"Morgens, wenn der Sonnenaufgang seine Vorboten schickt, der Tag noch still und ganz jungfräulich vor mir liegt, kann ich tief einatmen."
Foto: Anna Thut
Mein Sohn, die Sonne, ein neuer Tag
Sieben Wochen ohne Enge – so hieß die Fastenaktion der Evangelischen Kirche in Deutschland. Viele Teilnehmer verrieten uns, was ihr Herz weit macht
Wenn meine alte Katze mich beim Heimkommen miauend begrüßt und beim Streicheln schnurrt.
Mein spontanes Lächeln, das in meinem Gegenüber weiter aufblüht.
Kathrin Vogler, Norderney
Wenn mein geliebter Sohn, 16, der seit eineinhalb Jahren an einer Depression leidet, lacht und lustig ist und seine Krankheit für kurze Zeit vergisst.
Anonyme Zuschrift
Franziska Laube, Zwickau
Rainer Bleek, Wächtersbach
Zeit mit meinen Enkelkindern (Kindern) verbringen zu dürfen.
Gerda Braun, Neubiberg
Der Ruf der Kraniche
Ein entspanntes Gespräch mit meinen zwei Töchtern oder ein schöner Abend mit meiner Frau nach einem hektischen Tag!
Stefan Weber, Bleicherode
Gemeinsam mit meinen Freunden zu lachen.
Steffi Müller, Hannover
Wenn die Kraniche, ohne Grenzen beachten zu müssen, in wunderschöner Formation über die Länder fliegen und rufen, dass sie da sind.
Annette Buß, Springe
Wenn mein Mann und ich Urlaub auf der Hallig machen und aus unseren eingekauften Vorräten Tag für Tag gemeinsam leckeres Essen zaubern.
Martina Haas, Kleinwallstadt
Das Lächeln meines zehn Monate alten Enkelkindes.
Birgit Nahr, Neuensorg
Ich pendle jeden Tag eine Stunde mit der Bahn zur Arbeit, um aus meiner geliebten Heimatstadt Regensburg nicht wegziehen zu müssen. Jedes Mal, wenn ich im Zug sitze und die Spitzen des Doms erblicke, bin ich glücklich und weiß, warum ich das tue.
Anonyme Zuschrift
Morgens, wenn der Sonnenaufgang seine Vorboten schickt, der Tag noch still und ganz jungfräulich vor mir liegt, kann ich tief einatmen. Diese Kraft für den Tag macht mein Herz weit.
Solveig Schmidt, Bobritzsch
Claudia K., Delbrück
Die Hilfsbereitschaft vieler Ehrenamtlicher in unserem Land. Meine wunderbaren Kinder und Enkel und die tägliche Begegnung mit ihnen. Mein Ehrenamt als Prediger der Evangelischen Kirche der Pfalz. Herrliche Gottesdienste in Gemeinden und in unserem Altenheim. Wunderbare, vorbildliche Menschen zu treffen, die Mut machen, den Glauben zu leben – und vieles mehr.
Ernst Bähr, Mehlingen
Wenn mein vierjähriger Sohn mir sagt, dass er sehr gern später einmal zu meiner Beerdigung kommt. Mir Blumen ans Grab legen wird und seine vielen Kinder mitbringt! Nach einem ersten Entsetzen machen mir seine Gedanken das Herz weit, weil die Vorstellung, meine Kinder und Enkelkinder an meinem Grab stehen zu „sehen“, ja doch eigentlich wunderschön ist...
Anonyme Zuschrift
Wenn ich mitten im Stress, pünktlich zum Flughafen zu kommen, um die Dienstreise nach Russland anzutreten, einen Regenbogen über der Autobahn sehe und spüre, wie Gott mir seine Hand auf die Schulter legt, dann wird mein Herz weit... Wenn ich dann von der Reise zurückkomme, mein Auto mich im Parkhaus erwartet, ich dankbar auf die Begegnungen zurückblicke, mich an den Regenbogen erinnere und mich auf ein Willkommen meiner Lieben zu Hause freue... Wenn ich am nächsten Morgen durch die Feldmark jogge und dankbar bin, diesen Ausgleich zwischen Reisen und Homeoffice zu haben, dankbar, dass Gott Türen dafür geöffnet hat, dann wird mein Herz weit.
Petra Mai, Lehre
Zwei Generationen, drei Weltreligionen - eine Familie
Mein Herz wird weit, wenn ein dunkler, wolkenverhangener Himmel plötzlich aufreißt und durch eine Wolkenlücke Sonnenstrahlen auf die Erde fallen.Mein Herz wird weit, wenn ich dankbar zurückblicken kann und die Hoffnung wächst.
