Theologe Pascal Bataringaya
Foto: Anne Ackermann
Einen Elefanten tragen
Der Theologe Pascal Bataringaya hat aufgeschrieben, wie man Streitigkeiten mit afrikanischer Tradition und moderner Konfliktforschung lösen kann
Streit gibt es überall. Geschwister streiten, wer die alten Eltern pflegen soll. Freunde streiten, wie wir in Deutschland mit den Flüchtlingen umgehen sollen. Geschiedene Ehepaare streiten um Geld, um die Kinder, ums Haus. Jeder Streit ist anders, aber es gibt Erfahrungen, die auch im Alltag weiter helfen können.
Der Theologe Pascal Bataringaya hat in seiner Doktorarbeit aufgeschrieben, wie Versöhnung gelingen kann – eine Mischung aus afrikanischer Tradition und moderner Konfliktforschung. In Afrika geht das so:
- Überstürze nie eine Konfliktlösung, warte zumindest bis zum nächsten Tag
- Der Vermittler zwischen den zerstrittenen Parteien muss moralische Autorität und Weisheit besitzen
- Die Uhrzeit wird so gewählt, dass alle teilnehmen können, am besten am frühen Morgen
- Ist ein Streit geregelt, gießen beide Parteien als Zeichen der Versöhnung Wasser auf die Erde, es wäscht Bitterkeit und Rache ab
- Am Ende eines Streits muss Wiedergutmachung stehen
- Die ganze Gemeinschaft trägt Verantwortung für die Kinder, für ihr materielles und moralisches Wohl
- Rituale, die das Leid einer Person ausdrücken, erlauben ihre Wiedereingliederung in eine Gemeinschaft
- Eine schlechte Nachricht wird mit viel Feingefühl übermittelt
- Zwischen ethnischen Gruppen oder Familien werden Ehen oder Bündnisse geschlossen
- Gastfreundschaft allen Menschen gegenüber hat eine große und wichtige Bedeutung
- Wir helfen solidarisch zusammen, wo immer es nötig ist
Zum letzten Punkt gibt es ein schönes ruandisches Sprichwort: "Abashyze hamwe batwara inzovu ku mashyi."
Zu deutsch: "Menschen, die zusammen helfen, tragen einen Elefanten, obwohl er viel größer ist."
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