Hunde warten auf ihren Besitzer während er seine Stimme abgibt in einem Wahllokal, einem Friseur, während der Wahl in Hukk, Großbritannien
Foto: Darren Staples / Reuters
Die Probleme der Deutschen mit demokratischer Normalität
Lena Uphoff
15.05.2015

Die britischen Medien stellten nüchtern fest: Die Beteiligung bei den Unterhauswahlen am 7. Mai lag mit 66,1 Prozent höher als vor fünf (65,1 Prozent) und vor zehn Jahren (61,4 Prozent). Zu dem Anstieg beigetragen haben vor allem die Schotten (70 Prozent), die 56 von 59 Sitzen an die Nationalisten vergaben.

Was tun? - Nichts!

In Bremen herrschte nach den Bürgerschaftswahlen am 10. Mai allgemeiner Katzenjammer. Gerade mal die Hälfte der Wahlberechtigten hatte ihre Stimme abgegeben. 1983 waren es noch fast 80 Prozent gewesen.

###autor###Desinteresse an der Demokratie? Fehlende Präsenz der Parteien? Langweilige Spitzenkandidaten und -kandidatinnen? Die Aufregung in Fernsehdiskussionen und Zeitungskommentaren war gewaltig. Die Wahllokale früher öffnen und später schließen? Was tun?

Nichts. Denn dieses Wahlverhalten ist in traditionsreichen Demokratien völlig normal.In den USA, in Frankreich oder in der Schweiz gilt: Es ist eher ein Anlass zur Besorgnis, wenn plötzlich Massen an die Wahl-Urnen drängen. In der Schweiz, wo man national wie kantonal auf eine lange und tief verwurzelte plebiszitäre Tradition zurückschaut, heißt es: Der Wahl fern bleiben die Zufriedenen, nur die Besorgten und die Veränderungswilligen geben ihre Stimme ab. In Deutschland scheint sich Angst vor Neuem wie Überdruß an Bestehendem in Grenzen zu halten.

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