Nach dem Krieg ging alles verloren – aber nicht das Familientaufkleid
Ich wüsste gern, wie das Taufkleid in den Westen gekommen ist. Meine Mutter, meine Schwester und ich sind im Krieg aus der Nähe von Wismar in einem Flüchtlingstreck geflohen, am 1. Mai 1945. Ob wir das Kleid dabeihatten, weiß ich nicht. Eigentlich wäre es dann, wie alles andere, verloren gegangen. 1941 war ein Kind darin getauft worden. Der nächste Name ist der meiner Großnichte, 1953 in Hamburg getauft. Das Kleid ist seit 1873 in Familienbesitz, damals wurde die Schwester meines Großvaters in Magdeburg getauft. Gemacht ist es aus feinem weißem Batist. In das Unterkleid aus rosafarbenem Taft sind die Namen und Geburtstage aller 36 Täuflinge gestickt. Auch unsere zwei Kinder haben das Kleid getragen. Mein Enkel Leonardo, hier bei seinem Vater auf dem Arm, ist Täufling Nummer 35. Nummer 37 steht mit unserer Enkelin in Berlin an. Dann fährt das Kleid wieder über die Grenze, die heute zum Glück keine mehr ist. Wir hüten es wie eine Chronik, wie einen Familienschatz!
Erzählt von: Karin Steinhoff, Gauting
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Das Familientaufkleidchen
Die Mutter meiner Mutter ließ für ihr erstes Kind ein Taufkleidchen nähen - aus Baumwollbatist mit Spitzen besetzt und sehr lang.
Im Laufe von 50 Jahren sind darin 15 Kinder getauft worden.
Der Abstand zwischen den Generationen betrug immer 25 Jahre. Meine Mutter, als älteste von drei Kindern, wurde 1901 darin getauft. Ich wurde als älteste von fünf Kindern 1926 darin getauft. Da ich am 27.12.1925 geboren bin, berichteten die Kindergottesdienstkinder daheim "der Herr Vikar hat ein Kindchen gekriegt, er hat es aus der Krippe geholt". Damals kannte man das Wort "Baby" noch nicht in Deutschland.
Mein Sohn, der älteste von drei Geschwistern sowie fünf Vettern und Kusinen, wurde 1951 von seinem Vater getauft. Während der Taufe schmatzte der Säugling so laut, dass sein Vater sich das Lachen verbeißen musste.
Der jüngste Vetter, als Adoptivkind aus der Geburtsklinik geholt, hieß wie sein Stiefbruder "Michael". Damit er auf seinen neuen Namen "Christian" getauft werden könne, warteten seine Eltern, bis die Adoption rechtskräftig wurde. Da war er schon zu groß für das Familientaufkleidchen.
Niemand weiß, wo es geblieben ist; wahrscheinlich war es kaputt nach 15 Taufen.
Erzählt von: Rosemarie Emlein
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TAUFE 1
Auf der Flucht verloren, aber nicht vergessen
Auch unsere Familie besitzt seit 55 Jahren ein solch wertvolles Stück.
Meine Großeltern und Eltern haben in den Wirren des zweiten Weltkriegs ihr Hab und Gut verloren. Meine älteste Schwester wurde auf der Flucht geboren. Mein Großvater mußte damals, um das Leben seiner Familie zu retten, alles vom Pferdewagen werfen damit sie schneller flüchten konnten. Das Taufkleid meiner Schwester war deshalb nur ein weißes Leintuch, welches meine Mutter und Großmutter liebevoll zu einem Taufkleid gebunden hatten.
Ich kam erst 12 Jahre später 1957 zur Welt. In Famililenarbeit wurde mein Taufkleidchen genäht. Ein chamagnerfarbener Chiffon mit eingestickten Streublümchen und einem rosafarbenen Seidentaft als Unterkleid. Dazu gab es noch ein Mützchen und ein umhäckeltes Taschentuch mit meinem Namen. (Dieses Taschentuch war ein Wegbegleiter bei meiner Konfirmation und Hochzeit.)
In den zarten Chiffon wurde mit rosafarbenen Garn mein Namen und mein Taufdatum eingestickt. Meine Mutter hat dieses Taufkleid sorgsam aufgehoben. Als 1977 unsere Tochter Nadine-Desiree zur Welt kam, übergab mir meine Mutter das Taufkleidchen. Wir mussten sehr lange suchen, bis wir eine Stickerei fanden, welche auch den Namen und Taufdatum unserer Tochter in diesen zarten Stoff sticken konnte.
