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Schicksalsjahr 1939: Der junge Pfarrer Dietrich Bonhoeffer entkommt Hitler und dem Krieg. Doch kaum fort, quält sich der spätere Widerstandskämpfer mit Zweifeln. Ein Monat in New York -­ und was davon blieb
Hedwig Gafga, Autorin
07.10.2010

7. Juni 1939: Das Wetter ist herrlich und die See ganz still. So konnten wir eben ohne Gefahr Mittag essen. Nun liegen 5 stille Tage vor mir... Bis jetzt wundere ich mich noch, dass alles so gekommen ist.

Der junge Pfarrer tritt seine große Reise an, das Schiff fährt nach Amerika. Für sein Ticket auf dem Schnelldampfer "Bremen" hätten andere in diesen Tagen alles gegeben: Raus aus Nazi-Deutschland, wo man spürt, dass ein Krieg unmittelbar bevorsteht, weit fort in ein freies Land. Er aber sitzt an Deck in der Sonne und weiß selbst nicht, was mit ihm los ist. Er will fort und im selben Moment zurück.

In Deutschland herrscht ein Klima der Angst. Wer es wagt, gegen die Nationalsozialisten aufzubegehren, muss damit rechnen, in ein Konzentrationslager gesteckt zu werden. Parteien werden verboten, unabhängige Verbände zwangsweise aufgelöst. Es war schwer, die Reise zu organisieren, es ging zu wie bei einer Flucht in letzter Minute. Um das Visum zu bekommen, musste er amerikanische Freunde um Hilfe bitten, und der Vater musste seine Kontakte in Berlin spielen lassen. Geglückt.

Er fährt hinüber nach Amerika und überlegt, ob er umkehren soll. Zurück nach Hitler-Deutschland. Da ist er 33 Jahre alt.

9. Juni 1939: Ob ihr drüben oder ich in Amerika arbeite, wir sind beide nur, wo Er (Christus) ist. Er nimmt uns mit. Oder bin ich doch dem Ort ausgewichen, an dem Er ist? an dem Er für mich ist?

Ist dieser Schwankende wirklich Dietrich Bonhoeffer? Ist das der Mann, der seiner obrigkeitshörigen Kirche den Dienst quittiert und ein oppositionelles Predigerseminar geleitet hat? Ist das der Mann, der noch kurz zuvor mit dem traditionellen Luthertum abrechnete? Mit einem Glauben, der sich darin erschöpft, sich christlich taufen und beerdigen zu lassen und sich ansonsten der Gnade Gottes zu empfehlen? An diese "billige Gnade", die einen selber nichts kostet, die einen fern vom Leid der anderen satt und zufrieden leben lässt, an solche Gnade glaubt er nicht mehr. Glaube und Handeln gehören für ihn zusammen.

Das alles hat er den Christen in Deutschland ins Stammbuch geschrieben ­ und dann für sich nach einem Ausweg gesucht. Seine Musterung stand bevor. Bonhoeffer wollte nicht für Hitler in den Krieg ziehen. Amerika erschien ihm wie das rettende Ufer.

Bald wird sein Schiff in den Hafen von New York einlaufen. Manhattan bei Nacht, der Mond über den Wolkenkratzern. Aber er kennt die Stadt ja schon. Ihn quält die Frage, was er dort soll. Ist das wirklich der Ort, an den er gehört?

13. Juni 1939: Nach ein paar vorbereitenden Gesprächen und telephonischen Verabredungen nach Union Theological Seminary ... Bei allem fehlt nur Deutschland, die Brüder. Die ersten einsamen Stunden sind schwer.

Manhattan. Wer anno 2004 den Broadway weit hinaufläuft Richtung Harlem, sieht von weitem die hell schimmernden, festungsartigen Mauern des Union Theological Seminary mit dem viereckigen Turm der Hauskirche und dem dahinter liegenden fast weißen Turm der Riverside Church. Ihre alten Gästezimmer, die so genannten "Propheten-Zimmer", hat die Hochschule inzwischen in einen Seminarraum verwandelt, den Bonhoeffer Room.

