Aus der Serie "Stille Helden" der gleichnamigen Gedenkstätte in Berlin
26.03.2014

Wie ein Tagebuch lesen sich die Memoiren von Elisabeth Hofacker. Als hätte sie es gerade erlebt, so schilderte die 55-jährige kurz vor ihrem Tod ihr Leben in der NS-Zeit. Sie erzählt die Geschichte ihrer Familie, die Juden und andere Verfolgte vor den Nazis rettete.

Menschen auf dem Prüfstand ist der zweite Band einer von der „Gedenkstätte Stille Helden“ in Berlin veröffentlichten Reihe. Sie soll auf Leute aufmerksam machen, die in einer Zeit der Unmenschlichkeit Menschlichkeit zeigten und der Diktatur trotzten. Hofackers Aufzeichnungen blieben lange unentdeckt – bis Peter Witting, einstiger Freund und Spielkamerad von Elisabeth Hofacker, das Dokument im Jahr 2011 an die Gedenkstätte in Berlin sendete.

Elisabeth Hofackers Familie gibt viel, ohne selbst viel zu besitzen. Sie muss mit Anfeindungen leben. So wie kurz vor dem Aufbruch zur Hochzeit eines Onkels: Die Stimmung ist ausgelassen, als es plötzlich an der Tür klingelt. Die Mutter öffnet. Vor ihr steht ihre Friseurin. Noch bevor sie ihre Bekannte begrüßen kann, spuckt diese ihr ins Gesicht. Sie schimpft: „Fromme Jüdsche“ und „Politisches Hetzlokal“. Dabei ist ihre Mutter keine Jüdin. Sie unterstützt ihre jüdischen Mitmenschen lediglich. Sie bietet ihnen Essen an, das sie sonst nicht bekommen.

Das Manuskript Menschen auf dem Prüfstand ist das Portrait einer Familie, das beweist: Abseits von Mitläufertum und Gehorsam gab es doch Menschen, die sich der staatlichen Hetze nicht anschliessen wollten.

Menschen auf dem Prüfstand, Elisabeth Hofacker, herausgegeben von Claudia Schoppmann, Publikation der Gedenkstätte Stille Helden, Band 2, Metropol, Berlin, 144 Seiten, 16 Euro

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