Ich war immer sparsam. Ich bin zum Beispiel nie alleine in eine Konditorei gegangen. Aber an meinen Kindern und meiner Frau habe ich nie gespart. Bis zu diesem Jahr habe ich ihnen auch immer die Unfallversicherung gezahlt. Ich habe in der Kirche immer gespendet und auch Bettlern was gegeben. Jetzt habe ich kein Geld mehr. Ich habe Schulden. Weil ich zwei Frauen Geld gegeben habe, viel Geld.
Es war beim Stadtfest in unserem Münchner Stadtteil, wo ich immer mithelfe beim Aufbau. Ich ging Richtung Kirchhof, um Material zu holen, als aus der Kirche zwei junge Frauen traten, ihre Gesichter tränenüberströmt. Sie fragten mich, ob ich ein bisschen Geld hätte. Weil sie so weinten, gab ich ihnen einen Schein.
Ich nahm einen Kredit über 50 000 Euro auf
Es waren zwei Schwestern aus Sarajewo. Ihre Eltern hätten dort ein Hotel gehabt, die Eltern seien umgebracht, das Hotel sei zerstört worden. Weil die beiden keine Dokumente haben, dass ihnen das Grundstück gehört, und die Stadt auch noch nichts gefunden hat, können sie es nicht verkaufen. Jetzt fahren sie immer wieder nach Deutschland zum Saubermachen. Sie boten mir an, dass sie bei mir umsonst putzen, aber ich mache das selber.
Die beiden haben auch Kinder, aber keinen Gatten, ich nehme an, sie sind vergewaltigt worden. Damit sie für sich und die Kinder ein kleines Haus bezahlen können, nahm ich bei meiner Postbank einen Kredit über 50 000 Euro auf. Den bekam ich auch, ich war ja als Bibliothekar Beamter.
So sehr, wie sie weinten, das kann man nicht vorspielen
Meine Frau und meine Kinder haben mir das übelgenommen. Dabei habe ich meinen Kindern schon ein Haus und eine Wohnung geschenkt. Und meine Frau und ich haben seit langem getrennte Finanzen, wir wohnen auch getrennt. Sie waren sich jetzt einig, dass wir bald eine Betreuungsverfügung machen müssen. Aber noch halten sie mich nicht für unzurechnungsfähig. Ich bin ja auch nicht verrückt. Ich bin hilfreich.
Dass die beiden Frauen aus der Kirche kamen und dass sie weinend aus der Kirche gekommen sind, war wichtig. Sonst hätte ich es nicht gemacht. Ich glaube nicht, dass sie Betrügerinnen sind. So sehr, wie sie weinten, das kann man nicht vorspielen. Und Betrüger würden nicht mehr von sich sehen und hören lassen, wenn sie wissen, dass ich kein Geld mehr habe. Aber wir haben uns immer wieder getroffen, wenn sie in Deutschland waren. Meist sind wir in ein Café gegangen, und sie haben immer selbst bezahlt, auch für mich; sie wissen, dass ich gerne Kuchen esse.
Im Internet gibt es auch eine Frau mit diesem Nachnamen, aber mit anderem Vornamen
Sie haben auch immer mal wieder angerufen, von einer Telefonzelle aus, weil sie noch keinen Anschluss hatten. Aber jetzt habe ich zwei Monate nichts mehr von ihnen gehört. Ich bete jeden Morgen und jeden Abend, dass ich das Geld zurückbekomme. Ich hätte gern einen Vertrag gemacht. Das wollten sie aber nicht. Irgendwann akzeptierte ich es. Sie haben mir ja ihre Namen gegeben.
Im Internet gibt es auch eine Frau in Sarajewo mit diesem Nachnamen, aber mit anderem Vornamen. Der habe ich eine E-Mail geschrieben, deutsch und englisch: Ich hätte gehört, dass es mal ein Hotel gab, die Besitzer hätten denselben Nachnamen, sie seien aber tot und das Hotel zerstört, ob sie vielleicht was wisse dazu. Jetzt warte ich.
Wenn sie wenigstens mal was von sich hören lassen würden!
Vielleicht fahre ich mal mit dem Auto hin, um nachzuforschen. Ein Freund würde mitkommen, wir verstehen uns gut, er ist ein Cineast wie ich. Er ist zwar misstrauisch, findet es aber nicht schlecht, was ich getan habe.
Wenn ich das Geld nicht wiederkriege, muss ich den Kredit selbst abbezahlen.
Jeden Monat an die 800 Euro. Es geht, aber wirklich nur so gerade.
Vielleicht wäre ich ein bisschen unglücklich, aber ich denke manchmal an die Geschichte vom reichen Jüngling im Lukasevangelium. Der will Jesus folgen. Aber Jesus verlangt von ihm, vorher alles, was er hat, den Armen zu geben.
Das will der Mann nicht. Er geht traurig weg. Aber ich möchte das gerne, ich möchte Jesus dienen. Und ich bin immer noch der Meinung, dass nicht der Teufel, sondern Jesus mich dazu geführt hat. Wenn sie wenigstens mal was von sich hören lassen würden!
Lukasevangelium
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Verschärftes Lukasevangelium
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Kritik
Dieser gutmütige Mann hat alle Vorsichtsmaßnahmen beiseite gelassen, er wurde ganz einfach betrogen. Für solche Transaktionen gibt es Fachleute, die die Glaubwürdigkeit überprüfen können. Das sollte aber auch irgendwie in IHrer Berichterstattung klar werden.
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Spenden für Bertl B. - wer hilft mit?
