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Wie kann es gelingen, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen? Welche Orientierung braucht man? Claudia Tieschky erzählt in ihrem Debütroman eine Geschichte, die genau davon handelt. Als sich die Journalistin Lotte in einem Hotel mit ihrem Geliebten trifft, beginnt sie sich an ihre Großmutter Ruth zu erinnern. An eine "grandios unabhängige Frau, eine männermordende Schönheit", die nach dem Zweiten Weltkrieg an den falschen Mann, den schließlich im Gefängnis landenden Musiklehrer Siegfried Engele, gerät und, egal was ihr widerfährt, ihren Weg beharrlich weitergeht – eine Lehrstunde für ihre Enkelin Lotte, die zuletzt vielleicht weiß, was sie zu tun hat.
Natalie Buchholz’ Debüt "Der rote Swimmingpool" beschreibt das Gefühlschaos, wenn man als 18-Jähriger plötzlich den Boden unter den Füßen verliert. Adams Eltern, der Unternehmensberater Wiktor und seine schöne französische Frau, "la bombe" genannt, scheinen eine ideale, liebevolle Ehe zu führen. Bis Adams Vater Knall auf Fall das Münchner Haus (mit einzigartigem rotem Pool!) verlässt und eine neue Familie gründet. Warum er das tut, zeigt sich erst am Ende des Romans. Bis dahin hat Adam viel zu lernen, zu durchstehen – und muss sich selbst im Dickicht seiner ersten Lieben behaupten. Eine schmerzensreiche und zugleich unterhaltsame Coming-of-Age-Geschichte.
Rainer Moritz
Claudia Tieschky: Engele. Rowohlt Berlin. 208 Seiten, 20 Euro