Abschied und Hoffnung / In meinem Herzen immerdar / und in Gedanken bist Du nah. / Noch spür ich zärtlich Deine Hand, / denk oft an das, was uns verband. / Momente der Erinnerung / sind Perlen hier auf Erden, / so wie die Blüte will zur Frucht, / der Morgen Abend werden. / Das Leben zeichnet tief die Spur, / der Tod ist nicht das Ende, / Du gingst uns allen nur voran, / fern bis zur Zeitenwende. / Uns aber bleibt es Glaubens Trost, / den GOTT uns reichlich schenkt, / dass ER die Schritte einstmals auch / von uns nach Hause lenkt. / Der Ostersonne heller Glanz, / lässt Liebe niemals enden, / im Leben und im Tode ganz, / sind wir in SEINEN Händen.
Klaus H. Fischer, Fulda
Musik zu hören macht mein Herz weit. Selber Musik zu machen ebenso – mit Kindern im Grundschulalter oder früher im Kindergottesdienst. Mit den Senioren alte Volkslieder zu singen macht mir das Herz auch oft sehr weit. Und natürlich im Gospelchor, wenn Männer und Frauen sich bereichern und ergänzen.
Eckhard Müller, Münster
Wenn ich sehe, wie es uns glückt, dass zwei Generationen verbunden mit drei verschiedenen Weltreligionen als Familie zusammenleben, wird mein Herz weit. Die Erfahrung wünsche ich auch anderen.
Anonyme Zuschrift
Menschen, die mich anlächeln. Singen: im Chor, in der Kirche. Radfahren durch die Feldmark vor und nach der Arbeit.
Rika Uhle, Burgwedel
Eine Krankenversicherung für 23 Senegalesen
Der nette Mitmensch, dem aufgefallen ist, dass ich meine Taschentücher und meinen USB-Stick habe fallen lassen und mir beides mit einem warmen Lächeln in die Hand gab.
Mareike Wanke, Hannover
Im Karneval wurde mir das Herz manches Mal weit, weil die Redner und Bands es immer wieder schafften, das ernste Thema der Menschen, die bei uns Zuflucht suchen, mit Humor und doch mit Tiefe und Ernsthaftigkeit anzusprechen. Auf Kölsch: Da jing ejnem dat Hätz op. Dabei hat mich das Lied von den Bläck Fööss „Unsere Stammbaum“ besonders berührt, weil ein Wort darin besondere Erinnerungen in mir auslöst: das Wort „Pimock“. Als wir 1960 als Flüchtlinge aus der DDR nach zwei Jahren in verschiedenen Flüchtlingslagern eine Wohnung zugewiesen bekamen, waren wir für die Kölner erst mal Pimocke. Später wurden wir dann zu „Imis“ befördert. Das sind imitierte Kölsche. Wir waren nicht in Köln geboren, aber wir gehörten dazu. Im Lied hört sich das so an: „Un ich wor ne Pimock, hück laach ich met üch met.“
Das Lied zeigt, aus welchen Gegenden der Welt die Kölner kamen und kommen und wie sie alle Kölner wurden, wie die Stadt durch all diese Menschen reich geworden ist, ein weites Herz bekommen und sich bewahrt hat.
„Su simmer all he hinjekumme, / mir sprechen hück all dieselve Sproch. / Mir han dodurch su vill jewonne. / Mir sin wie mer sin, mir Jecke am Rhing. / Dat es jet, wo mer stolz drop sin.“
Mich beeindruckt das unerschütterliche Vertrauen, das dahinter steckt, das Vertrauen nämlich, dass diese Lebensart ansteckend wirkt: die Weitherzigkeit und Offenheit, die Bereitschaft, Platz zu machen und zusammenzurücken, jeden auf seine Fasson selig werden zu lassen und zuzulassen, dass jeder Jeck eben anders ist. Zum Schluss sind alle zusammen Kölsche.
Klaus Niewerth, Kempen
Zu geben – meine Zeit, meine Zuneigung, meine Freude, meine Anteilnahme, mein Essen... – und alles dadurch wachsen zu fühlen.
Matthias Hermstein, Lieskau
Ich bin hier im Senegal verheiratet und lebe seit meiner Pensionierung mindestens sechs Monate des Jahres hier. Ich werde am Montag mit drei Menschen, senegalesischen Bürgern, zu einer Krankenversicherungsgesellschaft gehen und für insgesamt 23 Menschen – bis zu zehn gehen auf eine Versichertenkarte – eine Krankenversicherung abschließen. Das kann ich in diesem Umfang, da Freunde in Deutschland mir speziell dafür Geld mitgegeben haben. Die Freude der Menschen darüber, das macht mir das Herz weit und treibt mir wirklich Tränen in die Augen. Hier kann einem das Herz sehr oft weit werden.
Dorith Arlitt, zurzeit Dakar/Senegal
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