###autor###Costa Rica war die Überraschung der WM. Gestartet als Außenseiter, zog das kleine Land an ehemaligen Weltmeistern vorbei bis ins Viertelfinale. Und der „Fuente de la Hispanidad“, ein nüchterner Kreisverkehr mit Mall, Fastfood-Drive-in unter einer hässlichen Autobahnbrücke, mutierte zum Jubelareal. Selbst der Präsident jubelte von der Brücke und tanzte durch die Menge. „¡Si se puede!“ war das millionenfach skandierte Motto dieser WM, frei nach Obamas „Yes, we can!“.
Costa Rica war plötzlich im globalen Gespräch, und kaum jemand wird in Zukunft das Land mit einer Karibikinsel verwechseln. Jenseits dieser öffentlichen Fröhlichkeit hatte der Turniererfolg aber auch Schattenseiten: Die häusliche Gewalt nahm während der WM deutlich zu, wohl bedingt durch den Cocktail aus Fußballhysterie, Machismo und Alkohol. Während des Achtelfinales gegen Griechenland gingen unter der Notrufnummer 911 doppelt so viele Hilferufe ein wie an Durchschnittstagen. Die Regierung stockte daraufhin die Zahl der Einsatzkräfte auf. Und die Mannschaft reagierte aus Brasilien mit einer Anti-Gewalt-Kampagne.
Ein hart arbeitender Freundeskreis
Der Erfolg der Sele – der Nationalmannschaft – hat einen weiteren Preis. Die Spieler werden nun in Europa zu millionenschweren Objekten des legalen Menschenhandels, die kleine nationale Liga wird wohl ihre letzten Nationalspieler an potente Clubs jenseits des Atlantiks verlieren.
Doch noch feiert Costa Rica seine Mannschaft, in der sich verschiedene soziale Gruppen wiederfinden können: Stürmer Joel Campbell ist Afrokaribier. Torjäger Bryan Ruiz stammt aus einem Armenviertel. Innenverteidiger Óscar Duarte gehört zur Gruppe nicaraguanischer Migranten, die oft diskriminiert werden. Und Trainer Jorge Luis Pinto ist Kolumbianer – auch die kolumbianische Gemeinde ist nicht wohlgelitten. Diese Elf präsentierte sich als buntes Kollektiv und als enger, solidarischer und hart arbeitender Freundeskreis. Und gilt bereits als Rezept für ein erfolgreiches und friedliches Costa Rica.