Die pakistanische Produktion "Joyland" macht erstmals Transpersonen sichtbar. Protagonist auf Moped mit überlebensgroßem Aufsteller einer Dragqueen
Die pakistanische Produktion "Joyland" macht erstmals Transpersonen sichtbar.
Filmperlen / Die Filmagentinnen
Verbotene Liebe
09.11.2023

Joyland (Pakistan 2023)

In seinem Regiedebüt lässt Saim Sadiq Luft an traditionelle Familienstrukturen. Haider (Ali Junejo) ist arbeitslos und wohnt mit seiner Frau Mumtaz, seinem verheirateten Bruder und dessen Ehefrau bei seinem verwitweten Vater. Nachdem Haider einen Job in einem Tanztheater angenommen hat - nicht als Manager, wie er es seinem Vater gegenüber behauptet, sondern als Backgroundtänzer für Performerin Biba (Alina Kahn) - kommt es zu Konflikten. Die Familie drängt Mumtaz, ihren Job aufzugeben. Als sich dann auch noch Haider und seine neue Chefin annähern, rühren sie an ein gesellschaftliches Tabu: Biba ist eine Transfrau. "Joyland" ist die erste größere pakistanische Produktion, die Transpersonen sichtbar macht – ein Politikum.

Ausführliche Kritik bei epd Film.

© Filmperlen

Regie: Sam Sadiq. Buch: Sam Sadiq. Mit: Ali Junejo, Rasti Farooq, Alina Kahn, Salmaan Peerzada. Länge: 126 Minuten FSK: ab 12 Jahren

Ein ganzes Leben (Österreich/Deutschland 2023)

Nach seiner Kindheit als schweig- und duldsamer Verdingbub auf einem Bauernhof, hofft Andreas Egger (Stefan Gorski) auf eine blühende Zukunft. Ein Eigenheim hat er bereits gemietet. Als er dann auch noch die passende Frau Marie (Julia Franz Richter) findet und sie zusammen in das Haus ziehen, erscheint Eggers Glück grenzenlos. Doch es währt nicht lange. Eine Katastrophe entreißt ihm in der Mitte des Films seine Liebste. Hans Steinbichler (Hierankel) hat Robert Seethalers gleichnamigem Erfolgsroman in einen staunenswerten, von Bergkulissen dominierten Film verwandelt, ohne dabei den unaufgeregten Geist des Buches zu verraten.

Ausführliche Kritik bei epd Film.

© Tobis Film

Regie: Hans Steinbichler. Buch: Ulrich Limmer. Mit: Stefan Gorski, August Zimmer, Andreas Lust, Julia Franz Richer. Länge: 115 Minuten FSK: ab 12 Jahren

Fremont (USA 2023)

Donya (Anaita Wali Zada) hat es in einem Evakuierungsflugzeug aus Afghanistan in die USA geschafft. Sie führt ein einsames Leben im kalifornischen Fremont, wo sie in einer afghanischen Nachbarschaft lebt. Ihr Brot verdient sie in einer Glückskeksfabrik. Geplagt von schlaflosen Nächten und Schuldgefühlen gegenüber den Zurückgelassenen, sucht sie einen Psychiater auf. Der langsame Rhythmus von Babak Jalalis in Schwarzweiß realisiertem Film sorgt einerseits für Spannung in den richtigen Momenten andererseits erzeugt er eine dichte, nahezu greifbare Atmosphäre. "Fremont" erzählt zwar eine "freie" Geschichte, der amerikanische Traum aber scheint allenfalls in der Vorstellungswelt des Psychiaters zu bestehen.

Ausführliche Kritik bei epd Film.

© Trigon-Film

Regie: Babak Jalali. Buch: Babak Jalali, Carolina Cavalli. Mit: Anaita Wali Zada, Hilda Schmelling, Jeremy Allen White, Avis See-tho. Länge: 91 Minuten FSK: keine Angabe

Tótem (Mexiko/Dänemark/Frankreich 2023)

"Ich wünschte, Papa müsste nicht sterben", sagt die siebenjährige Sol (Naíma Sentíes) beim Spielen zu ihrer Mutter. Sie tut sich schwer mit dem Abschied von ihrem krebskranken Vater, der geschwächt im Obergeschoss liegt und nicht besucht werden darf. Unten im Haus bereitet die Großfamilie eine letzte Geburtstagsfeier für ihn vor. Es wird gekocht, geräumt, geredet, gestritten – dazwischen das Mädchen, aus dessen Perspektive der größte Teil des auf einen Schauplatz und einen Tag konzentrierten Films erzählt wird. "Tótem" ist sanftes Psychodrama, Porträt mexikanischer Familienverhältnisse und vor allem ein nahezu akrobatisches Kunststück: ein Film über den Tod, der das Leben feiert.

Ausführliche Kritik bei epd Film.

© Piffl Medien

Regie: Lila Avilés. Buch: Lila Avilés. Mit: Naíma Sentíes, Montserrat Maranon, Marisol Gasé, Saori Gurza. Länge: 95 Minuten FSK: ab 6 Jahren

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