Der Artikel über den hochverschuldeten Bertl B. hat uns berührt.
Wir kennen Herrn B. aus gelegentlichen Kontakten in unserer Münchner Pfarrei und halten ihn für absolut integer und vertrauenswürdig. Ob die beiden Frauen auch vertrauenswürdig waren, bezweifeln wir etwas - oder ist ihnen etwas zugestoßen?
Jedenfalls darf Herr B. nicht allein gelassen werden in dieser Notlage! Wenn er sich so an die Öffentlichkeit wendet, ist zu vermuten, dass er sich nicht nur für einen interessanten Beitrag zur Verfügung stellen wollte, sondern dass auch Verzweiflung hinter diesem Schritt steht. Daher möchten wir den Schuldenberg durch eine kleine Spende abbauen helfen. Vielleicht schließen sich andere Leser an? Durch solidarische Hilfe wird sich ein "Gutmensch" wie er, wenn er ohne diese Schuldenlast ist, weiterhin für die Not anderer einsetzen - sicher künftig mit weitem Herzen und kritischerem Blick.
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Verantwortung für das Geld
Ich wünsche Herrn B., dass er einen intelligenten, menschlichen Betreuer zu bekommen selbst vorschlägt.
Das ist keine Schande, sondern eine Entlastung für die kleinen grauen Gehirnzellen, ein Schutz für viele Ältere, in deren Hirn sich ein paar Zellen verändert haben. Man verachtet ja auch niemand, der im Alter etwa ein Magenleiden bekommt.
Ich kenne eine Frau, die sich dann doch entschloss Betreuung zu bekommen und nun froh ist, sich um Geldangelegenheiten nicht mehr kümmern zu müssen.
Da ist Zeit und Kraft frei geworden für wichtigere Dinge, etwa den Glauben. Herr B. betont ja, dass er Jesus dienen möchte.
Ich finde, das hat er getan, in dem Glauben zwei Frauen zu helfen. Was die gemacht haben, ist deren Verantwortung.
Aber beten, dass das Geld zurückkommt ist nach meinem Empfinden nicht nur Zeitverschwendung, denn Gott ist für mich nicht Wunscherfüller, denn ER weiß am besten was wir wirklich brauchen, besser als wir selbst.
Die Kinder haben ja bereits Haus und Wohnung bekommen. Und Herr B. war zeitlebens mit sich sparsam, hat sich also im Alter mit diesem Geld eine Freude gemacht.
Für irgend jemand wird das Ganze schon eine Lehre sein. Ist viel Geld zu haben denn so wichtig? Die Geschichte vom Tanz ums Goldene Kalb steht ja schon im Alten Testament.
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Ich hatte eine ähnliche Begegnung
Vor gar nicht langer Zeit, im August 2011, hatte ich eine ähnliche Begegnung an einem ähnlichen Ort.
Als ich dem Ausgang des Augustinerklosters zustrebte, trat eine zutiefst demütige, jüngere recht aparte Frau auf mich zu und bat mich sehr höflich, sie anzuhören. Zuerst beschwörte sie mich inständig, ihr Arbeit als Putzfrau und eine Wohnung, zu besorgen, da sie mit ihrer Miete einige Monate im Rückstand sei und ihre „grässlichen“ türkischen Vermieter sie noch am selben Tag mit ihren zwei Kindern vor die Tür setzten wollen.
Eine sich im Hintergrund gehaltene zweite Frau klingte sich wenig später in das Gespräch ein und wurde mir als ihre Schwester vorgestellt, obwohl sie ein grobschlächtiger, völlig anderer Typ war. Nun bearbeiteten mich die ungleichen Schwestern, die sich als Bosnierinnen ausgaben, mit ausgeklügelter Raffinesse. Das Arbeiten und Wohnen war längst unwichtig geworden. Es ging um ihre „rückständige Miete“ von rund 3.000 Euro, die sie „jetzt und gleich“ flehendlich und schluchzend aus mir rauspressen wollten. Immer wieder versicherten sie mir ihre tiefe Gläubigkeit und dass sie mir das Geld, wenn es ihnen wieder besser gehen würde, in kleinen Raten zurückzahlen wollen. Alle Register der Überredungskunst wurden gezogen. Als ich mich nicht erweichen ließ und mich von ihnen mit einem kleinen Geldbetrag trennte, haben sie mich nicht beschimpft, sondern verharrten, mir inständig nachblickend, in kniender Pose.
Noch Stunden danach ging mir diese Begegnung nicht aus dem Sinn. Es war, davon bin ich überzeugt, höchste Schauspielkunst die mir geboten wurde. Denn im Nachhinein ergaben sich so viele Ungereimtheiten, die mir durch das unablässig auf mich einprasselnde Wehklagen der beiden Gaunerinnen nicht sofort auffielen.
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wie naiv!
Als stets interessierte und begeisterte Leserin von chrismon war ich entsetzt und verärgert über den naiven Zeitgenossen, der der Masche von 2 Betrügerinnen auf den Leim gegangen ist und dafür auch noch bedauert werden möchte. Liest der denn nicht in den Zeitungen, auf welche Mitleidstouren diese Leute gutgläubige Zeitgenossen hereinzulegen versuchen. Der kriegt sein Geld nicht wieder, da kann er noch soviel beten. Schließlich hat Gott ihm ja einen Verstand gegeben, den er hätte benutzen können. Ich jedenfalls habe mit diesem Mann kein Mitleid und - so ich ihn kennen würde - täte ich den so zusammenschimpfen, daß es sich gewaschen hätte.
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