Alte Klänge zum Hochzeitsmahl
Matthias Pabst
02.08.2019

CD-Rezension: The Royal Wedding, Munich 1568

Cornamuse, Zink oder auch die Dolzaina, das sind Musikinstrumente, die allesamt heute fast vergessen sind. Im 16. und 17. Jahrhundert waren sie allerdings weit verbreitet in der europäischen Musik. Ensembles wie zum Beispiel Musica Fiata aus Köln haben es sich zur Aufgabe gemacht, die alte Musik am Leben zu halten. Bei der deutschen harmonia mundi ist eine CD erschienen, auf der zu hören ist, wie die alten Instrumente klangen und wie die damaligen Komponisten sie in ihre Werke einbezogen. Der Titel: The Royal Wedding, Munich 1568.

Matthias Pabst

Hans-Gerd Martens

Hans-Gerd Martens ist stellvertretender Chefredakteur beim Evangelischen Kirchenfunk Niedersachsen (ekn). Er ist Jahrgang 1957, geboren in Rastede bei Oldenburg. Studium: Politikwissenschaft, Neuere Geschichte, Publizistik und Journalismus in Münster und Hannover. Danach berufliche Stationen als freier Mitarbeiter beim NDR, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Hohenheim und Redakteur bei medien aktuell (einem Medieninformationsdienst in Hamburg).

1568 heiratete der bayrische Erzherzog Wilhelm V. Renata von Lothringen. Das Fest in München dauerte 18 Tage. Der Hochadel und Gesandte aus ganz Europa kamen nach München. Der Hofkapellmeister Orlando di Lasso war für die Hochzeitsmusik zuständig. Er komponierte für das Fest eigene Stücke und kombinierte sie mit Werken anderer Komponisten. Aufgeführt wurde die Hochzeitsmusik von der Münchener Hofkapelle, das waren bis zu 70 Musiker und Sänger. Sie traten zu den religiösen Messen auf, aber auch zu Banketten, mit einer streng geregelten Abfolge der Musikstücke. Allein das Hochzeitsbankett bestand aus acht Gängen. Und jeder Gang hatte seine eigene Musik. Orlando di Lassos Decantabat Populus hatte seinen Auftritt zum 7. Gang.

La Capella Ducale, Musica Fiata, Roland Wilson: "The Royal Wedding, Munich 1568" Label: DHM, DDD, 2018

Die Hochzeitsgäste erlebten sieben Bankette, und alle wurden von der Musik begleitet. Der damalige Hofsänger Massimo Troiano  protokollierte die Aufführungen. Deshalb lässt sich heute ziemlich genau rekonstruieren, was die Hochzeitsgesellschaft damals hörte.

Die richtige Musik zum richtigen Gang

Um die 450 Jahre alte Musik originalgetreu aufführen zu können, wurden die Instrumente teilweise nachgebaut. Wie zum Beispiel die Blasinstrumente Dolzaino und die Cornamuse. Die Dolzaina ist ein traditionelles spanisches Holzblasinstrument. Sie kam mit den Arabern nach Spanien. Die Instrumente allein machen allerdings noch nicht den besonderen Reiz dieser Hochzeitsmusik aus, dazu gehört natürlich auch der Gesang.

Musica Fiata wurde 1976 gegründet als Ensemble für die Musik des 16. und 17. Jahrhundert auf historischen Instrumenten. Als Ergänzung hinzu kam 1992 das Vokalensemble La Capella Ducale, alles unter der Leitung des Briten Roland Wilson. Vielleicht ist es ja mal eine Idee, ein mehrgängiges Menü zu Hause zu genießen, mit dieser royalen Hochzeitsmusik aus dem 16. Jahrhundert. Im Booklet zur CD The Royal Wedding, Munich 1568 ist zu erfahren, welche Musik zu welchem Gang passt.

Produktinfo

La Capella Ducale, Musica Fiata, Roland Wilson: "The Royal Wedding, Munich 1568"

Label: DHM, DDD, 2018

Erscheinungstermin: 8.3.2019

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