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Die Fiktion so real erscheinen zu lassen, dass man vergisst, es mit Fiktion zu tun zu haben – so hat der Engländer William Boyd seine Poetik beschrieben, und sein neuer Roman „Die Fotografin“ setzt das brillant um. Er erzählt das Leben der (fiktiven) Fotografin Amory Clay, 1908 geboren und alsbald als Gesellschafts- und Kriegsfotografin Erfolge feiernd. Ihre ungewöhnliche und packende Geschichte, die sie nach New York und in die großen Hauptstädte Europas führt, ist durchsetzt mit Schwarz-Weiß-Fotos – zumeist Flohmarktfunde des Autors –, die Amory und ihr von vielen Schicksalsschlägen geprägtes Leben zu einem fast realen werden lassen.
William Boyd: Die Fotografin. Berlin Verlag. 560 Seiten, 24 Euro.
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Boyds 1981 verstorbener Landsmann David Garnett nutzt hingegen die Möglichkeiten des Romans, Fantastisches als selbstverständlich erscheinen zu lassen. Das Leben der Eheleute Tebrick wird erschüttert, als sich Gattin Silvia plötzlich in eine Füchsin verwandelt. Natürlich an Kafkas „Verwandlung“ erinnernd, erzählt das im Original bereits 1922 erschienene Buch anrührend davon, wie Silvias Mann die Tierwerdung seiner Frau nicht wahrhaben und an seiner unerschütterlichen Liebe zu ihr festhalten will. Zwei Romane, die unterschiedlicher nicht sein könnten und veranschaulichen, wie groß das Spektrum dieser unerschöpflichen Gattung ist.
David Garnett: Dame zu Fuchs. Dörlemann Verlag. 160 Seiten, 17 Euro.