Janan Musafar (Name geändert) ist Paschtune und stammt aus Kunar, einem afghanischen Ort an der Grenze nach Pakistan. Er hat Claudia Wipplinger-Müller Bilder auf seinem Handy gezeigt: von seinem Arbeitsplatz bei der US Army, seinen Zeugnissen von der Army, Bilder von seiner Familie.
Janan weiß sein Alter nicht. Auf der Weißen Karte, der Aufenthaltsberechtigung in Österreich, steht, er sei am 1. Januar 1994 geboren. Er ist im Krieg aufgewachsen und hat keine Schule besucht. Er heiratete ein Mädchen, mit dem er schon als Kleinkind gespielt hatte. Drei Jahre arbeitete er in der Küche eines amerikanischen Militärcamps im Gebirge von Kunar. 2014 zogen die Amerikaner ab. Taliban ließen Listen mit sogenannten Kollaborateuren im Radio verlesen, darunter auch Janans Namen. Ende 2014 schickte sein Vater ihn in Richtung Europa. Da hatte er einen eineinhalbjährigen Sohn und eine sechs Monate alte Tochter.
Die Grenzen in den Iran und in die Türkei waren schon schwer zu passieren. Fast unüberwindlich aber erschien Janan die EU-Außengrenze. Wir lassen ihn hier erzählen, wie er im Winter 2014/15 nach mehreren Anläufen von der Türkei nach Bulgarien gelangte. Seine gesamte Flucht dauerte etwa drei Monate.
Claudia Wipplinger-Müller hat früher als Schauspielerin gearbeitet. Jetzt leitet sie ein Meditationszentrum, mit dem sie im August 2015 von Österreich in den Bayerischen Wald umgezogen ist.
Vor ihrem Umzug lernte sie Janan Musafar kennen. Janan lebte gegenüber im Asylbewerberheim. Während der ersten Jahreshälfte 2015 half er häufig ehrenamtlich im Meditationshaus mit und erwarb schnell einen deutschen Grundwortschatz. Nach ihrem Umzug blieb Claudia Wipplinger-Müller mit Janan über Skype in Verbindung. Janan erzählte ihr minuziös die Geschichte seiner Flucht, Wipplinger-Müller notierte alles, fragte nach, besserte aus, las vor und korrigierte nach Janans Angaben, bis alles für sie stimmig war.
Der vollständige Text kann über die Internetseite janan-musafar.de bestellt werden: als gedrucktes Buch für 5 Euro und als E-Book oder Hörbuch für 3,50 Euro.
Wir müssen aussteigen. Die zwei Schlepper haben ein GPS, weil man nichts sieht durch die hohen Bäume in den Wäldern, durch die wir gehen müssen. Es regnet und schneit abwechselnd und ist sehr kalt. Die Berge sind steil und gefährlich. Der Boden ist glatt, nass und rutschig. Es gibt keinen Weg. Irgendwann machen wir eine Pause und essen etwas. Ich habe die ganze Zeit meinen schwarzen Plastiksack gegen die Nässe übergestülpt.
Um Mitternacht kommen wir an die Grenze. „Hier warten! Nicht sprechen! Seht ihr die Kameras? Polizei! Versteht ihr?“ Ich verstehe. Alles okay. Handy aus, SIM-Karte in den Rucksack. „Geht hinter den Kameras, so sehen sie euch nicht. Geht schnell, aber leise.“ Wir laufen los.
Als wir an den Kameras vorbei sind, hören wir in direkter Nähe einen Schuss. „Halt! – Bleibt alle stehen!“ Wir bleiben stehen und reißen unsere Hände in die Höhe. Aus der Dunkelheit taucht vor uns ein Jäger auf, der sein Gewehr auf uns richtet und langsam auf uns zukommt. Er bedeutet uns mit dem Gewehr, dass wir auf dem Boden sitzen sollen, dann ruft er mit dem Handy die Polizei an.
Der Schlepper will es am nächsten Tag wieder versuchen
Wir sitzen frierend auf dem nassen Boden. Es schneit ein bisschen. Eine Stunde lang warten wir so. Vor uns der bulgarische Jäger, der die ganze Zeit sein Gewehr auf uns richtet. Dann kommen drei oder vier Polizeiautos in den Dschungel gefahren.
