„Ich war bis vor kurzem Mönch und versuche mich nun in einem Leben als normaler Kerl.“ So stellte sich Loy auf einer Internetseite für Rucksackreisende vor. Der 27-Jährige lebt in einer Pagode (einem buddhistischen Tempel) in der Provinzhauptstadt Banlung und bot dort eine Unterkunft an. Ich kontaktierte ihn aus Neugier, wir trafen uns und ich erfuhr mehr über seine Geschichte: Loy kam mit 11 Jahren in den Tempel. Er wuchs im Nordosten Kambodschas auf, mit drei älteren Geschwistern. Seine Mutter ist früh gestorben, sein Vater musste hart arbeiten, um die Familie durchzubringen.
###autor###So hat ihn sein Onkel in dessen Pagode aufgenommen, als jüngster Mönch. In ländlichen Gebieten ist das nicht unüblich. Die Kinder werden in den Pagoden gut versorgt, erhalten eine überdurchschnittlich gute Bildung und Erziehung. Auch das Ansehen der Familie steigt, wenn ein Kind Mönch wird.
Doch für einen 11-Jährigen, so erzählt Loy, ist dieses Leben nicht einfach. Am frühen Morgen machen sich alle Mönche auf, um auf den Straßen um Spenden und vor allem Reis für die Pagode zu bitten. An Feiertagen und bei Festen ist man schon ab vier Uhr auf und betet. Ab 12 Uhr mittags wird nichts mehr gegessen. Spielzeug ist verboten. Dafür, so meint Loy, hat er aber eine neue Familie gefunden, die Mönchssprache Pali gelernt und sich dem Buddhastudium zugewendet. Irgendwann aber wollte er mehr: weltliche Themen studieren und vor allem Englisch lernen, was nur an Privatschulen geht. Die kosten, und Mönche haben kein Geld.
Vom Mönch zum Englischlehrer
Loy hat sich einfach ohne Zulassung in eine Klasse gesetzt. Und durfte bleiben, unter der Voraussetzung, dass er Bestnoten abliefert. Heute ist er selbst Englischlehrer. Das Mönchsgewand hat er letztes Jahr abgegeben. Nun kann er endlich ohne strenge Regeln leben, Alkohol trinken, Spaß haben und die Liebe kennenlernen. Der Übergang fällt ihm schwer. Loy lebt weiter in der Pagode, er scheut den Schritt ganz heraus – noch.