1981 erblickte unsere zweite Tochter Yvonne-Natalie das Licht der Welt. Auch sie wurde auf dem Taufkleidchen verewigt.
Im Dezember 2007 wurde dann unsere Enkeltochter Alea-Phillis geboren.
Für unsere Tochter war es keine Frage, Alea-Phillis in unserem Taufkleidchen taufen zu lassen.
Bei der Taufe im Juni 2008 in der evangelischen Stadtkirche in Bad Wimpfen wurde nach der Taufzermonie im Besonderen das Taufkleidchen erwähnt, welches einen weiteren eingestickten Namen - Alea-Phillis - enthielt. Ein Taufkleidchen in dem die Großmama, die Mami und die Patentante ebenfalls zum Taufstein getragen wurden.
Im Jahr 2009 wurde unser Enkelsohn Jona-Fabrice geboren. Jetzt mußten wir eine kleine Änderung vornehmen. Das rosa Unterkleid kam nicht in Frage! Eine Freundin nähte nach dem Muster des rosafarbenen Unterkleid, kurzerhand ein hellblaues Unterkleid und Jona-Fabrice Namen wurde in hellblauen Lettern eingestickt. Dieses hellblau ist eine wunderbare Ergänzug zu den altrosa Farben.
Nun sind wir für alle Fälle gerüstet und freuen uns schon darauf, wenn unsere zweite Tochter Yvonne-Natalie Nachwuchs bekommt. Ein Taufkleid wirkt sehr feierlich. Somit der richtige Rahmen für die Taufe und deren Bedeutung. Es gibt Pfarren, welche auch Taufkleidchen zu Verfügung stellen. Dieses Angebot finde ich, ist eine sehr gute Lösung, wenn man kein eigenes Taufkleid anschaffen möchte. Manche Eltern tragen ihre Kinder unter anderem mit Jeans zum Taufbecken.
Sehr schade für ein solch feierlichen Anlass!
Erzählt von: Sieglinde Doebelin
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TAUFE 2
Seit 1877 in Familienbesitz!
Auch in unserer Familie gibt es ein Taufkleid, das seit fünf Generationen Kinder bei der Taufe geschmückt hat. Meine Großmutter ist 1877 darin getauft und ihr Sohn 1903. Meine drei Schwestern und ich, unsere Kinder und einige unserer Enkel haben das Kleid getragen. Die Daten sind unten in das Kleid gestickt. Es sind 23 Eintragungen, die erste 1877 und die letzte 2009. Wir freuen uns, daß die Tradition so lange fortgeführt werden konnte. Kürzlich haben wir in Berlin die Taufkirche unserer Großmutter besucht.
Erzählt von: Gudrun Brinkmann
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TAUFE 3
Zwei Generationen haben es schon getragen
Inzwischen sind schon zwei Generationen in unserem Taufkleid getauft worden - und die dritte lässt sicher nicht lange auf sich waren.
Wir waren sechs Geschwister. Das Taufkleid wurde von meiner zweitältesten Schwester Elfriede genäht, als sie bereits drei Kinder hatte, ihr viertes Kind wurde 1959 darin getauft. Aber der Anlass, das Taufkleid zu nähen war, dass unsere ältere Schwester Lore 1958 mit 33 Jahren ihr erstes Kind erwartete, nachdem sie den Kinderwunsch bereits aufgegeben hatte. Also wurde das erste Kind unserer ältesten Schwester darin 1958 getauft und dann folgten 17 weitere Taufen bis 1999. Eigentlich gehörten noch die drei Kinder einer meiner Töchter dazu, aber sie wurden katholisch getauft und dort kam unser Taufkleid leider nicht zum Einsatz.
Inzwischen erzählt dieses Taufkleid viele kleine Geschichten. Alle Kinder haben ihren Weg gefunden und ihr Leben gemeistert, die einen mehr, die anderen weniger. Die Jüngeren, die noch zur Schule gehen, werden – hoffentlich auch ihren Platz im Leben finden. Auf einem der beigefügten Fotos hält Fabian Justus im Arm, der in dem Taufkleid bisher als letztes Kind 1999 darin getauft wurde und auf dessen Konfirmation 2013 wir uns alle freuen.
Meine Schwester Elfriede war eine sehr praktisch veranlagte Frau und verband mit diesem Kleid den Gedanken, Geld zu sparen, damit nicht immer ein neues Kleidungsstück angeschafft werden musste. Inzwischen hat das Taufkleid einen großen immateriellen Wert und es hält die Erinnerung an meine Schwester Elfriede wach, die vor zwei Jahren verstorben ist.
Ich hoffe, es werden noch viele weitere Kinder darin zur Taufe getragen.
