- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können
„Ich hätte nie gedacht, dass ich mal so tief falle! Und deshalb denke ich auch jeden Tag dran, mich umzubringen oder mich mit Drogen vollzupumpen, um diese Scheißgefühle abzutöten. Warum tun Gefühle sooo weh?“ Das schreibt ein junges Mädchen per E-Mail an die Jugendberatungsstelle Youth-Life-Line.
Ihre Not ist kein Einzelfall, sagt Mitarbeiterin Nina Schweigert. Die Jugend sei naturgemäß voller Krisen und Brüche. Nicht wenige drohen, daran zu zerbrechen. Suizid ist – nach Verkehrsunfall – die zweithäufigste Todesursache unter Jugendlichen. In herkömmliche Beratungsstellen trauen sich die wenigsten.
Der Arbeitskreis Leben Reutlingen/Tübingen e. V. hat deshalb 2002 die Youth-Life-Line eingerichtet. Heranwachsende bis 23 werden hier anonym und per E-Mail von Gleichaltrigen beraten, manchmal über Monate hinweg. Bisher kamen über 3000 Hilfegesuche. Nina Schweigert und eine Kollegin schulen und betreuen die zurzeit 39 ehrenamtlichen Peerberater, denen es oft gelingt, per wöchentlichen Mailkontakt eine Beziehung aufzubauen und Krisen abzufedern. Youth-Life-Line wird nur zu 40 Prozent von öffentlichen Zuschüssen gedeckt und ist deshalb auf Spenden angewiesen.