Still lächelnd schaut Larry Rasmussen auf den Garten hinaus. Ein schmaler älterer Professor mit Brille, der Bonhoeffer-Experte des Union. Sein Bonhoeffer-Seminar ist der einzige Freiwilligenkurs, den regelmäßig der gesamte Studienjahrgang wählt. "Sicher, ein toter weißer Theologe ­ aber die Studenten interessieren sich für ihn, egal ob sie schwarz oder weiß oder Latinos sind", erklärt der Professor. "Bonhoeffer tat, was er sagte. Er besitzt eine große Integrität. Alle fühlen sich bei ihm an einem wichtigen Punkt zu Hause, die Frommen genauso wie die Befreiungstheologen."

Von 1930 bis 1931 hatte Bonhoeffer in diesem Refugium mit riesiger Bibliothek, Speisesaal und Gartenanlage als Austauschstudent gelebt. Schon damals galt das Union als Hochburg kritischen Geistes. Hier setzte sich der deutsche Pastor erstmals mit pazifistischen Gedanken auseinander, und er schloss Freundschaft mit einem schwarzen Kommilitonen. Bonhoeffer wunderte sich, dass Professoren sich verhielten wie "good fellows" (gute Kameraden), nicht wie Angehörige einer höheren Kaste. Er staunte über die "Civilcourage" der Studenten, die sagten, was sie dachten, selbst wenn es ketzerisch klang. Einmal lachten sie über ein Luther-Wort von der Sündenvergebung. Das ging dem Deutschen dann doch zu weit.

Damals kampierten draußen im nahen Central Park Obdachlose, Tausende New Yorker hatten ihre Arbeit verloren ­ Weltwirtschaftskrise. In den Kirchen predigten Pfarrer gegen die ungerechte Verteilung von Macht und Geld, im Union diskutierten Professoren und Studenten unentwegt soziale Fragen. Sie attackierten die amerikanische Regierung und verstanden die Bergpredigt als Aufruf zu Frieden und sozialer Gerechtigkeit.

Der Jungakademiker aus konservativem Hause war beeindruckt, doch ihm fehlte etwas, das Wichtigste. War das überhaupt noch Theologie, was sie hier trieben? Was wussten sie eigentlich von Christus, von Kreuz und Auferstehung, von der Reformation? Dauernd konfrontierte er sie mit seiner Kritik.

"Ich hätte nicht für möglich gehalten, dass man in meinem Alter noch so qualvolles Heimweh kriegt"

15. Juni 1939: Ich hätte nicht für möglich gehalten, dass man in meinem Alter nach so vielen Jahren im Ausland so qualvolles Heimweh kriegen kann.

Acht Jahre sind seit seinem ersten Besuch vergangen. Bonhoeffer läuft an den riesigen Werbetafeln des Times Square vorbei und will von Gott eine Antwort: Soll er in Amerika bleiben? Wo immer er eine offene Kirche findet, geht er hinein, auch in eine Synagoge. Vielleicht kann ihm irgendein Prediger die Zweifel nehmen. Doch niemand erlöst ihn von seiner Seelenqual. Er schlägt sein Losungsbuch auf und rettet sich in einen Bibelspruch. Aber kurz danach erwachen in seinem Innern schon wieder die Zweifel.

Die Leute rundherum sind so nett, erzählen von der musikalischen Früherziehung der Kinder, von einem neuen Theaterstück. Ihm ist das alles furchtbar egal. Es fällt ihm schwer, sie zu ertragen. Da ist es noch besser, allein in seinem "Prophetenzimmer" zu sitzen, zu warten und zu beten.

15. Juni 1939: Fast unerträglich wurde mir ein an sich wunderschöner Autoausflug am Morgen zu einer befreundeten Dame auf dem Land.

Das Treppenhaus des Union atmet gediegene Intellektualität. Die kurzhaarige Kellie, 35-jährige Mutter von zwei Kindern, ist unterwegs zu einer Andacht. "Im Union unternimmst du eine unglaubliche Glaubensreise", erzählt sie, "du stellst alles in Frage und setzt es neu zusammen. Dabei kannst du wachsen, weil sie dich als Mensch mit eigener Geschichte anerkennen. Bonhoeffer hat das gemocht. Er konnte Menschen, die anders waren als er, akzeptieren."