„Come on! Alle in eine Reihe setzen!“, rufen die Polizisten. „Warum kommt ihr hierher? Was habt ihr hier verloren! Wer ist der Schlepper?“ – „Ich weiß es nicht“, sage ich. „Der Schlepper ist schon nach Hause gegangen.“ Der Schlepper sagt auch, er weiß nicht, wer der Schlepper ist. Jeder hat dasselbe gesagt. „Okay, wir bringen euch zurück in die Türkei. Kommt nie wieder an diese Grenze!“
Es ist so kalt. Und die Berge sind so hoch. Ich bin nass bis auf die Haut. Die Hosen sind nass, und von den langen Unterhosen tropft die ganze Zeit das Wasser in die Schuhe. Bei jedem Schritt spritzt das Wasser heraus.
Nach etwa zehn Stunden Fußmarsch sind wir wieder zurück in dem Haus, von dem wir aufgebrochen sind. Wir sind alle völlig fertig und am Ende unserer Kraft. Als der Schlepper am nächsten Tag sagt: „Kommt, lasst es uns heute Nacht wieder versuchen“, sagen alle Nein. „Wenn uns die Bulgaren ein zweites Mal an derselben Stelle erwischen, erschießen sie uns.“ Doch der Schlepper sagt, er kenne einen anderen Weg. Ich möchte aber nicht mehr gehen. Wir frieren alle so sehr.
Hier ist keine Mama. Also iss!
Alles ist nass und immer noch nicht trocken. Ich fühle mich krank und friere immer mehr. Seltsam ist, dass meine Zehennägel schwarz sind. Ich wundere mich auch, dass meine Finger sich verändern und die Nägel auch ganz blau-schwarz werden. Außerdem könnte ich gar nicht mehr meine Schuhe anziehen. Meine Füße sind so angeschwollen, dass sie nicht mehr in meine Turnschuhe passen würden. Und da sind diese großen Blasen überall an meinen Füßen, die mit Flüssigkeit gefüllt sind.
Der Schlepper sagt, er fahre nach Istanbul und versuche, ein Auto aufzutreiben, das uns zu einer Grenze bringt. Nach zwei Tagen ist er wieder da. Er sagt, er habe einen Fahrer auftreiben können, der sich bereiterklärt, Flüchtlinge an die Grenze zu bringen. Er verlangt 200 Dollar. Wir sind ungefähr 20 Leute. Er nimmt aber 20 Dollar von mir. Wir sagen ihm, dass wir jetzt noch nicht aufbrechen können. Wir sind alle zu kaputt. Er soll noch warten, bis es uns besser geht.
Ich schlafe die ganze Zeit. Leider habe ich nichts mehr zu essen, und Wasser habe ich auch nur noch das, was ich im Dschungel an einem Bach aufgefüllt habe. In diesem Haus sind keine Frauen, die kochen würden. Wir bekommen einmal am Tag ein warmes Essen von einem Mann. Aber nicht gut! Öl in den Topf, Kartoffeln hinein, Wasser dazu, fertig. Dazu etwas Brot oder Reis. Sonst nichts.
Ich rede mir zu: „Ja, Janan, das ist nicht dein Zuhause. Und wenn du es nicht magst, brauchst du es ja nicht zu essen. Dann schlafe. Ohne Essen. Hast du aber Hunger, dann iss und beklag dich nicht! Du kannst hier nicht sagen: Mama, ich mag das nicht. Koch mir was anderes. Nein, das kannst du nicht. Hier ist keine Mama. Also iss!“
Ich kann gar nicht mehr richtig denken vor Kälte
Schlafen, warten, schlafen. Alle brauchen Ruhe. Der Kopf arbeitet nicht richtig. Die Knie arbeiten nicht, die Füße auch nicht. Alles ist kaputt.
Der Schlepper sagt: „Kommt, heute Nacht geht es los.“ Wir sagen: „Nein, nicht schon wieder, wir können nicht mehr!“ Der Schlepper sagt: „Diesmal ist es ein guter Weg.“ In dieser Nacht kommt das Auto. Wir fahren wieder in den Dschungel. Dann aussteigen, zu Fuß weiter.
