Was tun, wenn die Zeit zu knapp ist oder wenn Angehörige unfriedlich sterben? Manchmal helfen ganze Bücher, manchmal erfreut ein einziges Gedicht
Tim Wegner
21.04.2011
















 

Ute Lauterbach: Das Zeitbeschaffungsbuch

Endlich einmal fertig werden! So seufzen viele. Zeitmanagementbücher haben sie schon gelesen, für die Arbeit hat’s auch was gebracht, im sonstigen Leben hatte es keine Wirkung. Und jetzt? Vielleicht hilft da das kleine Buch der Lebensberaterin/Philosophin Ute Lauterbach weiter. Jedenfalls stellt es anregende Fragen. Zum Beispiel: Könnte es ein Beitrag zu Ihrem Glück sein, bestimmte Wünsche nicht zu haben? Tragen alle Ihre Aufgaben und Rollen zur Erfüllung Ihrer Lebensziele bei? Welche ließen sich modifizieren? (Man kann nicht aufhören, Tochter zu sein, aber man kann aufhören, brave Tochter zu sein.) Die Autorin möchte dabei unterstützen, den inneren, ganz persönlichen Leitstern zu finden. Den gibt’s bei jedem, aber man braucht ein wenig Mut, ihn in Worte zu fassen. Das wäre der erste Schritt, meint Ute Lauterbach.

 

Barbara Dobrick: Vom Lieben & Sterben

Alle reden vom „guten Sterben“: Da führt man offene Gespräche und nutzt die letzte Zeit sinnvoll; und die Todkranken durchleben eine Metamorphose, die ihnen Fähigkeiten zuwachsen lässt, die sie zuvor nicht hatten. Eine opernhafte Vorstellung, meint Barbara Dobrick, eine Illusion. Sie hat mit einer Freundin das Gegenteil erlebt: Die Freundin verleugnete ihre Krankheit und ihr Sterben bis zuletzt, sie wütete gegen die ihr einst liebsten Menschen. Es war so grauenvoll, dass Barbara Dobrick wissen wollte, ob das ein Einzelfall war oder öfter vorkommt. Bei ihren Recherchen fand sie heraus: Das ist kein Einzelfall. Ein Ausnahmefall ist eher der bewusste und gefasste Abschied. Der gelingt alten und ganz jungen Menschen durchaus, den Sterbenden mittleren Alters aber selten. Besser, man weiß als Angehörige um die Diskrepanz zwischen der Vorstellung vom „guten Sterben“ und der Wirklichkeit, sonst fühlt man sich auch noch schuldig, den Sterbenden nicht gehalten und sozusagen „ins Ziel“ getragen zu haben. Dieses Wissen zu vermitteln, ist Dobricks Anliegen. Deprimierend ist ihr Buch trotzdem nicht.

 

Pablo Neruda: Ode an einen Stern

"In einem Anfall hemmungsloser Liebe“ greift ein Mensch nach einem Stern und steckt ihn sich in die Tasche. So beginnt das Gedicht des chilenischen Schriftstellers und Nobelpreisträgers Pablo Neruda. Glücklich wird der Mensch nicht durch diesen Stern. Soll er ihn also behalten? Verstecken? Wegwerfen? Ein geheimnisvolles Gedicht über das Lieben, Besitzergreifen und Loslassen, mit geheimnisvoll leuchtenden Bildern illustriert von Elena Odriozola. Ob das nun wirklich ein Buch für Kinder ist, das ist am Ende ganz egal, weil es einfach schön ist.

 

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