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In Nigeria werden über 200 Mädchen entführt. Und die Polizei weiß nichts
Portrait Burkhard Weitz, verantwortlicher Redakteur für chrismon plusLena Uphoff
23.06.2014

Ein Land so groß wie Frankreich, Deutschland und Belgien zusammen – mit ebenso vielen Einwohnern, 250 Stämmen, 250 Sprachen. Sieben von zehn Menschen verdienen unter zwei Dollar am Tag. Die Kindersterblichkeit ist die neunthöchs­te der Welt, die durchschnittliche Lebenserwartung zählt zu den niedrigsten. Ein armes Land? Nigeria ist weltweit der zwölftgrößte Erdölexporteur. Der Präsident entließ kürzlich den Chef der Zentralbank, als der aufdeckte: Von 67 Milliarden Dollar Ölgeld seien 20 Milliarden unverbucht verschwunden.

Schon seit fünf Jahren treiben Terroristen in dem von Öl­konzernen ausgeplünderten und von inkompetenten Eliten beherrschten Land ihr Unwesen. Sie jagen Schulen, Kirchen, Märkte und Verwaltungsgebäude in die Luft, überfallen Polizei­stationen, werben mit dem Slogan „Boko Haram“ – „Bücher sind verboten“, westliche Bücher, und sie behaupten, sie seien muslimisch. Ihre Opfer gehen in die Tausende. Als Boko Haram im Mai 223 Schulmädchen entführte und die Polizei keine ­Ahnung hatte, wo sie sein könnten (bei so vielen Entführungs­opfern kaum vorstellbar), da schreckte die Weltgemeinschaft endlich auf. – Was in Nigeria passiert, ist kein Religionskonflikt, es ist einfach nur Wahnsinn. Sowohl Christen als auch Muslime hoffen, dass die Mädchen wieder gesund heimkommen.

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