Kräuterideen
Im Hörnerdorf Ofterschwang sind die Bergwiesen die Stars
Im Oberallgäu brachte man es dort zu Wohlstand, wo Touristen kamen. Was aber, wenn man nur wenige Kilometer von Oberstdorf entfernt liegt, das mit seinen Sprungschanzen, Seilbahnen und Loipen den Fremdenverkehr in der Region beherrscht? Man muss findig sein, und das sind die Ofterschwanger. Ein Dorf aus zwölf Weilern, dazwischen: Bergwiesen, darauf: Kühe.
Schon 1892 gründeten die Bergbauern eine Sennereigenossenschaft. So konnten sie die Milch ihrer Tiere selbst verarbeiten. Heute laufen Käseladen und Onlineversand prächtig. Und dann kam jemand auf die Idee, aus der Bergheumilch Eis zu machen. Und schon gab es einen Dorfeisladen. Der Renner: Berg-käseeis. Und Sanddornhonig. Der Honig kommt natürlich von den Dorfimkern.
Die Kräuter, die auf den Wiesen wachsen, veredeln Tees, Marmeladen, Liköre, Öle und vieles mehr. All das gibt es im Dorfladen zu kaufen, unter dem Label "Gutes vom Dorf". Und im Winter? Macht der alpine Weltcup-Skizirkus der Damen Station auf den Wiesen. Ausnahmezustand! Und das ganze Dorf hilft mit.
Wo? Im Oberallgäu, 30 km südlich von Kempten
Wann? Sommer oder Winter
Schlafen? Zum Beispiel im kraeuterhof-baechle-waibel.de
Essen? Unbedingt den Apfelstrudel auf der Alpe Blässe
Und sonst in der Gegend? Frisbeegolf spielen. Oder ins Heimatmuseum Busche Berta gehen.
Claudius Grigat
Land voller Leben
Gemeinschaft in Heckenbeck: beim Gärtnern, beim Bouleplatz, bei der Bühne
Hügel, Hügel und nach der nächsten Biegung: noch ein Hügel. Dichte Mischwälder, dazwischen leuchtend gelb die Rapsfelder, voilà: Heckenbeck im Leinebergland, 500 Einwohner, ein Ortsteil von Bad Gandersheim.
Hier gibt’s zwei Welten in einer, Alteingesessene und Zuzügler, konventionelle und solidarische Landwirtschaft. Das Dorf bietet Arzt und Ärztin, ein Gemeinschaftshaus, einen Sportverein, zwei Hebammen, einen Bioladen und eine freie Schule mit Kindergarten, die junge Familien aus ganz Deutschland ins niedersächsische Nirgendwo lockt. Die Schule haben die Eltern weitgehend selbst gebaut, den Bouleplatz am Dorfanger vor dem alten Pfarrhaus auch. Ein paar Schritte die Straße runter bringt die "Weltbühne" Musik, Tanz, Theater und Lesungen ins Dorf, auch nach Corona wieder. Über der Bühne haben die Heckenbecker einfache Gästezimmer hergerichtet, die Nebenräume zur gemütlichen Kneipe.
Vielfalt, jahrzehntelang gewachsen: Initiiert von einem Mann, der einen Platz für sich und seinen Sohn suchte – und immer mehr Menschen anzog. Frei wie ein Baum und brüderlich wie ein Wald.
Heckenbeck im Netz: heckenbeck-online.de
Das Kulturzentrum Weltbühne: weltbuehne.info
Jeden letzten Sonntag im Monat um 11 Uhr: Dorfführung für Interessierte.
Theatersommer
Mit Klappstuhl in den Gutspark – Open Air in Netzeband
Der Weg über die märkische Heide war lang, kommt jetzt noch was? Ja, ein ganz kleines Dorf, und ein Schild, umrahmt von grünen Blättern, "Theatersommer. Kasse in der Kirche". Und was für ein zauberhafter Sommer- abend da noch kommen sollte!
Die Temnitzkirche – vor einigen Jahren abbruchreif und für einen symbolischen Euro an den Bürgermeister übergeben – ist Kasse, Bar und Garderobe. Der verwilderte Gutspark, ein Traum aus Lila und Grün, ist die Bühne; davor Klappstühle, auf denen es sich gut sitzen, ratschen, trinken, ein Kind stillen lässt.
Das Theaterdorf: Idee eines Landschaftsarchitekten und eines Theatermannes, die 1996 das "letzte Loch vor der Hölle" zum neuen Leben erweckten. Es hätte auch Atommüll-Enddeponie werden können. Oder Westernstadt. Jetzt läuft hier sommers "Unter dem Milchwald" von Dylan Thomas, "Frühlings Erwachen" von Frank Wedekind und "Aschenbrödel". Als unser Stück zu Ende war, brannten Fackeln auf dem Weg zum Parkplatz. Heimfahrt durch die dunkle Heide – glücklich.
Wo? In Brandenburg, 90 km nordwestlich von Berlin
Wann? Theatersommer bis 12. September 2021
Schlafen? maerkischehoefe.com
Essen? Am Biostand vor der Kirche
Und sonst in der Gegend? Legt man sich auf den Steg an einem der brandenburgischen Seen und liest Fontane.