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Immer wieder stolpere ich bei meinen Recherchen zum Wohnglück über interessante Themen. So hörte ich neulich meine Lieblingssendung im Deutschlandradio Kultur: Den Länderreport, und darin eine Folge über einen ehemaligen Friedhof in Berlin-Neukölln, auf dem Wohnungen entstehen sollen. Im Bericht ging es auch um Probleme, Hindernisse und Bedenken und um Genossenschaften, die dort Wohnungen errichten wollen.
Friedhof? Genossenschaft? Berlin?
Es klingelte bei mir. Bei meinem Besuch auf dem Stadtgut Blankenfelde bei Pankow/Berlin für die aktuelle chrismon-Ausgabe (Liebe Blankenfelder und speziell lieber Volker und Uwe: Danke für Eure schönen Rückmeldungen) hatte ich auch Peter Weber von der SelbstBau eG kennengelernt. Pit, alle nennen ihn so, hatte mir auch von einem Friedhofsprojekt in Neukölln erzählt. Und wie zukunftsweisend das Projekt sei.
Flugs rief ich ihn an und fragte nach dem Stand der Dinge. Ein guter Zeitpunkt zu fragen, denn leider stocken die Verhandlungen gerade. Hier sein Bericht, der mit einer kleinen Erklärung beginnt:
"Meine Genossenschaft, die 'SelbstBau eG' (eG steht für eingetragene Genossenschaft) wurde 1990 im Prenzlauer Berg, also im Osten Berlins, gegründet. Was wir damals nicht wussten: Es gab in Westberlin schon seit 1984 eine Genossenschaft mit einem fast gleichlautenden Namen: Die 'Selbstbaugenossenschaft Berlin eG'. Erst als die beiden unterschiedlichen Genossenschaftsregister aus Ost und West zusammengelegt wurden, bemerkten wir die Ähnlichkeit der Namen, doch da war es für eine Änderung zu spät.
Vor über einem Jahr nun wurden wir von unseren Kolleginnen und Kollegen von der Selbstbaugenossenschaft Berlin eG angesprochen, ob wir Interesse an einem gemeinsamen Wohnungsneubauprojekt auf einer ehemaligen Friedhofsfläche südöstlich vom Tempelhofer Feld hätten.
Hatten wir, denn tatsächlich waren wir schon länger mit dem Projekt beschäftigt. Wir beschlossen, zusammenzuarbeiten und so frischen Wind in das Projekt zu bringen. Doch als der ausgehandelte Erbbaurechtsvertrag zwischen dem Grundstückseigentümer und den Genossenschaften unterzeichnet werden sollte, gab es neue Probleme mit dem Naturschutz. Sicher müssen und wollen wir mit dem Projekt auch diesen ausreichend beachten und die Alleebäume erhalten, der Eule ihren Raum geben, dazu die Ansprüche des evangelische Friedhofsverbandes und des Konsistoriums berücksichtigen; das Bezirksamt und die vielen anderen Gruppen in diesem Projekt mit einbeziehen und möglichst alle Bedenken hören. Wir sehen alle Beteiligten in der Verantwortung, in Abwägung der jeweiligen Interessen und Zuständigkeiten, gemeinsam eine Lösung zu finden. Wir Genossenschaften sind dazu bereit und haben dafür unsere Kräfte und Kompetenzen gebündelt."
Soweit der Bericht von Pit Weber. Ich drücke den beiden engagierten Genossenschaften in Berlin meine Daumen. Überall in Deutschland gibt es Friedhöfe, die schrumpfen. Oft geht es um wertvollen Grund und Boden mitten in der Stadt. Warum soll da, wo früherTote ruhten, nicht neues Leben mit Wohnungen für viele entstehen? Erst recht, wenn es sich um günstigen Wohnraum handelt?
Wie immer in diesem Blog möchte ich Denkanstöße geben und vernetzen. Wenn Ihr mehr über das Friedhofsprojekt in Neukölln wissen wollt, oder vielleicht sogar gute Ideen für die Lösungen der Probleme habt: Schreibt Pit Weber direkt an.
Übrigens hat Pit mir nicht nur vom Friedhof erzählt, sondern auch von einem ganz tollen Notartermin. Dabei ging es auch um Berlin-Neukölln, aber um ein Mietshaus. Und da ich immer gerne mit einem positiven Ausblick ende, zitiere ich ihn hier noch mal:
„Vor einigen Wochen haben wir, keine 100 Meter von der grünen Oase Tempelhofer Feld entfernt, ein Mietshaus gekauft. Eigentlich ist der Grund und Boden in dieser Gegend für eine kleine Genossenschaft wie die unsere unbezahlbar. Wir konnten jedoch mit der Eigentümerfamilie und den MieterInnen gemeinsam eine gute und bezahlbare Lösung finden.Ja, auch das gibt es trotz aller Bodenspekulationen noch: Private Hauseigentümer, denen bei der Wahl des Käufers nicht nur der Verkaufspreis, sondern für ihre ehemaligen MieterInnen auch sichere Wohnungen und langfristig bezahlbare Mieten wichtig sind.“