Raus aus dem Abseits
Die Fans sollten ihre Macht im Kampf gegen Doping nutzen – auch im Fußball
Tim Wegner
17.04.2016

Ich liebe Fußball. Es ist ein Drama in zwei Akten, manchmal plus Nachspielzeit. Aber Liebe macht blind. Doping im Fußball? Ich habe den Ausreden geglaubt: „Bringt nichts, es geht um Technik, um Spiel­intelligenz, da hilft keine Spritze.“

Spätestens seit den Enthüllungen der ARD-Dopingredaktion und der Sunday Times sind die Indizien erdrückend: Es gibt Profifußballer, die betrügen. Unverblümt erzählte der Londoner Arzt Mark Bonar vor versteckter Kamera einem Athleten, dass er Radsportlern, Boxern oder ­Tennisprofis zu besseren Leistungen verholfen habe – und eben auch Fußballern aus der Premier League, der englischen Eliteliga.

Es ist naiv zu glauben, dass die Bundesliga sauber ist: Auch bei uns werden die Laufleistungen immer besser, das Spiel wird immer schneller, kraftraubender – all das soll allein durch bessere Trainings­methoden zu schaffen sein? Ich kann das nicht mehr glauben. Ich vertraue auf uns, die Fans: Es ist unser Sport! Ohne uns gäbe es keine milliardenschweren Fernsehverträge, keine Sponsoren, keine vollen Stadien. Und dort, in den Arenen, müssen wir die Wahrheit einfordern, am Wochenende in der Liga oder auch während der Europameisterschaft. Den nationalen ­Dopingagenturen fehlt offenkundig der Mut, genau hinzuschauen, das zeigt der Fall Mark Bonar. Also hören wir auf zu ­singen, erst nur ein paar Minuten, dann immer länger – bis die Sportler reden. 

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