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Es ist ein denkwürdiger Ort, um sich mit der Frage auseinanderzusetzen: Was bringt die Zukunft? Im ehemaligen Gefängnis von Lutherstadt Wittenberg, unweit von der Schlosskirche gelegen, gestalten Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt jeweils eine Zelle. „Luther und die Avantgarde“ heißt die Ausstellung aus Anlass des Reformationsjubiläums.
Wer die Liste der mehr als 60 Künstler anschaut, der stößt auf zahlreiche große Namen. Der chinesische Objektkünstler Ai Weiwei und die chinesische Malerin Jia sind dabei, die Bildhauer Stephan Balkenhol und Günther Uecker, der chinesische Zeichner Sun Xun, der viel von sich reden macht. Jörg Herold hat in den Putz seiner Zelle die 99 Namen Allahs gekratzt. Der Videokünstler Mischa Kuball zeigt in seiner Zelle auf großen Bildschirmen, was ihm zum Thema Kommunikation eingefallen ist. Csilla Kudor zeigt Wechselbilder, also Fotos, die sich vor den Augen verändern, wenn sich der Betrachter ein wenig bewegt. Eines davon blendet sich dem Ehepaar Katharina von Bora und Martin Luther hinüber zu homosexuellen Paaren. Ungewöhnlich auch das Riesenmosaik des Kölner Künstlers Achim Mohné, das, stark gepixelt, das Gesicht des Whistleblowers Edward Snowden zeigt. Es soll von Satelliten fotografiert und über die digitalen Netze weltweit verbreitet werden. Videos von einem Drohnenflug über dem Knast zeigen, wie das Kunstwerk vom Himmel aus wirkt (Link unten).
Es gibt neben dem zentralen Ausstellungsort in Wittenberg weitere Standorte: in Berlin (St.-Matthäus-Kirche mit einer Einzelpräsentation von Gilbert & George) und in Kassel (Karlskirche mit Shilpa Gupta und Thomas Kilpper). „Luther und die Avantgarde“ ist in Wittenberg Teil der mehrteiligen „Weltausstellung Reformation – Tore der Freiheit“ in den Wallanlagen von Wittenberg (20. Mai bis 10. September 2017).