chrismon.de
Gelähmt sein oder helfen können
Es klingt zynisch, wenn man Katastrophen miteinander vergleicht. Aber manchmal hilft es dabei, sich zu orientieren. Worin also unterscheidet sich die Corona-Pandemie von den Überschwemmungen der vergangenen Wochen?
(Berlin) 11.02.16; Dr. Johann Hinrich Claussen, Portraet, Portrait; Kulturbeauftragter des Rates der EKD, Leiter des EKD-Kulturbueros, evangelischer Theologe Foto: Andreas Schoelzel/EKD-Kultur. Nutzung durch und fuer EKD honorarfreiAndreas Schoelzel
13.08.2021

Wir leben in katastrophischen Zeiten. Aber nicht alle Katastrophen sind gleich. Das zeigt sich schon daran, wie unterschiedlich wir auf sie reagieren. Als die Corona-Pandemie ausbrach, hatten die verantwortlichen Fachleute extrem viel zu bewältigen. Doch alle Nicht-Fachleute waren wie gelähmt. Denn sie konnten ja nichts tun – außer ihr eigenes Berufs- und Privatleben zu managen. So schien es jedenfalls. Den Kirchenleuten wurde in manchen Medien vorgeworfen, sie würden sich ihrer Verantwortung entziehen. Das war zum Teil unfair, zum Teil berechtigt. Nur, was soll man denn tun, wenn die Lösung der Krise darin besteht, dass möglichst viele Menschen nichts tun, sich nicht bewegen, still zu Hause bleiben? Das war ein Problem nicht nur für uns Kirchenleute, sondern für viele, die soziale Arbeit leisten, jetzt aber zur Unsozialität verpflichtet waren.

Doch jetzt sehe und lese ich von einer riesigen Solidarität mit den Betroffenen der Unwetter. Viele Menschen spenden, fahren in die überschwemmten Gebiete, packen mit an, räumen auf, versorgen die Menschen mit Kleidung, Essen, Trinken. Mitten darin auch Pfarrerinnen und Pfarrer, die praktisch helfen oder Beistand leisten, für die Menschen da sind. Das sind beeindruckende, berührende Geschichten. Sie machen das Unheil nicht ungeschehen, aber sie zeigen, wie man mit ihm umgehen kann, indem man etwas tut. Darin liegt etwas Tröstliches, Inspirierendes.

Über allen Einzelkatastrophen wölbt sich aber der große Unheilszusammenhang „Erderhitzung“. Wie gehen wir mit ihm um – lassen wir uns lähmen oder versuchen wir, doch etwas zu tun?

Die Kommentarfunktion ist nur noch für registrierte Nutzer verfügbar. Um einen Leserkommentar schreiben zu können, schließen Sie bitte ein Abo ab, schreiben Sie uns eine Mail an leserpost@chrismon.de oder diskutieren Sie auf Instagram, Facebook und LinkedIn mit.

Kolumne

Johann Hinrich Claussen

Auch das Überflüssige ist lebens­notwendig: Der Autor und Theologe Johann Hinrich Claussen reist durch die Weiten von Kunst und Kultur