Tahora Husaini Moschee in Lucknow
Tahora Husaini
Lucknow und seine prächtige Imambara
Die Geschichte Indiens und die des Islams ist seit dem ersten Jahrhundert des Hijri (Mondkalender) miteinander verwoben. Viele Iraner und Afghanen sind durch die einfachen Transport- und Handelsmöglichkeiten im Laufe der Zeit nach Indien ausgewandert. Das Wirken ihrer Kultur und Religion ist noch immer in verschiedenen Ecken Indiens zu sehen.
Tahora HusainiPrivat
13.12.2022

Auch die Vorfahren meiner Familie wanderten in den ersten Jahrhunderten der Hijri, aufgrund der Bedrohung durch die Umayyaden und deren Feindschaft mit den Schiiten, aus Madinah aus. Auf der Suche nach einem sicheren Ort kamen sie nach Indien und ließen sich dann in den Hazara-Gebieten des heutigen Afghanistans nieder, die für Schiiten als sicher galten.

Bei der heutigen Bevölkerung von 1.400.000.000 Menschen, leben in Indien schätzungsweise 180.000.000 Muslime und die Schiiten machen zwischen 20 und 30 Prozent der muslimischen Bevölkerung aus. So sind die Schiiten eine der größten Minderheiten in Indien. Die Ausbreitung der schiitischen Bevölkerung in Indien begann nach der mongolischen Invasion im Iran, die den Menschen das Leben sehr schwer machte.

Insbesondere den Mystikern und der gebildeten Bevölkerung, die im Laufe der Geschichte großen Einfluss auf das Königreich und die Politik hatten. Sogar einige Herrscher in Indien waren Schiiten. Nawab Asif al-Dawlah war einer von ihnen und regierte in der Region Awadh in Nordindien. Während dieser Zeit wurden wichtige historische Denkmäler der Schiiten errichtet. Eines davon ist der Bara Imambara. Bara bedeutet groß und Imambara heißt auf Farsi Husainia. Das gewaltige Bauwerk ist weder eine Moschee noch ein Mausoleum sondern ein Ort, an dem wichtige schiitische Versammlungen wie die Ashura-Trauerzeremonie (Azadari) abgehalten werden.

Dieses riesige Gebäude ist, nach der Imambara von Najaf, die größte Imambara der Welt und wurde im Auftrag von Nawab Asif al-Dawlah von 1784 bis 1791 ohne Säulen und Metall gebaut. Kifayatullah, ein Architekt iranischer Abstammung, der mit dem Architekten des Taj Mahal verwandt war, wünschte sich als Gegenleistung für die Architektur dieses schönen Gebäudes, nach seinem Tod in Barah Imambara begraben zu werden. Der König erfüllte seinen Wunsch und sein Grab wurde in der Mitte einer der drei Hallen errichtet. Ein Grund, weshalb das Gebäude so berühmt ist, liegt in seiner geheimnisvollen Architektur. Wie unser Tour Guide sagte, gibt es 1024 Wege, um die Terrasse zu erreichen, aber einige davon sind Sackgassen.

Sie betete voller Inbrunst in Lucknow

Während wir uns die Nachbildungen der berühmten schiitischen Schreine in der ersten Halle, der so genannten Parsian-Halle, ansahen, erreichten wir die Nachbildung des Grabes von Imam Ali. Unser Tour Guide, der selbst Schiit war, erklärte, dass dies das Grab von Imam Ali in Nadschaf sei und dass Schiiten hierherkommen, um zu beten und Ali um die Erfüllung ihrer Wünsche zu bitten. Ein Hindu-Mädchen, das neben mir stand, fragte, ob sie auch beten und ihren Wunsch äußern dürfe. Nachdem es ihr erlaubt wurde, legte sie sich aufgeregt ihr Tuch auf den Kopf, schloss die Augen, hob ihre Hände, die schön mit Henna bemalt waren und betete.

Als ich das miterlebte, bekam ich einen Gänsehautmoment, wie ich ihn bisher nur in Indien erlebt habe. Auch wenn es viele Probleme zwischen Muslimen und Hindus gibt, zeigt sich im Vielvölkerstaat Indien auf eindrucksvolle Weise immer wieder, wie die Welt sein könnte, wenn Menschen mit Respekt voreinander zusammenleben. Etwas, das wir alle lernen, verstehen und in unserem täglichen Leben anwenden sollten, um eine bessere und glücklichere Gesellschaft zu schaffen.

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Kolumne

Tahora Husaini

Die afghanische Frauenrechtlerin Tahora Husaini hat über ein Jahr lang in ihrer Kolumne über ihr Leben in Deutschland, das Schicksal ihrer Landsleute in der alten Heimat und das einstige Leben in Kabul geschrieben. Die letzte Folge der Kolumne erschien im Mai 2023