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Der Kirchturm könnte einen neuen Anstrich vertragen. Algen wachsen entlang der Spuren, die das Regenwasser hinterlässt. Schön ist der Schaukasten der Gemeinde Fulda-Neuenberg. Kinder haben auf ein buntes Plakat geschrieben, warum sie gerne "Jesus-Kids" sind. Weitere Informationen zu den Veranstaltungen der Gemeinde gibt es nicht.
20 Minuten vor Gottesdienstbeginn ist die Kirche noch verschlossen. Aber schon kommt die Küsterin den Berg hochgelaufen und begrüßt den Besucher. Pfarrer Stefan Bürger kommt erst knapp und entschuldigt sich bei der Begrüßung dafür: Vorher hat er einen Gottesdienst im benachbarten Hosenfeld gefeiert.
Es wirkt, als wäre er innerlich noch dort, oft schaut er in seine schwarze Mappe, bevor er einen Satz zu Ende bringt. Die Feier des Abendmahls kündigt er an, "heute mit Traubensaft und glutenfrei".
Die Predigt beginnt Pfarrer Bürger mit einer Geschichte von seiner Tochter. Schön, das wird sicher spannend, denkt der Kirchgänger. Vor kurzem erst habe er mit ihr Deutsch gepaukt: In einen lebendigen Text gehören Verben, in einen anschaulichen Text Adjektive.
Paulus, so Bürger weiter, habe sich daran nicht gehalten. Was Wunder, er habe schließlich eine ganz andere Ausbildung erhalten als Kinder heutzutage. Der Predigttext aus Römer 5 sei voller Substantive. Warum man das wissen muss, um ihn zu verstehen, das sagt er nicht.
Stattdessen reißt er verschiedene Themen an. Das Abendmahl, die Geschichte vom Weinbergbesitzer, den Käßmannrücktritt. Die ehemalige Bischöfin habe sogar einmal im Gemeindegebiet gewohnt. Was das mit dem Predigttext zu tun hat, wird dem Kirchgänger nicht klar.
Zum Schluss der Predigt erzählt Bürger eine Geschichte. "Einige von Ihnen haben sie schon gehört, ich erzähle sie trotzdem noch mal." Ein Missionar arbeitete auf Papua-Neuguinea in einem Volk, das kein Wort für Hoffnung kannte. Als sein Sohn starb, staunte ein Eingeborener: "Missionar, ihr Jesusleute trauert anders als wir. Ihr blickt durch den Horizont." Da merkte er: So kann man das Wort "Hoffnung" für die Papua übersetzen. "Durch den Horizont blicken." Was für ein starker Gedanke!
Beim Abendmahl spielt der Organist das "Air" von Bach. Wunderschön! Den Kirchgänger erinnert es an die letzte Beerdigung, auf der er war. Auch die Sportuhr am Handgelenk des Pfarrers, die unterm Talar hervorlugt, lenkt ihn ab.
Zum letzten Stück kommt der Organist nach vorne zum Altar und begleitet ein flottes Lied auf dem Piano. Die Noten werden mit dem Projektor an die Wand geworfen. Es kommt Bewegung in die 34 Besucher des Gottesdienstes. Vielleicht aber auch, weil er jetzt zu Ende ist.
Zur Gemeinde
Evangelische Kreuzkirche Fulda-Neuenberg
Pfarrer Stefan Bürger
Haderwaldstraße 89
36041 Fulda
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