Geteiltes Land: Im südkoreanischen Imjingak schauen Besucher durch den Grenzzaun, der voller Wunschzettel hängt. - Foto: Jung Yeon-Je/AFP/ Getty Images
Nordkorea rasselt mit den Säbeln. Doch viele Menschen in Südkorea bleiben erstaunlich gelassen.
04.04.2013

Seit Nordkorea im Februar einen unter­irdischen Atomtest durchführte, gewinnt man den Eindruck, wir stünden kurz vor dem Kriegsausbruch. Das Thema beherrscht die Schlagzeilen („Nordkorea droht mit totalem Krieg“),  ich bekomme besorgte Mails aus Deutschland. Doch ­meine südkoreanischen Freunde sind ebenso entspannt wie vor dem Atomtest. Man hat sich an das Säbelrasseln gewöhnt, seit vor 60 Jahren der koreanische Krieg mit einem Waffenstillstand statt mit einem Friedensvertrag endete. Sie schätzen die aktuelle Lage als ungefährlich ein.

„Wenn Nord­korea mit Atomwaffen aufrüstet, dann zur Selbstverteidigung“, sagte ein Pastor der Presbyterianischen Kirche in der Republik Korea (PROK), für die ich als Ökumenische Mitarbeiterin arbeite. Wie andere Freunde betont er: Was den Frieden mehr bedrohe als eine Bombe, sei die Weigerung des ­Südens, sich dem Norden anzunähern. Südkorea strebe keine gleichberechtigte Beziehung und keine friedliche Koexistenz an. Und provoziere das Nachbarland, etwa durch die geplante großangelegte Militärübung gemeinsam mit den USA.

Diese Meinung entspricht der offiziellen Haltung der PROK, die in Korea für ihren Einsatz für Demokratie, Menschenrechte, Frieden und Wiedervereinigung bekannt ist. Seoul habe Pjöngjang mit seiner Hardliner-Politik in die Enge gedrängt, erklärte der PROK-Generalsekretär einen Tag nach dem Atomtest und forderte die Regierung Südkoreas auf, endlich das Gespräch zu suchen. Der Vergleich zum geteilten Deutschland drängt sich in Korea gerade­zu auf. Hier aber ist noch offen, wohin die Entwicklung gehen wird. Wir werden ­sehen – und um Frieden beten, so wie die vergangenen 60 Jahre.

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