„Okay – hier schlafen!“ Kalt. Alle haben schwarze Plastiksäcke an, gegen den Schneeregen. Ich schlafe, den Kopf auf einen Stein gelegt. Am Morgen gehen wir weiter. Den ganzen Tag Berg rauf, Berg runter. Wir haben keine Ahnung mehr, wo wir sind. Die nächste Nacht verbringen wir wieder im Dschungel.
Ich kann gar nicht mehr richtig denken vor lauter Kälte. Den ganzen nächsten Tag irren wir herum, bis am Nachmittag der Schlepper sagt, dass sein GPS nicht mehr funktioniere. „Was für ein Problem!“ Wir sitzen da und sind völlig ratlos, wie es weitergehen soll. Der Schlepper sagt: „Die Nacht kommt. Wir schlafen hier.“
Am Morgen suchen wir einen Weg. Am Vormittag ist unsere Kraft zu Ende. Allen Flüchtlingen geht es so. Der Schlepper will weiter vorwärts durch den weglosen Dschungel. Ich sage: „Nein.“ Er sagt: „Einmal versuchen wir es noch!“ Ich sage: „Nein. Ich habe keine Kraft mehr.“
Ich und noch vier andere aus der Gruppe gehen nicht mehr mit. Wir gehen zurück und suchen einen Platz, der höher gelegen ist, von wo aus wir uns umsehen können, wo wir sind. Von oben entdecken wir ein sehr kleines Dorf. Wir schlagen uns dorthin durch. Ich sage: „Vielleicht finde ich dort ein Mädchen, das uns was zu essen gibt, und wo wir schlafen können.“
Aber als wir in das Dorf kommen, ist es schon Abend und alles dunkel. Nur in einem einzigen Gehöft brennt Licht, und man sieht innen im Haus, dass an der Feuerstelle ein warmes Feuer brennt. Wir gehen zum Hoftor. Ich klopfe an das Tor. Ein Mann öffnet mir: „Ah, das sind ja Flüchtlinge!“
Er sagt, wir sollen ins Haus hineinkommen. Als wir drinnen sind, bittet er uns aber nicht ins Haus zur warmen Feuerstelle, nein, er versperrt das Tor, durch das wir gekommen sind, und befiehlt uns im Innenhof, im Garten zu warten. Statt Wärme und Trinken gibt es einen Anruf bei seinen Kollegen, dass sie uns abholen sollen. Es war ein bulgarischer Grenzpolizist, der dort wohnte!
Wieder schlafen, essen, ausruhen. Ich bin so müde
So sitzen wir nachts frierend im Schneeregen im Garten eines bulgarischen Grenzpolizisten und warten, bis uns die bulgarische Polizei abholt und uns zurück zur türkischen Grenze bringt. Dort setzen sie uns mitten im Nirgendwo aus: „This is Turkey – okay, go!“
In der Ferne sehe ich eine Autobahn. Wir gehen hin. Als wir dort sind, wissen wir aber nicht, welche Autos wohin fahren. Ich versuche, Autos anzuhalten, damit sie uns mitnehmen. Wir sind tropfnass und schmutzig. Keines bleibt stehen.
Irgendwann bleibt plötzlich von sich aus ein bulgarisches Auto stehen. Der Fahrer sagt, für 100 Dollar nehme er uns mit nach Istanbul. Ich gebe ihm die 100 Dollar, und wir fahren nach Istanbul.
Am nächsten Tag in Istanbul rufe ich wieder den türkischen Schlepper an, und er sagt mir, ich solle wieder in das Haus gehen, in dem ich zuletzt in Istanbul war. Ich gehe hin, und am nächsten Tag kommen auch die meisten der anderen 16 Leute, die an der Grenze weitergegangen sind. Sie wurden auch wieder geschnappt und über die türkische Grenze zurückgebracht. Wieder schlafen, essen, ausruhen. Ich habe noch 300 Dollar. Ich bin so müde.
