Wen rettet Henning Diers? Die Gedenkkultur um die Zahl 95.
Warum muss man sie retten? Mit dem Reformationsjubiläum sprudeln die flippigen Marketingideen nur so: „95 Texte und Gedanken zur Reformation“ – wer will das alles lesen? „95 Lutherbegriffe auf Poster“ – wozu? Diers will auf die Thesen zurückkommen und sie verstehen.
Wie rettet Henning Diers? Er malt. Der freischaffende Künstler verbildlicht seit dem 1. Januar 2016 jede Woche je eine These. Zum Reformationsfest 2017 soll die letzte These gemalt sein. Richtig zusammengefügt, ergeben die insgesamt 95 Bilder am Ende ein Gemälde von 26 Quadratmetern Fläche.
Und was ist auf den einzelnen Bildern zu sehen? Diers will Luthers etwas sperrige Thesen verständlich machen. Wenn der Reformator zum Beispiel in der dritten These von innerer und äußerer Buße spricht, zeichnet Diers einen reumütig knienden Menschen, dem Engelsflügel in den Himmel wachsen.
Welches Bild sticht besonders hervor? Das zur 25. These: Sinngemäß prangert Luther an, dass der Papst sich über andere erhebe, obwohl ihm das nicht zustehe. Diers malt den AfD-Politiker Alexander Gauland, der hinter dem Fußballer Jérôme Boateng steht. Gauland wirkt viel größer – aber auf den zweiten Blick erkennt man: Es ist nur eine optische Täuschung, in Wahrheit sind beide gleich groß.
Was wird auf dem Gesamtgemälde am Ende abgebildet sein? Bis jetzt weiß das nur Henning Diers. Aber so viel ist klar: Die bisherigen Bilder lassen auf etwas Beeindruckendes hoffen.
Was passiert nach der Reformation 2017 mit den 95 Bildern? Noch ist das nicht klar. Diers möchte mit den Bildern auf Tournee gehen. Vielleicht auch nach Wittenberg.