Ende Mai setzte die ARD-Tagesschau die Meldung an erste Stelle: In Thailand wurde das Kriegsrecht verhängt. Seitdem erreichen uns besorgte Anfragen. Meine Antwort: Thailand ist nicht die Ukraine. Praktisch spüren wir von diesem Ausnahmezustand nichts – außer, dass es noch mehr Verkehrsstaus gibt als in den Monaten vorher, als fast täglich Massendemonstrationen stattfanden. Die in den Medien gezeigten gepanzerten Fahrzeuge und schwer bewaffneten Soldaten stehen vor allem im Regierungsviertel, das etwa zehn Kilometer entfernt von unserer Gemeinde liegt.
An Soldaten im Stadtbild und Verkehrsbehinderungen haben wir uns schon gewöhnt. Und auch die Warnungen der deutschen Botschaft haben sich durch das Kriegsrecht nicht verändert: Seit Monaten wird dazu aufgefordert, sich von den Demonstrationsorten fernzuhalten.
Politisch war das Kriegsrecht möglicherweise das geringste Übel. Bei den Unruhen sind bislang mehr als 25 Menschen zu Tode gekommen. Und nachdem das oberste Gericht im Mai die Premierministerin Yingluck Shinawatra und eine Reihe von Ministern abgesetzt hatte, spitzte sich die Lage zu. Protestführer Suthep hatte zum „Endkampf“ in Bangkok aufgerufen. Gleichzeitig drohten auch die Regierungstreuen mit Großdemonstrationen, so bestand die Gefahr, dass beide Fronten in der Stadt aufeinanderprallen. Unter dem Kriegsrecht sind solche Demonstrationen verboten. Ob allerdings in einer auf diese Weise zwangsberuhigten Lage endlich zukunftsfähige Lösungen für Thailand gefunden werden, ist zweifelhaft. Darin sind sich einheimische und ausländische Kommentatoren ziemlich einig.
Armeechef Prayuth Chan-ocha hat den Senat nun aufgelöst und ist Vorsitzender der Militärregierung, des „Nationalen Rates für Frieden und Ordnung“. Trotz Verbotes wagen sich Menschen weiter auf die Straße und demonstrieren gegen die Machtübernahme. Ob das morgen auch noch so ist, wissen wir nicht. Die Dinge sind im Fluss.