Eine gute Entscheidung
Gesundheitsminister Gröhe liegt richtig: Die „Pille danach“ gibt es weiter nur auf Rezept
Portrait Hanna Lucassen, Redaktion chrismon, Redaktions-Portraits Maerz 2017Lena Uphoff
27.01.2014

Gesundheitsminister Hermann Gröhe hat entschieden: Die Pille danach soll es weiter nur auf Rezept geben. Er heimste sich damit nicht nur Ärger mit dem Koalitionspartner ein, sondern handelte auch gegen den Rat von Bundesrat, Arzneimittelexperten und Pro Familia, die alle forderten, die Rezeptpflicht abzuschaffen.

Ihre Argumente: Das Medikament, das eine mögliche Befruchtung verhindert, wirkt am besten, je früher es genommen wird. Und nach 72 Stunden gar nicht mehr. Vor allem am Wochenende kann somit kostbare Zeit verloren ­gehen mit der Krankenhaussuche und dem Warten auf den diensthabenden Gynäkologen, der das Rezept ausstellt. ­Zudem gibt es offenbar Kliniken, die wie 2013 in Köln selbst Vergewaltigungsopfern diese Pille verweigern.

Das muss sich ändern, das stimmt. Trotzdem hat der Minister richtig entschieden, denn der Arztbesuch ist wichtig. Wenn eine 17-Jährige Angst hat, dass bei der Verhütung etwas schief lief, dann braucht sie jemanden, der sich mit ihr hinsetzt, zumindest ein paar Minuten, zuhört und nachfragt: Ist das Kondom wirklich abgerutscht? Weißt du, wie du mit den Nebenwirkungen umgehst? Das ist auch in der Notaufnahme möglich. Und wenn man darauf drei Stunden warten muss, dann sollte man an diesen Rahmenbedingungen feilen, aber nicht die Beratung ans sich streichen. 

Laut Experten sollten Apotheker diese Beratung übernehmen. Aber wie sähe das aus, in einem Laden voller Kunden? Oder Samstagnacht in der Notapotheke? Durch das kleine geöffnete Fenster in der Tür können sie der Frau erklären, wie die Einnahme funktioniert. In ihren Fragen und Zweifeln auffangen können sie sie nicht.

  

 

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