Statt in der Hauskirche findet die Andacht heute im Garten statt. Wie die jüdischen Gemeinden ringsum feiert man das Laubhüttenfest. Unter Klatschen und Singen ziehen etwa 40 Studenten und Professoren in einen mit Sackleinen bespannten, von Holzbrettern gehaltenen Unterstand ein. Auf den Klappstühlen in der Hütte findet sich ein buntes Volk, Studienanfänger neben Umsteigern wie dem ehemaligen Broker von der Wallstreet, der schwarzen Psychologieprofessorin, die mehr über Spiritualität lernen will, und der jüdischen Journalistin. Am Schluss der Andacht fassen sich alle an den Händen und wünschen einander: "God bless you!"

Zeit seines Lebens hat Bonhoeffer solche christliche, sozial engagierte Gemeinschaft gesucht. Die Fotos im Bonhoeffer Room zeigen den Deutschen immer wieder in Gruppen: im Kreis seiner Ursprungsfamilie, mit Studenten in Amerika, im später von ihm gegründeten Predigerseminar Finkenwalde, mit Zwillingsschwester Sabine und Freund Eberhard Bethge. Auf der gegenüber liegenden Seite hängt eine Tafel zur Erinnerung an die Toten, die die amerikanische Hochschule im Zweiten Weltkrieg zu beklagen hat: ein Kanadier, US-Amerikaner, ein Japaner, Dietrich Bonhoeffer.

"Ich muss spätestens in einem Jahr zurück"

15. Juni 1939: Die ganze Wucht der Selbstvorwürfe wegen einer Fehlentscheidung kommt wieder auf und erdrückt einen fast...Ich muss spätestens in einem Jahr zurück.

Also doch am falschen Ort? Immer wieder findet Bonhoeffer sich in Gedanken bei seinen Schülern und Gefährten in Finkenwalde wieder, wo er bis zur Zwangsschließung durch die Nazis das Predigerseminar der oppositionellen "Bekennenden Kirche" geleitet hatte. Abends hatte er dort oft seine aus Amerika mitgebrachten Schallplatten mit den Gospels der Schwarzen aufgelegt ­ für die angehenden deutschen Pfarrer unbekannte, nie gehörte Töne. Jetzt, wieder in Harlem, schmerzt ihn sogar die Zeitverschiebung, die ihn daran hindert, zur gleichen Zeit zu beten wie die Brüder in Deutschland. Was in New York um ihn herum geschieht, nimmt er nur noch in kleinen Ausschnitten wahr.

16. Juni 1939: Bericht über das letzte lynching eines Negers. Zwei weiße Personen gehen ins Haus und beten mit den Negern "that the day may come when such things will not happen in America" (dass der Tag kommen möge, an dem so etwas in Amerika nicht mehr geschieht).

Sein Studienaufenthalt vor acht Jahren hatte ihn gegen Rassismus empfindlich gemacht. Ein schwarzer Freund hatte ihn damals mit in seine Gemeinde in Harlem genommen, die Abyssinian Baptist Church, nur 15 Minuten Fußweg vom Union entfernt. Auf dem Weg war ihm aufgefallen, dass er auf der Straße der einzige Weiße unter lauter Schwarzen war. Und dann war er in eine andere Welt eingetaucht, fremd und ergreifend.

Erst erfüllen Freudenchöre, dann leise, traurige Gesänge den Kirchenraum. Wenn der schwarze Prediger Adam Clayton Powell spricht, dann hört man die Zuhörer aufstöhnen oder in laute Halleluja-Rufe ausbrechen ­ für den lutherischen Prediger ein Kulturschock. Powell führt auch Protestmärsche an. Christus, der Erlöser, der Befreier! Hier meinen es die Leute ernst, sie saugen die Worte der Bibel auf. Sonntag für Sonntag geht Bonhoeffer im Jahr 1930 in die Kirche der Schwarzen, er unterrichtet im Kindergottesdienst.

18. Juni 1939: Es ist doch eine große Hilfe, nach ein paar völlig einsamen Tagen in die Kirche zu gehen und dort mitzubeten, mitzusingen, mitzuhören. Die Predigt war erstaunlich . . . über "our likeness with Christ" (unsere Ähnlichkeit mit Christus).

