Zumindest dorthin, wo Mose und Elia dem Allerhöchsten begegnet sein sollen. Heute zieht es Touristen auf den Berg – und Buchautoren. Noch ein Bildband über den Sinai
Portrait Burkhard Weitz, verantwortlicher Redakteur für chrismon plusLena Uphoff
11.11.2011

Die Halbinsel Sinai war mal eine ­gute Adresse für altägyptische Türkisschürfer. Sie war Schauplatz der biblischen Offenbarung, Rückzugsort frühchristlicher Eremiten, Fundgrube für Bibelforscher, Wallfahrtsstätte für Pilger aller Konfes­sionen, inzwischen ist sie vor allem eine Badestelle für Korallentaucher. Bis heute fasziniert die ägyptische Wüstenlandschaft zwischen Rotem Meer und Suez­kanal die Menschen. Und fast jedes Jahr erscheint ein Bildband über die felsige Einöde. Auch der Primus-Verlag in Darmstadt hat nun einen herausgebracht – eine besonders schöne Ausgabe.

Im Grunde berichten hier zwei Dresdner von ihren diversen Trekkingtouren: der emeritierte Professor Ulfrid Kleinert, Gründungsrektor einer Evangelischen Hochschule für Soziale Arbeit mit dem ­eigentümlichen Schwerpunkt „Bibelwissenschaften und altorientalische Sozial- und Religionsgeschichte“ – und der Fotograf Rolf Kühn. Sie blieben auf den Spuren biblischer Überlieferung, hielten sich von den Touristenburgen in Scharm el-Scheich und Dahab fern. Jedenfalls schweigen sie sich über diese grelle Seite des Sinai aus.
Entstanden ist ein thematisch gegliederter Überblick über all die Originalschauplätze, die den protestantisch-gebildeten Geist erfreuen. Über die Oase, an der Mose seine Frau Zippora traf. Über den Bitterquell, an dem das Volk Israel murrte. Über Kirche und Kapelle am „brennenden Dornbusch“. Über die Ebene, in der Israel angeblich ein goldenes Kalb goss, und über die Bergmulde, in der angeblich Elia saß, als Gott an ihm vorüberzog.

In diesem Buch führt der Theologe Regie, der Fotograf illustriert. Und der Leser wird auf den neuesten Stand der bi­bli­schen Forschung gebracht: Israels Erzfeind Amalek war kein Volk, sondern lediglich ein Symbol für die Niedertracht, über Wehrlose herzufallen. Und wenn die Bibel aufruft, Amalek auszurotten, dann sind nicht ­Menschen Zielscheibe der Aggres­sion – sondern solche Verhaltensweisen.

Vom Leben im Katharinenkloster erfährt der Leser, von alten Kodizes und dem berühmten Abt Johannes Climacus. Tipps, wie man sich selbst in dieser faszinieren­den Welt orientieren kann, schließen den wunderbaren Band ab.

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