – im doppelten Wortsinne!
Das ist gut! Für wen?
Qualität ist immer gut. Selbstverständlich. Aber nichts ist gut ohne einen Haken. Wer wird die Auflagensteigerung der Qualität nutzen? In erster Linie doch die, die durch mehr Wissen mehr können, mehr entscheiden und mehr mitreden wollen. Die tumben Trump-Wähler und Stammtischgröler werden sich doch mit einem Mehr an Hintergrundwissen kaum belasten wollen. Der Spalt zwischen denen, die neugierig und noch lernfähig sind und denen, die nur für jede platte Lüge ihr offenes Ohr haben, wird größer bis zur nicht mehr zu kittenden Polarisierung. Es ist vermutlich ein trauriges Naturgesetz der modernen Zivilisation und Konsumsgesellschaft, dass sich die Gesellschaftsschichten immer stärker teilen. Ursache hierfür ist der sinnlose Konsum. Denn um den, ohne eine eigene vergleichbare Leistung, zu befriedigen, ist jedes Mittel recht. Das Ergebnis ist eine Unfreiheit in Form eines persönliches "Konsum-Gefängnisses". Auch die Sucht des Junkie ist das Ergebnis seiner Freiheit. So wird auch die Freiheit der individuellen Kaufentscheidungen zum Zwang ihrer Befriedigungen und die Freiheit zu einem sich selbst erfüllenden Widerspruch. Auch in der Bildung.
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