Erzählt von: Amalie Barzen
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TAUFE 4
Nachbarschaftshilfe: das selbst gestickte Kleid
In meiner Familie gab es auch so eine Tradition gab. Mein Vater, als jüngstes von 10 Kindern, hat das Taufkleid 1913 getragen, bevor meine Schwester und ich darin getauft wurden. Das war in 1941 und 1943. Da war das Kleid bestimmt schon 50 Jahre alt oder auch älter. Leider weiß ich das Geburtsdatum seines ältesten Bruders nicht, der es zuerst getragen hatte. Meine Schwester hat dann 1964 ihren ältesten Sohn darin getauft und 1974 ihre Tochter.
Diese Tradition gefiel mir so sehr, dass ich meiner jungen Nachbarin davon erzählte, als ihr erstes Kind in 2003 geboren wurde. Da ihre Mutter 2 Jahre vorher gestorben war, hat sie sich gerne mit mir beraten. Und ihr gefiel die Tradition, das Taufkleid innerhalb der Familie weiterzugeben. Also habe ich ihr ein Taufkleid aus einem alten Spitzenunterkleid von meiner Schwiegermutter genäht (Jahrgang 1898). Diese war als junge Frau Weißnäherin gewesen und hatte das Unterkleid sehr üppig aus Spitze gearbeitet. Mit hellblauem Stickgarn habe ich den Namen des Täuflings darauf gestickt, natürlich auch das Geburts- und Taufdatum. Zur Taufe wurde es mit blauem Schleifenband geschmückt. Es sah wirklich hübsch aus. Dann wurde zwei Jahre später Philipp geboren. Auf Wunsch der Mutter habe ich seinen Namen und die Daten in Seegrün aufs Kleid gestickt und mit dem passenden Schleifenband verziert. Und wieder zwei Jahre später wurde Tim geboren. Für seinen Namen und die Daten habe ich rotes Stickgarn und rotes Schleifenband verwendet.
Nicht nur ich bin sehr stolz auf mein Werk, auch die junge Familie liebt dieses Kleid, und ich bin sicher, dass die Kinder die angefangene Tradition fortsetzen werden. Und sollte ich noch erleben, dass ein Enkelkind geboren wird und ich in der Lage sein zu sticken, dann werde ich gerne wieder zur Nadel greifen.
In diesem Jahr ging der Erstgeborene zur Kommunion. Die Paten sollten die Kinder zum Altar begleiten, aber seine Patentante ist inzwischen ins Ausland gezogen und nicht gekommen. Da hat Yannick mich gefragt, ob ich nicht seine Patentante sein möchte, um ihn zum Altar zu begleiten. Voller Freude und Stolz habe ich das getan und mit der ganzen Familie einen wunderschönen Tag verbracht. Seit seiner Geburt ist mir der Kleine sehr ans Herz gewachsen, und er war für mich immer wie ein Enkelkind. Wahrscheinlich hat auch die Idee mit dem Taufkleid die Beziehung gefördert.
Erzählt von: Renate Paasche
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TAUFE 5
Unser 102-jähriges Taufkleid
Wenn man sagen wollte, unsere Familie Semmelroggen sei eine adelige Bauernfamilie in der ursprünglich selbständigen Gemeinde Geismar, jetzt Ortsteil der Stadt Göttingen, dann bin ich Karl IV. Semmelroggen [von Geismar]. Die Familie ist seit 1685 in Geismar und stammt ursprünglich aus Groß Schneen und kann dort nachvollzogen werden bis 1450.
In diesem Absatz steckt ein wenig Namensforschung. Edward Schröder und Adolf Bach meinen, der Name habe mit Sammetrock zu tun. Ich selbst bin zu einer anderen Auslegung gekommen. Bei Frankfurt a. M. und an der Hessischen Bergstraße bis in die Nähe von Heidelberg gibt es Sachensiedlungen, u.a. auch in Großensachsen. In dieser Gemarkung liegt eine Weinlage mit dem Namen „Sandrocken“. Hier könnte ein seinerzeit neu gesiedelter Sachse aus dem Leinetal, der später wieder zurückgesiedelt ist und er könnte, wie üblich im 13. Jahrhundert diesen Flurnamen als Familien(Nach-)namen übernommen haben.