Ich kümmere mich nicht mehr um die anderen
Dann probiere ich zum dritten Mal, über die bulgarische Grenze zu kommen. Wieder Essen einkaufen. Aufbruch mit 20 Leuten in einem Auto Richtung Dschungel. Weiter zu Fuß, eine Nacht und einen Tag.
Dann überqueren wir die Grenze. Alle sind glücklich. Wir gehen alle über die Grenze. Einfach so! Plötzlich schlägt irgendwo ein Hund an. Licht geht an. Polizeiautos kommen ... Sie bringen uns wieder zurück über die Grenze. Und es ist so kalt. Alles ist schmutzig. Ich finde wieder eine Straße und versuche, ein Auto zu stoppen. Keines hält an.
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Irgendwann stehe ich auf. Ich kann in dem kaputten Bus nicht schlafen, und ich friere so sehr. Ich will hier raus und weiter. Ein anderer kommt mit. Ich kümmere mich nicht mehr darum, was die anderen machen. Ich schaue auf das, was ich für richtig halte.
Wenn ich denke, es ist besser zu gehen, dann gehe ich, egal, ob jemand mitkommt oder nicht. Wenn ich denke, es ist besser zu bleiben, dann bleibe ich. Ich tue das, was mein Körper braucht. Der andere und ich, wir gehen los. Ich bete: „ Allah, bitte, ich will es warm haben! Bitte hilf!“
Warum komme ich nicht über diese Grenze?
Als es hell wird, sehen wir ein kleines Dorf. Ich weiß wieder nicht, ob die Leute dort gut sind oder nicht. Aber Allah wird helfen! Im Dorf ist ein kleines Kaffeehaus, wir gehen hin und sehen dahinter eine Moschee. Wir gehen in die Moschee. Niemand ist darin.
Es ist eine wunderschöne Moschee. Mit Heizkörpern, die alle warm sind! Ich gehe zu einem Heizkörper, lege alle meine Sachen zum Trocknen darauf, bete und sage Danke. Dann lege ich meinen Kopf unter den Heizkörper und schlafe ein.
Nach ein paar Stunden wache ich auf, weil ich höre, dass Männer zum Beten in die Moschee kommen. Ich schließe meine Augen. Sie verjagen uns nicht. Sie sagen: „Oh, das sind arme Flüchtlinge, lassen wir sie schlafen.“
Am Morgen gehe ich raus. Wirklich steht da ein Bus, der nach Istanbul fährt. Ich laufe schnell in die Moschee und sage meinem Freund, er solle sich beeilen, der Bus fährt gleich ab.
Ich sitze im Bus und fahre nach Istanbul. Der Fahrer will Geld. Ich sage: „Ich habe kein Geld.“ Dann sagt er: „Okay, du bist Flüchtling.“ Ein guter Mann. Dann bin ich wieder in dem Haus in Istanbul.
Wieder schlafen, essen, warten, ausruhen, leise sprechen. Immer öfter denke ich nur mehr: „Was ist das Problem? Warum komme ich nicht über diese Grenze?“ Ich weiß es nicht. Mein Kopf arbeitet nicht mehr richtig.
Ich gehe jetzt das vierte Mal über die Grenze
Immer wieder kommen neue Flüchtlinge. Alle, die schon da waren, kommen wieder zurück. Immer wieder scheitern wir an dieser Grenze. Alle haben dasselbe Schicksal. Zwei große, starke Afghanen haben aufgegeben und sind zurück nach Afghanistan. Lieber wollen sie in Afghanistan sterben als hier an dieser Grenze. Mit einem afghanischen Flüchtling spreche ich. Er hat nach seinem ersten gescheiterten Versuch aufgegeben und sagt, er versuche es kein zweites Mal: „Mein Körper macht das nicht mit. Ich gehe nicht mehr. Wenn ich es ein zweites Mal versuche, werde ich sterben.“
Ich sage: „Ich gehe schon das vierte Mal über diese Grenze. Ich habe es nicht geschafft, und doch gehe ich wieder. Was soll ich sonst machen?“ – „Du bist verrückt“, sagt er, „eines Tages stirbst du!“ – „Was soll ich machen?“, sage ich.
