Portrait Hanna Lucassen, Redaktion chrismon, Redaktions-Portraits Maerz 2017Lena Uphoff
09.11.2012

 Eva Donhauser, 47, schreibt ihrer Patin Marianne Greller, 73: „Tante Marianne“ – das habe ich nie zu Dir gesagt. Als wir uns so richtig kennenlernten, war ich ja auch schon Mitte zwanzig. Und ganz neu in München, ich hatte einen aufregenden Job als Unternehmensberaterin, lernte ständig Leute kennen, ging in Konzerte. Am anderen Ende der Stadt wohntest Du, als Hausfrau, mit Mann und Sohn. Jeden Dienstag kam ich zum Abendessen. Es war immer aufgeräumt bei Euch, alles an seinem Platz. Auf dem Tisch Geschnetzeltes oder ein anderes meiner Lieblingsgerichte. Dein Mann ging zu Bett, er war bei der Polizei, musste früh raus. Und dann kam: unsere Zeit! Wir ­redeten, Stunde um Stunde. Ich erzählte Dir von meinem Liebeskummer, Du hast mit mir gelacht und mit mir geweint – und warst genauso offen zu mir. Das hat mir imponiert. Wir haben aus dem Dienstag den Greller-Tag gemacht – benannt nach Deinem Nachnamen. Oder vielleicht auch: weil es so hell war in Deinem Wohnzimmer? Zumindest für uns beide. Der Greller-Tag ist nie ausgefallen, sieben Jahre lang. Dann zog ich fort aus München. Jetzt sehen wir uns kaum, dafür gibt’s Greller-Telefonate!
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