Das nur als Einleitung - jetzt zu unserem Taufkleid, weißer Batist mit rosa oder blauem Unterkleid: Die Geschichte beginnt 1910 mit der Taufe des ersten Kindes der Eltern Wilhelmine (Minna) und Karl II. Semmelroggen und deren Tochter Gertrud. Meine Großmutter Minna hatte Schneiderin gelernt und das Kleid während ihrer Schwangerschaft genäht und bestickt. Zweiter Täufling war 1914 mein Vater, Karl III., der aber seinen Vater nicht kennen gelernt hat, da dieser am 30. September in Frankreich gefallen war. Die Geburt Karls III. war am 28. 12. 1914.
Die Kinder der Tochter Gertrud wurden nicht in dieses Kleid gesteckt wegen Abwesenheit in Meiningen, beziehungsweise Erfurt.
Der nächste Täufling war ich, Karl IV. im Jahr 1941 und danach meine Schwester Christa 1944. Nun trat wieder eine Pause von zwei Dezennien ein. Es folgten 1965 meine Tochter Angela, 1967 meine Nichte Kerstin, 1968 meine 2. Tochter Claudia und 1971 das zweite Schwesterkind, nämlich Neffe Michael. Diese sind nun auch verheiratet und haben Kinder. Ich nenne sie mit Namen und Jahreszahl aber ohne familiäre Einordnung:
Lisa 1990, Jonas und Maike 1993, Laurin 1998, Ole 2001 und Marie 2003.
Das Kleid und das rosa Unterkleid sind noch erhalten und könnten weiter gereicht werden.
Erzählt von: Karl Semmelroggen
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TAUFE 6
Taufkleid aus Amsterdam
Meine frisch vermählten Großeltern Gotthilf Wiesinger und seine Frau Marie ließen sich 1899 in Amsterdam ein Taufkleid anfertigen, mit auswechselbarem dekorativem Bändchen, blau für Jungen und rosa für Mädchen.
Der Großvater war wohl nicht nur Theologe, sondern hatte auch ökonomischen Weitblick. Eine solche Anschaffung sollte sich lohnen, und sie tat es. Ihre neun Kinder wurden in dem Kleid von ihm selbst getauft.
Auch ihre sieben Enkelkinder trugen das Taufkleid. Die fünf Urenkel, über Deutschland verstreut, hatten auch die Ehre.
Schließlich in der vierten Generation als vorläufig letzte von sieben Ururenkeln wurde Ella Marlene Ulrich gestern von Pastor Clemens Hütte in unserem Garten vor einer kleinen Birke in diesem Taufkleid, mit rosa Bändchen natürlich, getauft.
Mithin 27 Täuflinge bis heute und ich bin guter Hoffnung, dass noch viele nachfolgen werden.
Erzählt von: Hans Ulrich
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TAUFE 7
Familiengeschichte: Der Anfang war 1638
Es schien unglaublich beim ersten Hinschauen – das Taufkleid der Familie van de Linde ähnelt dem unserer Familie mütterlicherseits aus dem Hause Güldner. Es scheint aus gleicher Zeit zu stammen, der friedlichen Kaiserzeit vor dem 1. Weltkrieg. Erst kürzlich hatte rein zufällig eine Expertin voller Bewunderung festgestellt, es sei aus Plauener Spitze.
Unglaublich, auch die Familiengeschichten ähneln einander, wenn auch im Einzelnen unterschiedlich. Es gibt zwar hier keine eingestickten Namen der Täuflinge, ihre Daten sind jedoch schriftlich festgehalten und blieben durch wiederholtes Erzählen lebendig.
Die beiden ersten Täuflinge waren meine Vettern Hans, geb. 1913 und Helmut, geb. 1915. Beide fielen im 2. Weltkrieg. Das erste Mädchen, Ursel, kam 1919 zur Welt. Ich folgte im Jahr 1924.
Zwanzig Jahre lang in einem mottensicheren Karton verpackt und oft hin und her transportiert, sollte das alte Schmuckstück dem ersten Kindlein (Hans-Helmut) der überstandenen Kriegszeit bei der Nottaufe im Krankenhaus dienen. Er hat seinen im ehemaligen Jugoslawien vermissten Vater nie kennenlernen können. Die beiden Kinder der Cousine Ursel sind Gerlind, geb. 1946 und Ulf, geb. 1949. Sie konnten im heil gebliebenen Plauener-Spitzkleidchen und noch im Kreise vieler Famili-enmitglieder getauft werden.
Da fortan keine weiteren Nachfragen gestellt wurden, blieb es still um das edle Stück, das in kinder-loser Zeit zuweilen meinen antiken Schrank aus Wurzelholz schmücken sollte. Die später von Gerlind und Ehemann Frank sehnlichst erwarteten Kinder aus Viet-nam Kai Tom, geb. 1973 und Nina Mai, geb. 1974 sowie aus Indien Sarah Cita, geb. 1977, passten bei ihrer Ankunft in der Bundesrepublik nicht mehr in das Kleidchen.