Ich verstehe, dass meine Kraft zu Ende ist. Aber mein Herz sagt: „Nein, nein, geh weiter! Hör nicht auf zu kämpfen! Gib nicht auf! – Du hast Kraft! Hör auf zu denken.“ Aber ich fühle keine Kraft mehr. Ja. So bin ich hierhergekommen. Ich habe es nicht fertiggebracht aufzugeben. Immer nach vorne schauen! Mein Weg ist klar.
Ein reicher Afghane, auch auf der Flucht vor den Taliban, ruft seinen Bruder in Afghanistan an, er solle ihm Geld schicken, er gehe wieder heim. Sein Bruder versteht es nicht: „Alle gehen weg, und du kommst wieder heim?“ Er versteht nicht, wie schwer der Weg ist. Nach einer Woche ist das Geld da, und der Afghane fliegt nach Hause.
„Okay, Essen einkaufen, heute Nacht geht es los!“ Um zehn Uhr abends kommt der Sprinter, fährt uns, bis der Dschungel beginnt. Dann aussteigen, zu Fuß weiter. Als der Weg zu Ende ist, gehen wir nicht mehr weiter. Zu gefährlich.
Die Grenzpolizisten sitzen über unseren Köpfen, sie bemerken uns nicht
Nachts könnte man sich beim Gehen dünne Äste ins Auge stechen. Also schlafen, im schwarzen Plastiksack, Kopf wieder auf einem Stein.
Wenn es hell wird, über die Grenze. Jedes Mal an einer anderen Stelle. Alles geht gut, alles ist still. Wir versuchen, möglichst leise und schnell zu laufen.
Die Grenzpolizisten sitzen über unseren Köpfen, in Hochständen. Sie bemerken uns nicht. Plötzlich – ein Feld mit lauter dürren Ästen, von den Bäumen heruntergefallen oder hingelegt... Crack Crack Crack... Als wir drüberlaufen – so laut! So sehr laut. „Halt! Stopp! Hände hoch!“
Sie bringen uns wieder zurück über die Grenze und laden uns mitten im türkischen Dschungel aus. Es ist so kalt und so nass, und wir haben wieder keinen Erfolg. 20 Leute in Plastiksäcken irren im Dschungel herum und versuchen, einen Weg wieder zurück nach Istanbul zu finden. In einem kleinen Dorf können wir einen Bus mieten, der uns die vielen Stunden Fahrt zurück nach Istanbul bringt.
Keine Polizisten! Nur die Kameras
Oh, das ist alles zu viel. Noch drei Mal versuchen wir es. Drei Mal kommen wir wieder zurück. Jedes Mal noch ein bisschen kaputter. Der Schlepper sagt: „Okay, wir versuchen es jetzt ein achtes Mal.“
Wir sagen: „Nein, wir gehen nicht mehr mit. Wir können nicht mehr!“ Der Schlepper strahlt uns an und sagt: „Diesmal kommt ihr nach Bulgarien und nicht mehr zurück!“ Er ist sich so sicher. Ich sage: „Okay, ich komme mit.“ Dann sagen zwei andere auch, sie kommen mit. Und am Schluss kommen alle 20 wieder mit.
Um zehn Uhr kommt das Auto. Zirka nach fünf Stunden Fahrt sind wir wieder im Dschungel. Zwei Schlepper, 20 Leute. „Schneller, schneller!“ – als der Weg zu Ende ist: „Hier schlafen!“ Schwarze Plastiksäcke am Boden. Kopf auf einem Stein. Viel Schnee fällt auf die Plastiksäcke.
Als es hell wird, weiter! Um vier Uhr nachmittags ungefähr – ich habe keine Uhr – kommen wir zur Grenze. Wirklich wahr! Keine Polizisten weit und breit. Nur die Kameras. Wir schleichen uns hinter einer Kamera alle der Reihe nach durch. Alle sind wir jetzt in Bulgarien! Wir gehen noch eine halbe Stunde, dann rasten wir und essen. Wir sind glücklich. Wir haben es geschafft!
Protokoll: Claudia Wipplinger-Müller