Sonntagsmorgens reihen sich vor der Abyssinian Baptist Church europäische Touristen in eine lange Warteschlange ein. Derweil fahren schwere Autos vor der Kirche vor. Frauen mit riesigen Hüten, Männer in schwarzen Anzügen, Mädchen mit sorgfältig geflochtenen Zöpfen strömen in die Kirche.

Unter den Touristen herrscht Unmut. Wo gibt's denn so was, eine Kirche, die Mitglieder und andere Besucher voneinander unterscheidet? Eine Viertelstunde nach Beginn werden die Touristen auf die Empore hinaufgeführt. Drinnen spürt man noch ein wenig von der Atmosphäre, die Bonhoeffer so mitgerissen hat: eine donnernde Predigt, unterbrochen von lauten Zurufen, die Woge der Gesänge, die auf die Gemeinde überzugehen scheint. Dazwischen informiert der zweite Reverend über die neue Internet-Homepage der Gemeinde. "Gott will, dass ihr im Netz seid!", ruft er.

Einen Termin bei dem viel beschäftigten ersten Mann der Abyssinian Baptist Church zu bekommen gleicht einem Gnadenerweis. Calvin Butts sitzt hinter einem riesigen Schreibtisch. Um ihm die Hand zu reichen, muss man sich tief zu dem Mann im blauen Sportdress hinabbeugen. Hat sich diese Gemeinde nicht sehr weit von ihren Vorfahren entfernt? "Manche von uns haben heute gute Jobs", lächelt der Reverend. "Aber Sie dürfen sich durch die Sonntagskleider nicht täuschen lassen. Unsere Leute machen sich schön für Gott, und manche sind trotzdem arm."

Käme der fremde Bonhoeffer heute überhaupt in diese Kirche der Schwarzen hinein? "Sorry", sagt der Reverend. Daran, dass die Touristen draußen warten müssen, könne er nichts ändern. Sie legten "nichts, nein: ganz wenig" auf den Kollektenteller. Wenn die Mitglieder seiner Gemeinde ihretwegen keinen Platz im Gottesdienst fänden, könnte er seine Kirche gleich zumachen.

Mit Bonhoeffer war das natürlich anders. Der hat sich engagiert. Der ist ein Vorbild auch für Schwarze. Reverend Butts denkt sogar über einen Anbau zu Ehren des schwarzen Predigers Powell und des weißen Theologen Bonhoeffer nach. Soziale Dienste und eine Studieneinrichtung könnten dort unterkommen. "Das wäre eine aufregende Sache!" Überhaupt, Bonhoeffer hat sein Leben im Widerstand aufs Spiel gesetzt. Auch er, Calvin Butts, widerspricht seiner Regierung: "Die Menschenrechte", sagt er, "sollten wir erst einmal im eigenen Land verwirklichen, gegenüber den schwarzen Bürgern, bevor unsere Soldaten dafür in den Krieg gegen Irak ziehen."

20. Juni 1939: Besuch bei Leiper. Damit ist wohl die Entscheidung gefallen. Ich habe abgelehnt (das Stellenangebot in Amerika). Man war sichtlich enttäuscht und wohl etwas verstimmt.

Warum er sich plötzlich entschieden hat, kann Bonhoeffer selbst nicht sagen. Aber es ist entschieden. Er bleibt nur noch wenige Tage in New York. Vor sich selbst, aber auch vor den Freunden sucht er nach Gründen: Nur wenn er die schwere Zeit gemeinsam mit den Brüdern in Deutschland durchstehe, habe er das Recht, später am Wiederaufbau der Kirche an führender Stelle mitzuwirken. Er schreibt auch, dass er seinen Freund Eberhard Bethge, der vor der Einberufung in die Armee steht, nicht allein lassen will.

20. Juni 1939: Für mich bedeutet es (die Ablehnung des Stellenangebots) wohl mehr, als ich im Augenblick zu übersehen vermag.