Die Nachkommen von Ulf und Mahin, einer Iranerin, die zum christlichen Glauben konvertiert war, sind auch ohne Taufkleid aufgewachsen und zu bodenständigen Menschen geworden.
Da die Fortsetzung in der eigenen Sippe pausierte, entschloss ich mich zur Leihgabe innerhalb des Freundeskreises, ein Angebot, das großen Anklang fand. Schließlich war man sich dieses inzwischen aufgewerteten Taufkleidchens bewusst. Eine junge Mutter verschönerte es mit einem rosa Seidenbändchen für ihre Tochter und legt gleich ein blaues dazu bei der Rücksendung… für den künftigen Jungen. Beide Bändchen sind von einer Perle gehalten.
Es sind nunmehr insgesamt 17 Täuflinge zu notieren. In einer Ahnenreihe, die lt. Ahnentafel der Familie Werner Güldner mit der Taufe von Else Güldner, lutherisch getauft in Schlitz am 10.03.1638, ihren nachweislichen Anfang nahm, ist die Perlenkette nicht abgerissen und schloss auch in neuerer Zeit die Freundskinder mit ein. Sollte man da nicht dankbar sein und auch eine Fortführung in Betracht ziehen?
Erzählt: Eva Lüdorf
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Taufe – und Taufkleid
In unserer Familie ist das Taufkleid nicht so wichtig. Ich erinnere mich, dass in meiner Kindheit vom Taufkleid nicht viel zu sehen war. Die Kinder wurden auf ein „Paradekissen“ gelegt und nach der Taufe zugedeckt. Sie taten mir sehr leid – und als ich selbst Patin meiner jüngsten Cousine wurde, hatte ich große Angst, sie würde ersticken in diesem großen Kissen.
Viel entscheidender war immer dass die Kinder einen „heiligen“ Namen hatten und dieser womöglich in der Familiengeschichte verankert war. Meine eigenen Kinder hatten kein eigenes Taufkleid, aber ihre Namen gehen auf Familientraditionen zurück. Ich selbst bin sehr glücklich darüber nach meiner Taufpatin genannt worden zu sein. Meine Tochter heißt nach einer Urgroßmutter von meiner Seite, die elf Kinder großgezogen hat. Sie hat allen ihren Enkeln den Glauben weitergegeben und muss auch sehr lebenslustig gewesen sein. Das gleich gilt für meine Schwiegermutter, die auch Namensgeberin meiner Tochter wurde. Gleichzeitig sind beide Namen die Namen von Kirchenlehrerinnen, was jedoch bei ihrer Auswahl keine Rolle spielte. Mein Sohn hat seine Namen seinen Groß- bzw. Urgroßvätern von beiden Seiten. So sind sie eingebunden in einen „Lebenskreis“.
Was ich mir wünschen würde wäre, dass es an vielen Orten wie in Ahrenshoop wäre. Dort werden die Namen der Täuflinge in die Taufschale eingraviert. Das ist ein unglaublich tiefsinniger Brauch.
Erzählt von: Irene Löffler
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TAUFE 8
„Mich machst du net nass!“
Wir können es nicht mit 100 Jahren aufnehmen, denn das vorherige Taufkleid aus einer langen Reihe ging im Krieg verloren. Aber das neue Kleid ist doch schon 50 Jahre alt. Das „Ichthys“ und der Fisch wurden in der Abtei Lichtenthal ( Baden-Baden ) eingestickt; die Vornamen der Täuflinge und das Jahr sticken die Schwestern vom Karmel in Speyer.
Dazu gibt es ein Taufbuch mit allen Daten, wie Tauftag, Kirche, Pfarrer, Paten, Elten und ein Tauffoto. Später kommt das Konfirmations- und Hochzeitsfoto dazu!
26 Kinder wurden in dem Kleidchen getauft! Noch in diesem Jahr wird die Nummer 27 getauft, Tom Eppelsheim, der im Februar 2012 geboren wurde. Leonie und Laura taufte in Bonn ihr Großvater, Pfarrer Walter Winheller.
Eine nette Geschichte gibt es noch zu berichten, als Tessa und Cedric, der schon drei Jahre war, getauft wurden: zuerst taufte die Pfarrerin seine Schwester und als er an die Reihe kam, schrie er: „Mich machst du net nass!“ Er musste beruhigt werden und die Taufe konnte erst dann vollzogen werden.
Erzählt von: Ursula Eppelsheim-Nessel
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