Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Staatspräsident Nikolas Sarkozy wollen sie nun auch ohne England durchsetzen: die Finanztransaktionssteuer, eine Steuer auf Umsätze am Finanzmarkt. Wetten auf Kursschwankungen, so genannte Derivate, fallen auch darunter.
So eine Steuer kann die Finanzmärkte etwas beruhigen, weil sich kurzfristige computerbasierte Geschäfte, die minimale Kursausschläge automatisch für Transaktionen nutzen, nicht mehr lohnen. In Deutschland wäre mit Steuereinnahmen von 12 Milliarden Euro im Jahr zu rechnen. Klingt gut, ist aber vergleichsweise wenig: Die EU-Staaten haben dem Finanzsektor längst ein Vielfaches dieser Summe an Garantien zur Verfügung gestellt, um den Zusammenbruch von Banken zu verhindern. So eine Steuer verändert also nicht den Weltenlauf, aber sie gibt den Menschen den Glauben daran zurück, dass nicht die Märkte regieren – sondern gewählte Regierungen. Das ist wichtig für das Vertrauen in die Demokratie. Das sollte die Koalition in Berlin bedenken, bevor sie die Idee zerredet.
Das Märchen von der Kapitalflucht
Und was ist mit der Angst vor der Kapitalflucht, etwa in die Börsenstadt London? Nur Mut! Als ungedeckte Leerverkäufe - das sind riskante Wetten auf fallende Aktienkurse - im Zuge der Bankenkrise in Deutschland verboten wurden, orakelten die Finanzlobbyisten: das führt zur Kapitalflucht. Ist aber nicht passiert, im Gegenteil - zahlreiche Staaten sind dem Beispiel gefolgt und haben diese Form der Zockerei ebenfalls untersagt.
Außerdem: In der Eurozone, der Großbritannien nicht angehört, leben 329 Millionen Menschen. Kein Börsianer wird es wagen, diesen Markt links liegen zu lassen. Wetten?