Inseln und Wege
Gunter Glücklich
30.03.2017

Inseln üben seit jeher großen Reiz auf unsere Fantasie aus – und manchmal sogar intensiver, wenn sie gar nicht existieren. Der Journalist Dirk Liesemer erzählt die Geschichte von dreißig solcher Phantome, darunter die mythenumwobenen Inseln At­lan­­tis und Thule. Und das frei erfundene Karibikeiland Kantia, das sich ein Schweizer Feuille­tonist 2004 ausdachte und das prompt im Internet hohe Wellen schlug. Auch die Sandy Island im östlichen Korallenmeer hielt sich lange auf renommierten See­karten, bis 2012 eine australische Forschergruppe ihre Nicht­exis­tenz bewies. Wie an­regend und lehrreich solch Aus­gedachtes sein kann, zeigt Liesemers Lexikon aufs Schönste.

Dirk Liesemer: Lexikon der Phantominseln. Mare. 160 Seiten mit Illustrationen, 24 Euro

Im real Existierenden hin­gegen bewegen sich Gerhard Henschel und Gerhard Kromschröder. Zehn Tage lang haben sie sich die Lüneburger Heide er­wandert, von einem Dichterort zum anderen, von Arno ­Schmidts Bargfeld bei Celle bis zu Walter Kempowskis Schreib- und Sammelort Nartum. Entstanden ist so ein groß­artiges Wandertagebuch, das die Provinz – mal literarisch, mal unliterarisch – in allen Feinheiten erschließt, angereichert durch Kromschröders sehr aussagekräftige Fotografien, die Schönheit und Absurdität des Land­lebens trefflich festhalten. Altmodische Tante-Emma-Läden inklusive: „Fahr nicht fort, kauf im Ort!

Gerhard Henschel, Gerhard Kromschröder: Landvermessung. Edition Temmen. 224 Seiten, 24,80 Euro

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