"Bonhoeffer": ein großes Filmposter wirbt in der Nähe der Unitarierkirche auf Manhattans vornehmer Lower East Side für den brandneuen Film des amerikanischen Regisseurs Martin Doblmeier. Seit einem Jahr tourt der bekannte Dokumentarfilmer damit durch Kirchen und Kinosäle. An diesem Abend haben die Yankees, das New Yorker Footballteam, ein wichtiges Match. Trotzdem versammeln sich mehr als 150 Leute in der Kirche. Kein Laut ist zu hören, als Bonhoeffer im Film New York verlässt und damit die wichtigste, die letzte Lebensphase des deutschen Theologen beginnt.

25. Juni 1939: Kirche am Central Park, Dr. Scherer. Predigt Luk. 15, über die Überwindung der Furcht...Es traf mich, als er vom Leben des Christen sagte, dass es der täglichen Freude dessen gliche, der auf dem Weg nach Hause ist.

In Großaufnahme erscheint Bonhoeffer auf der Filmleinwand über dem Altar. Ruhig und entschlossen sieht er aus, so wie man ihn kennt.Was ihn zu Hause erwarten würde, ahnt der Pfarrer. Denn in Gedanken hat er den Schritt bereits vollzogen, der ihm im wirklichen Leben noch bevorsteht: den Schritt vom Predigen und Beten zum politischen Widerstand. Er ist eingeweiht in die Umsturzpläne der Verschwörer um Hans von Dohnanyi, Bonhoeffers Schwager und Vertrauten. Bis jetzt weiß er lediglich von der Konspiration. Nach seiner Rückkehr wird er selbst ein Teil davon. Offiziell wird er Mitarbeiter des militärischen Geheimdienstes, tatsächlich aber beteiligt er sich aktiv an dem Plan, Hitler zu töten.

Der Filmemacher nennt ihn "das moralische Rückgrat des Widerstands". Denn wichtiger als seine praktische Hilfe ist das, was er sagt und schreibt: Staatsbeamten und Offizieren, die wegen ihres Verrats an Regierung und Kameraden Gewissensqualen leiden, macht er Mut. In einer Zeit, in der alle moralischen Maßstäbe durcheinander zu geraten drohen, ist für ihn nicht mehr Pflicht und Gehorsam gefragt, sondern Zivilcourage, ja sogar die Bereitschaft zu töten und das eigene Leben aufs Spiel zu setzen.

Nach dem Film bleibt das Publikum in den Kirchenbänken sitzen. "Was bedeutet das für uns Amerikaner heute beim Kampf gegen den Terrorismus und beim Krieg im Irak? Was können wir von Bonhoeffer lernen?", will ein Besucher wissen. Der Filmemacher stellt ein Zitat des deutschen Theologen in den Raum: "Es gibt keinen Weg zum Frieden auf dem Weg der Sicherheit...Friede ist das Gegenteil von Sicherung." Schweigen.

26. Juni 1939: Es geht uns wohl so wie den Soldaten, die vom Feld in den Urlaub kommen und trotz allem, was sie erwarteten, wieder ins Feld zurückdrängen. Wir kommen nicht mehr davon los.

Bonhoeffer ist nicht zu retten. Nicht einmal von einem alten Studienfreund aus dem Union, der eilig von Ohio nach New York reist, um ihn zum Bleiben zu überreden. Die Aussicht auf ein Leben in Sicherheit hält ihn nicht mehr. Legende ist die letzte Nacht, die er mit dem Freund im "Prophetenzimmer" durchwacht. Er soll sein Zimmer in unmöglichem Zustand hinterlassen haben, so heißt es im Union, mit Zigarettenasche bestreut, von Papieren übersät, mit Brandlöchern im Tisch. Er hat noch sechs Jahre zu leben.

"Ich bin froh, dass ich drüben war, und froh, dass ich wieder auf dem Heim weg bin"

7. Juli 1939: Manhattan bei Nacht, der Mond steht über den skyscrapers. Es ist sehr heiß. Die Reise ist zu Ende. Ich bin froh, dass ich drüben war, und froh, dass ich wieder auf dem Heimweg bin.

Die hervorgehobenen Zeilen sind Zitate aus Bonhoeffers Tagebuch.

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