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Vor dem Putin-Überfall der Ukraine am 24. Februar 2022 kontrollierte Russland sieben Prozent des Nachbarlandes. Heute sind es schon ca. 20 Prozent. Doch Putin will mehr.
Das hat der Kreml-Diktator in einer Rede in St. Petersburg (09.06.2022) wieder einmal deutlich gemacht. Sei eigentliches Ziel ist die Wiederherstellung uralter Größe, die Renaissance des heiligen russischen Reichs. Putin lebt nicht im 21. Jahrhundert. Seine Politik ist im Imperialismus und Kolonialismus des 18. Jahrhunderts stecken geblieben. Tragisch ist, dass er in diesem Wahn vom russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill unterstützt wird. Dazu gehört die Eroberung fremder Territorien.
Zurückholen heißt erobern
Dabei spricht er natürlich nicht von „erobern“, sondern von – unter Schmunzeln – „zurückholen“. Putin: Auch Zar Peter der Große sei dabei auf deutlichen Widerstand gestoßen als er die Gebiete um St. Petersburg nicht eroberte, sondern von Schweden „zurückgeholt“ hat. Das sagte Putin aus Anlass des 350. Geburtstags von Zar Peter dem Großen erst vor wenigen Tagen. Putin wörtlich: „Offenbar ist das auch unser Schicksal: zurückholen und stärken“.
Und in russischen Talkshows im Staatsfernsehen wird schon gefragt, ob Polen und das Baltikum als nächste „zurückgeholt“ werden sollten. Westliche Beobachter, Journalisten und Politiker, die solche Fragen als „bloße Propaganda“ abtun, seien daran erinnert, dass der Kreml-Chef schon vor einem Jahr in einem Aufsatz der Ukraine das Existenzrecht absprach. Und schon seit 15 Jahren spricht Putin davon, dass der Untergang der Sowjetunion für ihn „das größte Unglück des 20 Jahrhunderts“ war.
Die Wiederherstellung der alten Größe der „russischen Welt“ treibt Putin um. Dabei ist der Tyrannen-Zar Peter der Große sein historisches Vorbild. Der Imperialismus und Kolonialismus von vor 300 Jahren ist die Geisteswelt, die Putin noch heute fesselt. Dies muss bedenken, wer ihn jetzt verstehen will. Der Mann ist noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen. So wenig wie die beiden US-Präsidenten Bush der Ältere und Bush der Jüngere mit ihren Öl-Kriegen im Nahen Osten in ihrer Zeit angekommen waren und dafür hunderttausende Tote in Kauf nahmen.
Putins „russische Welt“
Putin verbindet historische Größe und geografische Ausdehnung so wie die beiden US-Präsidenten Bush politische Größe und Verfügung über fossile Rohstoffe verbanden.
Beide Großmächte sind bis heute in diesem historischen Wahn gefangen. Alle Industriestaaten hängen bis heute am Tropf der fossilen Rohstoffwirtschaft wie ein Junkie an der Nadel. Die Befreiung von diesem Wahn bietet der rasche und komplette Umstieg auf erneuerbare Energien, die in allen Ländern auf der Welt ausreichend zur Verfügung stehen. Die Alternative heißt: Kriege um Öl und Gas oder Frieden durch Sonne und Wind. Es führt kein Weg am Solarzeitalter vorbei.
In Abwandlung eines berühmten Helmut-Schmidt-Zitats kann man sagen: Wer diese Vision nicht hat, sollte zum Arzt. Der rasche Umstieg auf 100 Prozent erneuerbare Energien ist der entscheidende Schritt zum Weltfrieden. Die Lösung der Energiefrage steht für alle Zeit am Himmel.