Foto: Wolfgang Georgsdorf
"Ich dachte viele Jahre, dass ich nicht an Gott glaube"
Ein blödes Lied singt sie manchmal vor sich hin. Es hilft: Gegen Lampenfieber und alles, was man versemmelt hat
Dirk von Nayhauß
24.09.2012

In welchen Momenten fühlen Sie sich lebendig?

Auf der Bühne, das ist immer sehr intensiv. Selbst wenn es mir schlecht geht, spüre ich da weder Kummer noch Schmerzen, das ist alles weg. Sonst gehen einem tausend Dinge durch den Kopf, meistens denkt man sich in die Zukunft, oder man gräbt und wütet und heult oder sehnsüchtelt in die Vergangenheit. Das ist auf der Bühne nicht so, auch nicht vor der Kamera. Und natürlich nicht, wenn ich verliebt bin. Da kann man doch alles, da hat man alle Kraft der Welt.

An welchen Gott glauben Sie?

An den in mir, an den in uns allen. Ich glaube, dass es viel Potenzial in uns gibt, das wir nicht nutzen. Manchmal sage ich zu mir selbst: „Liebe Eva, jetzt glaube mal an dich. Nimm an, dass du noch viel mehr in dir hast, als du weißt.“ Ich habe viele Jahre gedacht, dass ich nicht an Gott glaube. Das war eigentlich für mich klar. Vor elf Jahren habe ich aber angefangen zu meditieren. Das hilft mir, geduldiger zu sein, Menschen anders zu betrachten; mich in den besten Momenten mit allem eins zu fühlen.

Hat das Leben einen Sinn?

Ich bin hier, um dieses Leben zu leben. Immer, wenn ich nicht über die Widrigkeiten des Lebens stöhne, sondern mich leer mache und öffne, geht es gut – immer! Das ist das Leben: dass ich mich öffne und das Leben lebe und das mache, was es mit mir tut und ich mit ihm.

Muss man den Tod fürchten?

Wir sollten den Tod nicht fürchten, heißt es ja immer, aber das gelingt mir nicht. Andererseits finde ich es lustig, das Ganze umzudrehen und sich für den Moment des Todes vorzustellen: Ich werde geboren. Ich sterbe, um in etwas Anderes hineingeboren zu werden. Mir gefällt die Idee, dass es den Tod gar nicht gibt, dass das nur ein Übergang ist in eine andere Welt oder in ein anderes Leben. Ich möchte mir nicht vorstellen, dass danach gar nichts ist. In den schönsten Momenten des Lebens, wenn alles ganz toll ist, dann denke ich: Jetzt könnte ich auch sterben.

Welche Liebe macht Sie glücklich?

Ich brauche viel Liebe; wahrscheinlich um mich bestätigt zu fühlen. Ich finde es schön, wenn man mir meine Fehler auf liebevolle Weise klarmacht, dann fühle ich mich aufgehoben, dann bekomme ich Vertrauen. Liebe ist immer von Dauer, Liebe geht nicht weg. Im Tiefsten bleibt sie, auch wenn ich mich von jemandem trenne. Die Liebe zu den Vätern meiner beiden Kinder bleibt, nachdem ich einmal hindurch war durch die Kleinigkeiten des Zorns. Trotzdem ist man eben manchmal allein, selbst die beste Ehe wird durch Höhen und Tiefen gehen müssen, und so muss man das allein auch. Dann kann man sich wenigstens sagen: Dafür muss ich jetzt nicht mit dem nach Hause gehen, der mich nicht mehr mag. Es ist ja ein Irrtum, wenn man glaubt, man könnte den anderen verändern. Man kann sich immer nur selbst verändern, und auch das nur ganz schwer. Irgendwie komme ich immer wieder an einen Punkt, an dem ich feststelle: Ich habe mich doch wieder nicht verändert.

Wie gehen Sie mit Schuldgefühlen um?

Die sind sehr belastend, richtig schlimm. Schuldgefühle und ­Eifersucht, das sind die schlimmsten Gefühle. Gemein, böse, sehr selbstverletzend. Bei Schuldgefühlen sage ich mir: Okay, ver­zeihen. Erst einmal dir selbst. Was ja ganz schwer ist. Und dann natürlich auch dem anderen. Möglicherweise kann man es auch mit dem anderen klären. Und wenn es zu Hause Krach gibt – also zwischen Mann und Frau – dann bin ich das ja nicht allein. ­Warum soll ich mir allein das Schuldgefühl reinziehen? Wenn ich  sagen kann: „Es tut mir leid, entschuldige bitte“ – dann ist es vom Tisch. Und wenn es nicht vom Tisch ist, dann ist der andere nachtragend, und dann will ich damit sowieso nicht umgehen.

Was hilft in der Krise?

Das Wissen, dass – wenn ich ganz tief unten bin – es auch wieder aufwärts geht. Wehrt man sich gegen die Befindlichkeiten, machen sie einem erst wirklich Mühe. So habe ich auch gelernt, mit meinem schrecklichen Lampenfieber umzugehen. Und wenn ich denke, dass ich wieder alles versemmelt habe, dann habe ich so ein Lied im Kopf: „Im Leben, im Leben, geht mancher Schuss daneben...“ Das singe ich vor mich hin, eigentlich ein blödes Lied, aber es hilft.

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