Vorsicht, Kopf einziehen! Zwei Stämme ragen über den urigen Weg zur alten Feldsteinkirche. Einige Schritte am Portal vorbei und man gelangt in den frisch gerodeten Kirchgarten. Hier soll was entstehen. "Ich bin ein Efeu und koste 50 Cent. Ich bin noch nicht bezahlt", steht auf dem Schild neben einer Pflanze. So kann man auch Spenden sammeln, charmant!

An die 200 Gottesdienstbesucher füllen die Kirche, auch die Holzempore ist besetzt. Gelbe, rote und grüne Tücher verschönern den Altar, durch die Fenster flutet Sonnenlicht herein. Drinnen ist es behaglich, trotz Novemberkälte. Vorne sind drei Bänke leer. Nur zwei Mädchen haben sich dahin verirrt. Als die neu gewählten Kirchenältesten mit Pastorin Ksenija Auksutat einziehen, rücken sie zur Seite.

Mit wohlüberlegten Formulierungen führt Auksutat durch den Gottesdienst. "Tischherr ist Jesus Christus", sagt sie zu Beginn, als sie das Abendmahl ankündigt, "wer sich eingeladen fühlt, ist eingeladen." Mehr braucht es nicht. "Ein echter Reformationskracher", kommentiert sie das Eingangslied "Ein feste Burg ist unser Gott". "Lasst uns vor Gott halten, was uns abhält, ganz hier zu sein", betet sie. Pling, macht die Klangschale, dann ist alles ruhig. - "Gott, wenn du uns ansiehst, werden wir schön und heil", unterbricht Auksutat die Stille.

Wow, denkt der Kirchgänger!

Heute lösen neu gewählte Presbyter die alten ab. Zwei von ihnen erzählen, was bisher alles geschah. Der Kirchenvorstand ließ Kindergarten und Pfarrhaus sanieren, stellte eine neue Pfarrerin ein, erarbeitete ein neues Konfirmandenkonzept und so weiter. Auksutat verteilt Präsente und Urkunden an die alten Kirchenvorsteher. Applaus. 37 Prozent der evangelischen Wixhausener hätten sich an der Kirchenwahl beteiligt, sagt sie. Wow, denkt der Kirchgänger, woanders freut man sich über zehn!

Dass man sein Licht auf einen Scheffel stellen solle, bedeute nicht: "Stellt euch ins rechte Licht", predigt Auksutat. Lasst euer Licht leuchten, heißt: Setzt eure Gaben ein, "auch wo wir Mitbürger und politische Menschen sind". Das Licht der Gemeinde sei keine Jahrmarktsbeleuchtung, die Schäbiges ausblende.

Nach wärmenden Worten nennen die Konfirmanden Wünsche an den neuen Kirchenvorstand: mehr soziale Projekte, jugendgerechtere Gottesdienste, mehr singen, weniger reden! Gelächter und Applaus. Der Chor hält sich an seine stimmlichen Möglichkeiten und singt ein Kirchentagslied. Schön! Noch mal Applaus.

Ruhig und souverän teilen Pfarrerin und Kirchenälteste das Abendmahl aus. Nach anderthalb Stunden strömen die Wixhausener zum Spiel der Organistin fröhlich und gelöst in Richtung Ausgang.