Die Reportage
###drp|xHgBVIMPoKf2hULIzYemGcbT00080195|i-40||### Über diese eindrückliche Reportage über verkaufte syrische Bräute haben wir mit Fulbert Steffensky gesprochen.
chrismon: Warum muss man so eine Geschichte erzählen, wenn es keinen Hoffnungsschimmer gibt?
Fulbert Steffensky: Man kann seine Ohnmachtsgefühle nicht zum Maßstab machen. Die Leute haben ja Gesichter und ein Recht, dass ihre Geschichte erzählt wird. Wenn wir nur erzählen, was Hoffnung macht, würden wir ja uns zum Maßstab machen.
Warum lesen Sie solche Geschichten?
Weil ich Gesichter sehe und nicht will, dass sie im Dunkeln bleiben. Klar, dass man sich manchmal überwinden muss, so etwas zu lesen! – Und was die Moral der syrischen Männer und Brüder anbelangt, die ihre Töchter und Schwestern an irgendwelche Männer verkaufen: Armut macht auch böse. Das bisschen Beschützermoral, die sie vorher vielleicht hatten, geht dann ja noch verloren.
Wie gehen Sie damit um, wenn Sie ein Gedanke quält und Sie ihn nicht aus dem Kopf schlagen können?
Manche Gedanken gehen wie Ohrwürmer mit einem herum, nur nicht so harmlos. Dann sollen sie bleiben, so lange sie wollen. Man lebt ja sein normales Leben weiter, isst, schläft und unterhält sich. Natürlich ist das gleichzeitig schmerzhaft, aber es ist ja auch produktiv. Die Gefahr ist nur, dass man in sich die Schrecklichkeiten summiert und ein Panorama des Untergangs inszeniert. Dagegen muss man sich wehren.
Wie kann Schmerz „produktiv“ sein?
Das weiß ich ja jetzt noch nicht. Zunächst kommt natürlich nichts dabei heraus außer Zorn. Aber dieser Schmerz ist gegen das narkotische, ungestörte Lebensgefühl wichtig. Ja, diese Geschichte ist schrecklich. Aber wer sich von so etwas verstören lässt, dessen Moral kann sich auch bilden, dessen Zorn. Das ist ja mit das Produktivste, was wir haben gegen die haltlose Friedfertigkeit, in der wir leben, während die Welt brennt.