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Gemächlich zieht die Memel an grünen Wiesen vorbei, Bäume rauschen, Wolken spiegeln sich im Wasser. Smalininkai liegt direkt am Flussufer, ein ehemals ostpreußisches Dorf mit knapp 500 Einwohnern. Eine stille Idylle – ideal für Urlauber mit Zelt, Caravan oder Wohnmobil, findet Mindaugas Kairys. Der Pfarrer und Leiter der litauischen Diakonie will hier einen Campingplatz errichten. Und damit das Dorf retten, oder es zumindest versuchen.
Die Mütter pflegen deutsche Rentner
Smalininkai liegt im Westen von Litauen, nahe der Grenze zur russischen Exklave Kaliningrad. In der Gegend gibt es kaum Arbeitsplätze, viele Kinder sind tagsüber alleine. Bei den einen kommt wenigstens abends jemand heim. Bei den anderen sind die Eltern monatelang im Ausland – als Pflegerin in Deutschland etwa oder auf dem Bau in Skandinavien. Großeltern oder andere Verwandte fangen das nur notdürftig auf. "Den Kindern fehlt ein Zuhause", sagt Kairys in fließendem Deutsch mit dem typisch baltischen Zungenschlag. "Geschirrgeklapper, wenn sie von der Schule kommen. Jemand, der Tee kocht, wenn der Hals wehtut. Und sie mal in den Arm nimmt."
Hanna Lucassen
Die Diakonie kann ein Zuhause nicht ersetzen, aber sie bietet immerhin eine Nachmittagsbetreuung an. 20 bis 25 Jungen und Mädchen – auch solche aus sozial schwachen Familien – kommen täglich in die Kirchengemeinde, sie essen Mittag, spielen, malen, erledigen Hausaufgaben – alles in einem Raum, der längst zu klein geworden ist. Deshalb ist ein Umzug geplant. Die Kirche hat ein parkähnliches Grundstück am Ortsrand gekauft, der darauf stehende ehemalige Kindergarten wird zurzeit saniert und umgebaut zu einem Sozialzentrum. Die Kindertagesstätte wird ebenso einziehen wie eine Familienberatungsstelle, es soll Therapieangebote und eine kleine Gesundheitsstation geben.
Der Pfarrer stemmt sich gegen den Abwanderungstrend
Wenn alles klappt, geht es im Sommer 2020 los. Später einmal könnten in einem Nebengebäude auch alte Leute betreut werden. Denn auch ihnen fehle die Generation dazwischen, die sich um sie kümmert. Auf dem Rest des weiten Geländes plant Kairys den Campingplatz. Dessen Einnahmen flössen ins Zentrum, das von Staat und Kommune bezuschusst werden wird. Und er brächte Arbeitsplätze in den Ort.
Kairys stemmt sich gegen einen dramatischen Trend: Litauen laufen die Menschen weg. Seit der Unabhängigkeit 1990 sank die Einwohnerzahl von 3,7 auf 2,8 Millionen.
Der Pfarrer schätzt die Sanierungskosten auf 150 000 Euro, sie sollen teilweise durch EU-Fördergelder und Spenden finanziert werden. Auch das deutsche Gustav-Adolf-Werk (GAW) sammelt dafür Geld. Dort kennt und schätzt man Kairys, seit er mit Hilfe eines GAW-Stipendiums in Leipzig studierte. Er gilt als jemand, der etwas
bewegen will – und das auch kann.
Wärme spenden
Der Einbau einer Heizung im Sozialzentrum in Smalilinkai kostet circa 7000 Euro. Spenden dafür nimmt das Gustav-Adolf-Werk (Diasporawerk der Evangelischen Kirche in Deutschland) in Leipzig entgegen:
Gustav-Adolf-Werk e.V.
Pistorisstraße 6 · 04229 Leipzig
Tel. +49 (0) 341.490 62 0
E-Mail: info@gustav-adolf-werk.de
www.gustav-adolf-werk.de
GAW-Projekt Smalilinkai
Spendenkonto:
KD-Bank – LKG Sachsen
IBAN DE42 3506 0190 0000 4499 11
BIC GENO DE D1 DKD
Stichwort: chrismon/Litauen
Für eine Spendenbescheinigung btte die eigene Adresse angeben.